Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) ist das Rückgrat unserer Mobilität. Jeden Tag nutzen viele Millionen Fahrgäste die öffentlichen Verkehrsmittel – auf dem Weg zur Arbeit, zum Einkaufen oder für Ausflüge. Sie schonen damit nicht nur ihren Geldbeutel, sondern auch die Umwelt. Wir haben für das Mobilitätsbarometer das Meinungsforschungsinstitut Kantar damit beauftragt, die Zufriedenheit der Menschen mit dem ÖPNV-Angebot in ihren Bundesländern herauszufinden.
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Im gesamten Bundesgebiet fühlen sich immerhin 67 Prozent mit Bus und Bahn gut angebunden. Das heißt aber auch: Etwa jede/r Dritte ist mit der ÖPNV-Anbindung unzufrieden. Die Erreichbarkeit öffentlicher Verkehrsmittel ist zudem stark abhängig vom Wohnort.
Während in großen Städten ab einer halben Million Einwohner 82 Prozent der Befragten mit der Anbindung zufrieden sind, gilt dies in Mittelstädten von 20.000 – 100.000 Einwohnern nur für 45 Prozent. In kleinen Ortschaften bis 5.000 Einwohnern sind lediglich 24 Prozent mit der Erreichbarkeit des ÖPNV zufrieden.
Weiterhin ist auch ein klares Ost-West-Gefälle zu erkennen. Im Westen fühlen sich 31 Prozent der Befragten nicht gut angebunden, im Osten sind es sogar 40 Prozent.
Die beste wahrgenommene Anbindung an Bus und Bahn gibt es in den Stadtstaaten: In Berlin sind 93 Prozent der Menschen zufrieden, gefolgt von Hamburg mit 90 Prozent und Bremen mit 83 Prozent. Deutlich schlechter sieht es in Brandenburg und Niedersachsen aus, wo nur 55 Prozent der Befragten ihre Anbindung positiv bewerten. Das Schlusslicht bildet Sachsen-Anhalt mit nur 52 Prozent Zufriedenheit. Hier fühlen sich fast die Hälfte der Menschen (48 Prozent) nicht gut angebunden. Ähnlich kritisch ist die Lage in Brandenburg (45 Prozent) und Niedersachsen (46 Prozent).
Die Zufriedenheit mit der Anbindung an Bus und Bahn hängt überraschend stark davon ab, ob Kinder im Haushalt leben. Während sich 79 % der Single-Haushalte gut an den ÖPNV angebunden fühlen, liegt der Wert in Haushalten mit drei oder mehr Personen bei nur 60 %.
Wer eine zukunftsfähige und familienfreundliche Mobilität gestalten möchte, muss Familien die Möglichkeit bieten, auch ohne Auto flexibel unterwegs zu sein. Das bedeutet, gezielt in den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs zu investieren. Eine bessere Taktung und kürzere Wege zur nächsten Haltestelle sind entscheidend, um Familien eine echte Alternative zum Auto zu ermöglichen.
Die Befragung zeigt klar: Nicht die Entfernung zur nächsten Haltestelle ist für die meisten Menschen das Problem, sondern die als unzureichend empfundene Anzahl der Abfahrten. Während bundesweit nur 11 Prozent unzufrieden mit der Entfernung zur nächsten Haltestelle sind, liegt die Unzufriedenheit mit der Taktung bei 34 Prozent – also mehr als jede/r Dritte.
Vor allem junge Menschen zwischen 14 und 29 Jahren sind unzufrieden: 38 Prozent empfinden die Abfahrten als zu selten. Ältere Befragte ab 60 Jahren sehen dies weniger kritisch – hier sind es nur 29 Prozent. Große Unterschiede gibt es auch zwischen Stadt und Land. In Großstädten ab 500.000 Einwohnern sind 74 Prozent mit der Taktung zufrieden. In Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern liegt dieser Wert jedoch bei nur 31 Prozent.
Diese Zahlen verdeutlichen, dass gerade in kleineren Orten der Ausbau eines verlässlichen Taktverkehrs dringend notwendig ist.
Die Zufriedenheit mit der Taktung des ÖPNV unterscheidet sich stark in Deutschland. Am wenigsten zufrieden sind die Menschen in Niedersachsen (54 Prozent), Brandenburg (53 Prozent) und Sachsen-Anhalt (47 Prozent). Die höchsten Werte erreichen Hamburg (89 Prozent), Bremen (82 Prozent) und das Saarland (77 Prozent).
Zwischen Ost- und Westdeutschland gibt es einen kleinen Unterschied: Im Westen sind 67 Prozent zufrieden, im Osten nur 61 Prozent.
Die Taktung des ÖPNV hat sich in den vergangenen fünf Jahren für die meisten Menschen kaum verändert. Nur 17 Prozent der Befragten geben an, dass die Abfahrten an ihrer Haltestelle häufiger geworden sind, während 15 Prozent sogar von einer Verschlechterung berichten.
Junge Menschen zwischen 14 und 29 Jahren sehen die Entwicklung etwas positiver: 24 Prozent von ihnen nehmen eine Verbesserung wahr, im Vergleich zu nur 11 Prozent der 50- bis 59-Jährigen. Besonders kritisch ist die Situation in ländlichen Regionen: In Orten mit bis zu 5.000 Einwohnern finden 35 Prozent der Befragten, dass die Taktung schlechter geworden ist.
Die wahrgenommenen Verbesserungen bei der Taktung des ÖPNV unterscheiden sich stark zwischen den Bundesländern. Die höchsten Werte erreicht Brandenburg, wo 29 Prozent der Befragten angeben, dass sich die Abfahrten an ihrer Haltestelle in den vergangenen fünf Jahren verbessert haben. Dennoch bleibt Brandenburg bei der allgemeinen Zufriedenheit mit der ÖPNV-Frequenz eines der Schlusslichter.
Auch in Rheinland-Pfalz (25 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (24 Prozent) berichten viele von Verbesserungen. Im Saarland sind die Menschen mit 77 Prozent bereits vergleichsweise zufrieden mit der Taktung, doch nur 4 Prozent nehmen eine Verbesserung wahr. Besonders kritisch ist die Lage in Sachsen-Anhalt: Hier sind nur 47 Prozent mit der Taktung zufrieden, und lediglich 8 Prozent sehen eine Verbesserung – ein klares Schlusslicht in beiden Kategorien.
Die meisten Menschen in Deutschland sind mit der Entfernung zur nächsten Bus- oder Bahnhaltestelle zufrieden – insgesamt 89 Prozent. Interessant ist, dass diese Zufriedenheit auch im Alter hoch bleibt: Bei den über 60-Jährigen liegt sie ebenfalls bei 89 Prozent. Deutliche Unterschiede zeigen sich jedoch zwischen ländlichen und städtischen Regionen. In Großstädten sind 92 Prozent der Befragten mit der Nähe zur Haltestelle zufrieden, während dieser Wert deutschlandweit in kleineren Orten mit bis zu 20.000 Einwohnern auf 77 Prozent sinkt.
Die Zufriedenheit mit der Entfernung zur nächsten Haltestelle ist in Deutschland insgesamt hoch – besonders in Berlin, Hamburg und Brandenburg, wo die Werte am besten ausfallen. Auch in den meisten anderen Bundesländern zeigen sich die Menschen zufrieden. Dennoch gibt es Ausnahmen: Bayern (83 Prozent), Niedersachsen (79 Prozent) und Sachsen-Anhalt (78 Prozent) liegen am unteren Ende der Skala und fallen deutlich ab. Interessant ist, dass sich hierbei kein spürbarer Ost-West-Unterschied zeigt.
In den vergangenen fünf Jahren hat sich für die meisten Menschen die Entfernung zur nächsten Haltestelle kaum verändert. Nur 11 % der Befragten berichten von einer Verbesserung.
Positiv hervorzuheben ist jedoch, dass es auch kaum negative Rückmeldungen gab: Lediglich 4 Prozent der Befragten teilten uns mit, dass die Situation vor Ort schlechter geworden sei.
Allerdings zeigen sich Unterschiede zwischen Stadt und Land. Während in städtischen Gebieten nur 2 Prozent eine Verschlechterung wahrnehmen, liegt dieser Wert in ländlichen Regionen bei 13 Prozent.
In Berlin wird die Entfernung zur nächsten Haltestelle bereits als gut wahrgenommen – hier gab es in den vergangenen fünf Jahren kaum Veränderungen. Anders sieht es in Mecklenburg-Vorpommern aus, wo 22 Prozent der Befragten berichten, dass sich die Situation verbessert hat. Auch in Bremen, Hamburg und Thüringen ist eine positive Entwicklung spürbar.
In Niedersachsen hingegen sind nur 79 Prozent der Menschen mit der Entfernung zur nächsten Haltestelle zufrieden (siehe Frage 2). Hier hat sich laut Umfrage wenig getan: Lediglich 9 Prozent erleben eine Verbesserung. Ähnlich verhält es sich in Bayern. Trotz des vergleichsweise niedrigen Wertes von 83 Prozent Zufriedenheit geben nur 10 Prozent an, dass sich die Situation in den vergangenen fünf Jahren verbessert hat.