| fragen Sie sich auch manchmal, wie sich das aktuelle politische Weltgeschehen vom Mond aus betrachtet anfühlt? Zugegeben: Die Vorstellung ist äußerst reizvoll, angesichts der Kriege und Krisen einfach in ein Raumschiff zu steigen und der Erde mal für ein paar Tage den Rücken zuzudrehen. Weil den meisten von uns für einen solchen Exkurs nicht nur ein paar Cent fehlen dürften, sondern auch ein ökologischer Fußabdruck in der Schuhgröße eines Dinosauriers entstünde, begnügen wir uns vielleicht doch damit, in einen Regionalzug zu steigen und die schweren Gedanken im nächsten Wald zwischen Kiefer und Birke abzuladen. Das Deutschlandticket macht das immerhin unkompliziert möglich. Doch spätestens, wenn Sie Ihr Ticket zücken, fragen Sie sich vielleicht, wie lange Sie das noch tun können – und ärgern sich, so wie wir, über den schier endlosen Finanzierungsstreit. Sicherlich: Vom Mond aus betrachtet würden wir auch darüber nur müde lächeln. Aber wo wir schonmal auf der Erde bleiben: Dieser Streit dauert schon viel zu lange, und es wäre fatal, die Zukunft einer so großartigen Sache aufs Spiel zu setzen. Wir nehmen Sie in diesem Newsletter mit auf einen gänzlich CO2-neutralen Exkurs nach Argentinien, an den Timmendorfer Strand, ins Regierungsviertel und wieder zurück an Ihren Schreibtisch. Möge Sie diese Reise auf unbeschwerte Gedanken bringen. Herzliche Grüße Sabrina Wendling |
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| | Die InfraGO braucht jetzt noch Inhalt |
| Wie man ihn auch dreht und wendet: der Begriff „Gemeinwohlorientierte Infrastruktursparte“ hat nicht unbedingt das Potenzial zum Jugendwort des Jahres gekürt zu werden, auch Straßen in Neubaugebieten werden wohl künftig nicht nach ihm benannt. Der Begriff wird auch nicht schöner, wenn man ihn liebevoll mit InfraGO abkürzt (selbst wenn die klangliche Nähe zur Infrarot-Lampe durchaus ein wohliges Gefühl auslöst). Aber sei’s drum, auf die inneren Werte kommt es an. Doch genau die fehlen noch. Organisatorisch ist der Weg zwar bereitet für den Start der InfraGO zum Jahresbeginn, nachdem der Aufsichtsrat der DB kürzlich einer Verschmelzung von DB Station&Service und DB Netz zugestimmt hat. Aber wie definiert der Bund die Leitlinien dieser neuen Sparte? Und wie steuert er künftige Entscheidungen zur Schieneninfrastruktur? Darum ging es gestern Abend auch beim Bahnsalon der Allianz pro Schiene, wo unser Geschäftsführer Dirk Flege mit Staatssekretär Michael Theurer, Vertretern von Opposition und Regierung sowie Verbänden diskutierte. Fazit: Ein gemeinsames Verständnis, wie genau die gemeinwohlorientierte Infrastruktur definiert sein soll, gibt es noch nicht. Und auch die Rolle des Bundes ist noch nicht spruchreif. Einig waren sich immerhin alle darin, dass ein verlässliches Angebot für die Fahrgäste und die Kunden des Güterverkehrs im Mittelpunkt stehen soll – und dass Opposition und Branche stärker in die Ausgestaltung der InfraGO einbezogen werden sollen. Wie sich die Schienenbranche die InfraGO vorstellt, können Sie übrigens hier nachlesen, in unserem ganz frischen Positionspapier von acht Verbänden. |
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| | Germany’s next Landbahnhof |
| Es gibt wohl kaum einen deprimierenderen Anblick als einen mit Bretterbeschlägen verrammelten Kleinstadtbahnhof, der höchstens noch für Fuchs und Hase ein netter Treffpunkt zum Gute-Nacht-Sagen ist. Meine Damen und Herren, die Allianz pro Schiene sucht das glatte Gegenteil: nämlich einen quicklebendigen Bahnhof im ländlichen Raum, an dem sich Menschen gerne Guten Tag sagen. Noch bis Jahresende kann jede und jeder bei uns Beispiele einreichen für vorbildliche kleine Bahnhöfe, die ihre Umgebung beleben, weil sie jede Menge guter Angebote vor Ort haben: etwa eine Bürger-Sprechstunde, einen Lebensmittel-Laden, eine Krabbelgruppe, unseretwegen auch Lach-Yoga und Latte macchiato, in jedem Fall aber gute Zugverbindungen und attraktive Sharing-Angebote, damit man gut hin und auch wieder weg kommt (auch wenn man bestenfalls gar nicht wieder weg wollen sollte vom schönen Bahnhof). Eine unabhängige Jury wählt Anfang 2024 bis zu fünf Bahnhöfe aus den eingereichten Beispielen aus, und wir als Allianz pro Schiene machen sie einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Gefördert wird das Projekt übrigens vom Bundesumweltministerium und vom Umweltbundesamt. Auch nicht uninteressant, wenn Sie gerade erst dabei sind, sich so einen kleinen Alleskönner-Bahnhof auszudenken: Das Landwirtschaftsministerium fördert solche Konzepte aktuell mit bis zu 75.000 Euro. Mehr Infos zur Bewerbung gibt es hier. |
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| | Tag der Schiene macht süchtig |
| Was war das doch für eine erhebende Veranstaltung, der diesjährige Tag der Schiene – lauter fröhliche Menschen, die bei schönstem Sonnenschein in der ganzen Republik die Schienenbranche gefeiert und begeistert für sie geworben haben. Wir freuen uns sehr, dass 77% der diesjährigen Veranstalterinnen und Veranstalter jetzt schon wissen, dass sie auch im kommenden Jahr auf jeden Fall wieder dabei sein wollen, wenn vom 20.-22. September der dritte Tag der Schiene gefeiert wird. Kurz darauf geht es übrigens weiter mit der InnoTrans, sodass man eigentlich auch vom Schienenmonat September sprechen kann. Unbedingt vormerken und fett im Kalender blocken: We want you for zweite Septemberhälfte! |
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| | Wenn Bäderbahnen nicht mehr bummeln |
| Sieben Kilometer samtweicher Sandstrand, gleich zwei Seebrücken, kristallklares Wasser und gemütlich mit der Bäderbahn erreichbar – es gibt lauter gute Gründe, Urlaub am Timmendorfer Strand zu machen. Allein im vergangenen Jahr gab es rekordverdächtige 1,3 Millionen touristische Übernachtungen in der Gemeinde. Ab 2029 fällt einer dieser guten Reisegründe leider weg – denn das, was fast 100 Jahre lang eine Attraktion war, soll dann stillgelegt werden: die historische Bäderbahn zwischen Bad Schwartau und Scharbeutz. Oder wie es die Lübecker Nachrichten formulieren: „Mit Timmendorfer Strand (wird) ein Tourismusmagnet an der Ostsee vom Bahnnetz abgekoppelt.“ Zugegeben: Die Gemengelage ist äußerst komplex. Anstelle der gemütlichen Bäderbahn sollen Menschen künftig auf einer neuen Strecke weiter landeinwärts anreisen – die Rede ist von der Hinterlandanbindung der sogenannten Fehmarnbeltquerung, also jenem geplanten Tunnel unter der Ostsee, der die Insel Fehmarn mit Dänemark verbinden wird. Zwar wird es auf dieser neuen Verbindung auch künftig Stopps für die Küstenorte geben – aber die Bahnhöfe werden teils kilometerweit vom Ortszentrum entfernt und womöglich nur mit dem Bus erreichbar sein. Daher befürchten viele, dass die Touristen von vornherein lieber das Auto nehmen, um mit Kind, Kegel, aufblasbarem Einhorn und Ruderboot ohne Umsteigen zum Strand zu fahren. Auch Fachkräfte und Azubis, so fürchtet die Gemeinde Timmendorfer Strand, könnten dann in besser erreichbare Gemeinden abwandern. Liebe Leserin, lieber Leser – Sie stellen sich gerade bestimmt auch die Frage, die uns umtreibt: Wieso betreibt man dann nicht einfach beide Strecken, die historische UND die neue? Einer friedlichen Koexistenz steht vereinfacht gesagt die deutsche Bürokratie im Wege. Und wie Sie wissen, ist das oft schon das Totschlagargument. Für die friedliche Koexistenz müsste nämlich das Planfeststellungsverfahren geändert werden. Das würde Jahre dauern. Und Änderungen könnten Klagen nach sich ziehen. Die Frage ist jetzt nur, was von alledem das größte Übel wäre. So viel scheint jedenfalls sicher: Eine Bäderbahn einzustellen, die täglich bis zu 1.400 Fahrgäste transportiert, ein Touristenmagnet ist und Menschen zur Arbeit bringt, ist ganz sicher das Gegenteil von einem Anreiz für umweltfreundliches Reisen und Pendeln. Der Bürgermeister der Gemeinde Timmendorfer Strand erwägt nun jedenfalls eine Klage, damit die Bäderbahn erhalten bleibt. Da kann man ihm eigentlich nur die Daumen drücken. |
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| Reaktivierungsmeister Argentinien |
| Für etwas bessere Laune widmen wir uns gleich dem Gegenteil von Stilllegung. Wir lassen den Blick weit in die Ferne schweifen, mit unserem Giraffenhals über Kirchtürme und Tellerränder hinaus: Willkommen in einem Land, dem wir sonst nicht so viel Aufmerksamkeit schenken (außer es geht um Tango, Fußball, die Anden oder Steak): Argentinien. In den vergangenen dreieinhalb Jahren wurden in diesem unglaublich langen Land im südlichsten Südamerika (in das Deutschland fast acht Mal reinpassen würde, nur als fun fact am Rande) sagenhafte 3.000 Kilometer Bahnstrecken für den Personen- und Güterverkehr reaktiviert. Das klingt nicht nur sensationell, das ist es auch, denn damit haben mehr als drei Millionen Menschen wieder die Möglichkeit, mit dem Zug zu reisen. Je näher man rangeht mit der Lupe, desto beeindruckender wird es: Einige Orte hatten 30 oder gar 40 Jahre lang keinen Anschluss an die Schiene, wie Lok Report detailliert auflistet. Nun haben fast 80 Orte in Argentinien wieder einen Bahnanschluss – möge es genau in diesem Tempo weitergehen! |
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| | Akkurat die Klimaziele erreichen |
| Haben Sie schonmal einen flirtenden Akku gesehen? Zugegeben, das ist eine recht alberne Vorstellung, auch wenn jede und jeder es kennt, dass so ein Akku auf dem Höhepunkt seiner Leistung ein ziemlich heißes Ding sein kann (keine Sorge, wir haben nichts genommen). FLIRT Akku heißen tatsächlich die Züge von Stadler, die seit Oktober im Regelbetrieb durch Schleswig-Holstein rollen – sicher haben sie ihren Namen daher, weil sie hin und wieder mit der Oberleitung flirten müssen, um sich aufzuladen.* Seit Monatsbeginn fahren diese Züge in Schleswig-Holstein im Regelbetrieb. Zunächst sind sie Richtung Oppendorf unterwegs und sollen dann Stück für Stück auf der Strecke von Kiel über Lübeck nach Lüneburg eingesetzt werden. Und da geht noch mehr: Perspektivisch sollen 55 dieser Akku-Züge durch Schleswig-Holstein rollen und angesichts des nur spärlich mit Oberleitungen ausgestatteten Schienennetzes dabei helfen, dass Dieselzüge immer seltener zum Einsatz kommen. Damit sind die Akkuzüge ein wichtiger Baustein, damit Schleswig-Holsteins Personennahverkehr auf der Schiene bis 2030 klimaneutral wird. Wirklich gute Nachrichten, finden wir. * Tatsächlich steht FLIRT für den Flinken Leichten Intercity- und Regionaltriebzug – total naheliegend. |
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| Aleksandra Röhricht, Geschäftsführerin Forwardis GmbH |
| An dieser Stelle präsentieren wir Ihnen monatlich unsere Gesichter der Eisenbahn. Dies sind Leute, die ihre Leidenschaft für die Bahn zum Beruf gemacht haben – und die wir im Zuge unserer Wettbewerbe, Projekte und Aktionen kennen und schätzen gelernt haben. |
| | Aleksandra Röhricht leitet eine Bahnspedition, also quasi ein Reisebüro für den Güterverkehr. Will ein Kunde zum Beispiel Propangas oder Dieselkraftstoff von Antwerpen nach Dimitrovgrad (Bulgarien) schicken, suchen Aleksandra Röhricht und ihre Mitarbeitenden die passende Verbindung, ortskundige Reiseleiter (Eisenbahnverkehrsunternehmen mit den Loks und Lokführern) und einen gemütlichen Schlafwagen (Kessel) für das Propangas aus. Jede Reiseplanung ist nicht weniger als eine logistische Meisterleistung, bei all den unterschiedlichen Sprachen, Vorschriften, Stromspannungen und Spurbreiten, die es zu berücksichtigen gilt. Seit fast 20 Jahren arbeitet Aleksandra Röhricht bei Forwardis. Damals hatte sie die Wahl, als Entwicklungshelferin nach Äthiopien zu gehen oder sich in Berlin dem Güterverkehr zu widmen. Und ihr Bauch sagte: „Güterverkehr, das klingt exotisch, das mach ich.“ Als Geschäftsführerin sorgt Aleksandra Röhricht dafür, dass die vielen Rädchen im Getriebe ineinandergreifen und hat immer ein Auge auf die aktuellen Zahlen und das Budget. „Jeder internationale Gütertransport ist tatsächlich eine Challenge an sich“, sagt sie. „Unser größter Lohn ist es, wenn so eine liebevoll durchgeplante Reise am Ende klappt und die Kunden uns nicht nur loben, sondern auch beim nächsten Mal ihre Güterreise wieder mit uns buchen.“ Aleksandra Röhricht und 28 weitere Berufsbotschafterinnen und Berufsbotschafter sind hier zu finden. |
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| DIE ALLIANZ PRO SCHIENE IN DEN MEDIEN |
| Ausgewählte Artikel der letzten 30 Tage |
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| Allianz pro Schiene-Termine |
| - 23.10. PK mit VDV zu Machbarkeitsstudien Reaktivierungen
- 25.-26.10. 3rd ERA Multimodal Conference in Hamburg; 26.10. Impulsrede + Paneldiskussion mit Dirk Flege, Geschäftsführer Allianz pro Schiene. Hier geht’s zur Anmeldung
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