Liebe Leserin, lieber Leser, lassen Sie uns kurz über Löcher reden: Es gibt schwarze Löcher. In Schottland sagt man zu fast jedem See Loch. Es gibt Käse mit Löchern. Es gibt Haushaltslöcher. Und es gibt das Sommerloch. Angeblich. Mindestens so sagenumwoben wie das Monster von Loch Ness. Haben Sie schonmal eins gesehen – also ein Sommerloch? Falls ja, dann seien Sie doch so gut und schicken uns unbedingt ein Foto davon. Denn uns war der Anblick desselben bislang nicht vergönnt. Aber sei’s drum: Der Mensch braucht Rituale, und dazu gehört es so zu tun, als gäbe es im Sommer tatsächlich eine Dauersiesta. Und so wird in der Politik ritualgemäß vorm Urlaub an fast alles ein Häkchen gemacht: Haushaltsentwurf für 2024 – Check. Novelle des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes – Check. Freie Fahrt für Gigaliner – Check. Nicht alles davon erfreulich, aber immerhin einiges. Wir wollen in jedem Fall verhindern, dass Sie zu Beginn oder zum Ende Ihres Urlaubs in ein bedrohliches Sommerloch fallen – und stopfen das Loch prophylaktisch mit diesem Newsletter. Viel Spaß beim Lesen! Sabrina Wendling |
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| | | Damit sind wir ja schon beim Thema Urlaubslektüre. Was lesen Sie so im Gartenstuhl oder wenn Ihre Füße im Sand verbuddelt sind (mal abgesehen von unserem Newsletter)? Tageszeitung? Thriller? Kursbücher? Oder vielleicht doch lieber den Haushaltsentwurf für 2024? Anfang Juli, kurz vor Übernahme durch das Sommerloch, war es endlich so weit: Das Kabinett sagte Ja zum Haushaltsentwurf für 2024, an dem zuvor lange gerüttelt, gefeilt und gekürzt worden war. Sicherlich haben Sie das Dokument vor Aufregung zitternd verschlungen … und haben darin höchstwahrscheinlich keine 45 Milliarden Euro für die Schiene gefunden. Das lag leider nicht daran, dass die Sonne so doll geblendet und Ihr Tablet endlos reflektiert hätte, so gerne wir das behaupten würden. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr bekommt dem Haushaltsentwurf zufolge zwar einen Schienenetat-Zuwachs von drei Milliarden Euro gegenüber 2023. Aber da muss nach Ende des besagten Lochs noch was nachgeschoben werden: zum Beispiel aus dem Klima- und Transformationsfonds. Was den Vergleich Schiene vs. Fernstraße angeht, stehen wir immerhin am Beginn einer erfreulichen Wende bei den verkehrspolitischen Prioritäten: Dem Haushaltsentwurf zufolge wird die Ampel 2024 erstmals erheblich mehr in die Schiene als in die Straße investieren und damit ein zentrales Versprechen aus ihrem Koalitionsvertrag einlösen. Eine gute Nachricht, die wir im Juli bei unserer Pressekonferenz zu den Pro-Kopf-Investitionen verkündet haben. Klar ist aber auch, dass die Bundesregierung nach Jahrzehnten des Sparens an der Schiene noch deutlich mehr tun muss – sonst wird das nichts mit dem Kapazitätszuwachs. In unserer jüngsten Umfrage unter den Fördermitgliedern der Allianz pro Schiene haben sich nur 6 Prozent zufrieden mit der Bundesregierung gezeigt. Mehr als die Hälfte (51 Prozent) bewertet die Arbeit der Bundesregierung geradeheraus als schlecht. Die Branche erwartet mehr. |
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| | Weniger Akrobatik für zugewanderte Fachkräfte |
| Ob es nun darum geht Gleise zu erneuern, Schwellen zu tauschen, neue Züge zu bauen oder bestehende in Schuss zu halten – die Bahnbranche hat lange darauf gewartet, dass die Bundesregierung die Weichen stellt für mehr Fachkräfte. Aber wenn man sich so umschaut, sind für Fachkräfte aus dem Ausland viele andere Länder attraktiver als Deutschland. Die Bundesregierung hat nun den Hindernisparcours etwas abgebaut, damit künftige Fachkräfte nicht mehr den bürokratischen Stabhochsprung beherrschen müssen, um auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Auch wenn die Opposition es aus verschiedenen Gründen gerne verhindert hätte – nach dem Bundestag hat auch der Bundesrat das neue Fachkräfte-Einwanderungsgesetz beschlossen. Salopp könnte man sagen, es reicht nun, wenn zuwanderungswillige oder zugewanderte Fachkräfte den einfachen Hürdenlauf beherrschen und nicht den Stabhochsprung auf olympischem Niveau. Ein wichtiger Schritt, der die Fachkräftesuche nicht nur, aber auch für die Bahnbranche hoffentlich schnell erleichtern wird. Denn die ist auf Wachstumskurs: 62 Prozent unserer Förderer haben in der schon erwähnten Umfrage angegeben, sich in den kommenden zwei Jahren vergrößern zu wollen. Gleichzeitig herrscht bei vielen Schienen-Jobs akuter Mangel. Etwa beim Lokführerberuf. Dort kamen zuletzt auf 100 offene Stellen nur 68 Arbeitssuchende. Da geht also noch was. |
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| | Ein 40-Tonnen-Lkw = 60.000 Pkw |
| Lang-Lkw reduzieren CO2, belasten die Straßeninfrastruktur weniger und sind die Lösung für den Fahrermangel – so in etwa feierte kürzlich Verkehrsstaatssekretär Oliver Luksic die Novelle, die den Einsatz von Lang-Lkw in Deutschland ausweitet. Auch auf EU-Ebene scheint eine Änderung zugunsten der Lang-Lkw kurz bevorzustehen. Völlig unverständlich, wie wir finden. Schließlich ist es mitnichten so, dass Lang-Lkw die Straßeninfrastruktur schonen. Ein wachsender Lkw-Anteil im Güterverkehr führt sogar zu einem überproportionalen Anstieg von Straßenschäden: Ein 40-Tonnen-Lkw mit vier Achsen beansprucht die Straßeninfrastruktur so stark wie sage und schreibe 60.000 Pkw. Was sich wiederum eindeutig schlecht auf ohnehin marode Autobahnbrücken auswirken dürfte. Zeit, das Potenzial des Schienengüterverkehrs nicht kleinzureden – sondern ihm das zuzutrauen, was er wirklich kann. |
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| | Eierlegende Wollmilchwagen |
| Auto oder Zug. Straße oder Schiene. Wer immer nur in Entweder-oder-Kategorien denkt, dem und der dürfte im Leben so einiges entgehen. Was dabei rauskommt, wenn man beides zusammen denkt, zeigt ein spannendes Experiment der französischen SNCF. Kennen Sie schon Flexy und Draisy? Zwei zuckersüße Fahrzeug-Prototypen von Lohr Industrie, die dem ländlichen ÖPNV wieder neues Leben einhauchen könnten. Flexy ist ein schienentaugliches E-Auto, quasi der eierlegende Wollmilchwagen. Er kann sowohl Straße als auch Schiene – und wird als Option für wenig genutzte oder wieder zu reaktivierende Strecken erprobt. Draisy soll die stillgelegte Strecke Bitsch-Saargemünd in Lothringen wiederbeleben, ab 2025 soll die Testphase auf einem Teil der Strecke planmäßig starten. Ab 2027 könnte Draisy dann auf den Markt kommen. Ob das alles klappt? Wir drücken die Daumen. Denn auch hierzulande warten (zu) viele ländliche Regionen noch auf den Anschluss. |
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| | Still in love with Deutschlandticket |
| Wir bleiben bei unserem optimistischen Blick auf das Deutschlandticket: Die bislang elf Millionen Abos sind ein ziemliches Ding! Der Verband deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) rechnet sogar damit, dass es perspektivisch 17 Millionen werden. Für 49 Euro im Monat den ÖPNV im ganzen Land nutzen – das ist ein richtig gutes Angebot. Und zusammen können wir es noch besser machen. Bis Mitte September sammelt die ARD für ihr Projekt #besserBahnfahren die Erfahrungen aller Teilnahmewilligen mit dem ÖPNV (hier geht’s zur Umfrage). Erste Auswertungen von Telefondaten des Mobilfunkanbieters O2 Telefónica deuten bereits auf die steigende Nachfrage hin. Seit Einführung des Deutschlandtickets im Mai ist der Personenverkehr auf der Schiene demnach um 2,5 Prozentpunkte gewachsen. Dafür wurden die natürlich anonymisierten Bewegungsprofile von rund 40 Millionen Handys ausgewertet. Das Ergebnis ist eine gute Nachricht, aber da geht natürlich noch mehr. Der Mobilfunkanbieter spricht von einer „wahrnehmbaren Verlagerung von der Straße auf die Schiene“. Wenn die Bundesregierung das Ziel ernst nimmt, die Passagierzahlen bis 2030 zu verdoppeln, muss aber noch deutlich mehr Verlagerung her. Das schaffen wir nur mit einer finanziell gut genährten Angebotsoffensive. |
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| | Bei der Verkehrswende verflogen |
| Fragen Sie sich auch manchmal, wie es eigentlich sein kann, dass manche Menschen sich den Kopf über den ökologischen Fußabdruck jeder Dienstreise zerbrechen, während andere es für ihr gottgegebenes Recht halten, mit dem Privatjet von der Vorstandssitzung in München zum Jour Fixe auf dem Golfplatz am Starnberger See zu fliegen? Dann freuen Sie sich sicherlich über das Umfrageergebnis des Verbands Deutsches Reisemanagement (VDR), nach dem 64 Prozent der Befragten angegeben haben, für mehr Nachhaltigkeit bei Dienstreisen im Inland auf die Schiene zu wechseln (wenn auch höchstwahrscheinlich die meisten Wechselwilligen eher dem Linienflug und nicht dem Privatjet abtrünnig geworden sein dürften). Während andere Länder wegen der desaströsen Klimabilanz Inlandsflüge längst drastisch reduziert und teils sogar untersagt haben, läuten zumindest in der deutschen Flugbranche die Alarmglocken. Man dürfe das Feld nicht einfach der Bahn überlassen, verlautbarte der Lufthansa-Vertriebschef kürzlich durch das Wettbewerbs-Megafon in einem Interview. Und er kündigte tatsächlich an, Inlandsflüge „wieder attraktiv zu machen“. Ja, das hat er wirklich gesagt. Der Shitstorm ließ überraschenderweise nicht lange auf sich warten. Die Lufthansa versuchte daraufhin die Aussagen zu drehen und zu wenden und mit einer Prise Harmlosigkeit zu garnieren. Dennoch eine strategische und kommunikative Bruchlandung, die schmerzlich zeigt, dass für viele die Verkehrswende da aufhört, wo eigene Gewinnmargen anfangen zu leiden. |
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| Dana Hempel, Sachbearbeiterin DB Netz AG |
| | Es wird viel gebaut auf der Schiene, und das ist mit einer Menge Änderungen im Betriebsablauf verbunden. Wie gut, dass es Menschen gibt, die eine Art Beipackzettel für jede Baustelle schreiben, damit Fahrdienstleiterinnen und Bauleiter genau wissen, worauf sie achten müssen. Dana Hempel schreibt als Sachbearbeiterin für Betriebs- und Bauanweisungen bei der DB Netz AG auf, was genau gesperrt wird, welche Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden müssen, ob es zusätzliche Signalanlagen braucht, und, und, und. Für diesen Job hat sich Dana Hempel ganz bewusst entschieden. Nach ihrer Ausbildung zur Mediengestalterin wollte sie sich neu orientieren. Es sollte ein krisensicherer Job sein. Da ist Dana Hempel ihr Opa eingefallen, ein alter Eisenbahner. Nach einer Infoveranstaltung stand ihr Wunsch fest, sich zur Fahrdienstleiterin ausbilden zu lassen. Anschließend hängte sie noch eine Weiterbildung zur Fachwirtin Bahnbetrieb dran. An ihrem Job mag Dana Hempel den familiären Umgang – und dass sie in so viele verschiedene Bereiche reinschauen kann. Dana Hempel und 28 weitere Berufsbotschafterinnen und Berufsbotschafter sind hier zu finden. |
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| Willkommen in der Allianz pro Schiene |
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| Schieneninfrastruktur hält eine Menge aus – vor allem dann, wenn man ihr mithilfe digitaler Technik regelmäßig den Puls fühlt und Bescheid weiß, bevor Probleme auftauchen. Unser neues Fördermitglied, die Global Rail Group, ist spezialisiert auf Schieneninstandhaltung. Mit speziellen Algorithmen werden Weichen überwacht, wird Schotter in Schuss gehalten und die Rad-Schiene-Schnittstelle überwacht. Hier arbeiten Gleisbau-Experten aus aller Welt – an zwölf Standorten weltweit. Willkommen in der Allianz pro Schiene! |
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| DIE ALLIANZ PRO SCHIENE IN DEN MEDIEN |
| Ausgewählte Artikel der letzten 30 Tage |
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| Allianz pro Schiene-Termine |
| - 24. August: Bekanntgabe Bahnhof des Jahres
- 30. August: Pressekonferenz verkehrspolitischer Ampel-Check / Allianz pro Schiene, ADFC und ACE
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| | Allianz pro Schiene e.V. | Reinhardtstraße 31 | 10117 Berlin www.allianz-pro-schiene.de – info@allianz-pro-schiene.de Hier geht es zur Datenschutzerklärung. |
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