Berlin, 04.09.2024. Den Schienengüterverkehr zuverlässiger, wirtschaftlicher und effizienter machen – das ist das Ziel des Projekts WILSON.Share. Das Prinzip: Mithilfe einer digitalen Plattform können sich Unternehmen gegenseitig mit Lokführerinnen und Lokführern aushelfen, um schneller auf Störungen zu reagieren, kurzfristige Personalengpässe zu überwinden und lange Wartezeiten zu vermeiden. Die Erprobungsphase des Projekts ist mit 18 beteiligten Unternehmen inzwischen erfolgreich angelaufen und soll nach einer Laufzeit von 21 Monaten im Dezember 2025 abgeschlossen sein. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr fördert das Projekt über das Bundesprogramm „Zukunft Schienengüterverkehr“ (Z-SGV) mit 5,1 Mio. €. Mithilfe der Erfahrungen soll schon bald eine Branchenlösung entstehen, die den Schienengüterverkehr für alle Beteiligten verbessert und mehr Güterverkehr auf der Schiene ermöglicht.
„Bisher ist es so, dass Lokführerinnen und Lokführer bis zur Hälfte ihrer Arbeitszeit gar keine Güterzüge steuern“, erklärt der Projektverantwortliche bei der Allianz pro Schiene, Bernhard Knierim. „Das liegt etwa daran, dass Güterzüge wegen der knappen Kapazitäten auf der Schiene teils stark verspätet am Einsatzort ankommen. Die Lokführerin oder der Lokführer wartet also oft lange Zeit, bis es losgehen kann. Das ist dann sowohl für den Mitarbeitenden unbefriedigend als auch für das Unternehmen. Denn durch Verspätungen und Wartezeiten werden die Dienstpläne regelmäßig auf den Kopf gestellt.“
Gemeinsam mit dem Softwareentwickler Menlo79, dem Projektmanager Enginec, der Unternehmensberatung SCI Verkehr und der Eisenbahngesellschaft Trainbutlers arbeitet die Allianz pro Schiene daher an einer digitalen Plattform, die es im Bedarfsfall ermöglicht, Lokführer unkomplizierter als bisher zwischen Unternehmen auszutauschen. Derzeit testen Eisenbahnverkehrsunternehmen, wie die Software und die Abläufe in der Praxis funktionieren und was noch optimiert werden muss. Mit dabei ist Verkehrsplanerin Monique Brosch von Railtrans International (RTI), sie ist verantwortlich für die Dienstpläne: „Wir finden die Idee großartig, Personal auf einer digitalen Plattform unternehmensübergreifend zur Verfügung zu stellen. Es gibt so viel zu beachten, wenn Lokführer anderer Unternehmen eingesetzt werden. Mit der neu entwickelten Software wird das deutlich leichter – unterm Strich profitiert die ganze Branche von einer effizienteren Personalplanung.“
Lokführer Claudio Guiotto von der Logistikgruppe LTE Germany hat sich ebenfalls bereit erklärt, an der Testphase teilzunehmen: „Es kommt ja leider häufiger zu Verzögerungen. Und die langen Wartezeiten sind natürlich nicht der Grund, warum ich Lokführer geworden bin. Ich erhoffe mir von dem Projekt, dass ich künftig wieder mehr Zeit damit verbringen kann, Güterzüge zu fahren. Deshalb bin ich gerne dabei.“
Die digitale Plattform WILSON.Share wird nun mithilfe der Erfahrungen aus dem laufenden Betrieb weiterentwickelt und verbessert. Namensgeber ist der aus England stammende William Wilson: Er gilt als erster Lokführer in Deutschland und eröffnete 1835 die neugebaute Schienenstrecke zwischen Nürnberg und Fürth.
Das gleichnamige Projekt WILSON.Share ist 2023 angelaufen. Seitdem wird es vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr über das Programm Zukunft Schienengüterverkehr gefördert.
Ziel ist es, dass die digitale Plattform spätestens 2026 für alle Unternehmen aus der Branche geöffnet werden kann. Das Projekt will damit einen wesentlichen Beitrag leisten für größere Personalzufriedenheit, mehr Effizienz im Schienengüterverkehr und eine zunehmende Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene.
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