Berlin, den 25. August 2017. Nach Testreisen durch ganz Deutschland hat die Jury ihr Urteil gefällt: Der Hauptbahnhof von Lutherstadt Wittenberg und der Grenzbahnhof Bayerisch Eisenstein im Bayerischen Wald gewinnen den Titel Bahnhof des Jahres 2017. Zum 14. Mal in Folge ehrt die Allianz pro Schiene damit die kundenfreundlichsten Bahnhöfe Deutschlands. Der Bahnhofsneubau im sachsen-anhaltischen Wittenberg überzeugte die Jury in der Kategorie „Alltagsmobilität“ mit seiner „Offenheit zum Himmel hin und einer Sachlichkeit, die niemals kalt ist“. Auf ihrer Fahrt durch Bayern stießen die Bahnhofstester im hintersten Winkel des Bayerischen Waldes direkt auf der Staatsgrenze zu Tschechien auf den Bahnhof Bayerisch Eisenstein: Dieser Überlebende des kalten Krieges begeisterte die Jury „mit einer gelebten europäischen Grenzkultur“ in der Kategorie „Tourismusbahnhof“.
Die Jury des renommierten Wettbewerbs besteht aus Vertretern des Fahrgastverbandes Pro Bahn, dem Deutschen Bahnkunden-Verband (DBV), dem Verkehrsclub Deutschland (VCD), dem ACE Auto Club Europa, dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) und der Allianz pro Schiene. Um touristische Qualitäten der Bahnhöfe zu bewerten, reisen außerdem Verkehrsexperten des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) und der Kooperation „Fahrtziel Natur“ mit.
Dass ein Bahnhofsneubau immer ein Wagnis ist, weiß die Jury, denn häufig überwiegt die ehrwürdige Tradition das moderne Leichtgewicht. „Doch das mit Reformen bestens vertraute Wittenberg hat das Meisterstück eines kompletten Bahnhofsneubaus souverän vollbracht“, lobte die Jury. Der neue Hauptbahnhof der Lutherstadt überzeugt als „modernes, helles, einladendes Entree zu einem geschichtsträchtigen Ort“. Die seriöse schwarze Klinkerfassade und das luftige Zeltdach vermittele dem Reisenden – ob Pilger, ob Pendler – das Gefühl: „Hier gehst du nicht verloren, hier findest du dich zurecht.“ Statt Prunk und Protz walte im Bahnhof von Wittenberg eine Liebe zum Detail, die trotz der sachlichen Nüchternheit niemals kalt oder herzlos wirke. Das CO2-freie energetische Innenleben des Bahnhofs passe bestens zur protestantischen Tugend der Sparsamkeit: „Dieser Reformbahnhof hätte sogar Martin Luther gut gefallen“, urteilte die Jury.
Auf ein „Idyll für Grenzgänger“ stoßen Touristen in Bayerisch Eisenstein. Der monumentale Doppelbahnhof steht zur Hälfte auf bayerischem Staatsgebiet, zur Hälfte liegt er in
Tschechien. Wo früher der Eiserne Vorhang regierte, „atmet das frisch renovierte Bahnhofs-Ensemble heute wieder den guten Geist gelebter europäischer Grenzkultur“, schwärmte die Jury. Die Wiedervereinigung der beiden Bahnhofshälften sei so überzeugend gelungen, dass „Wanderer im Bayerischen Wald den Rucksack abschnallen, um sich den gastlichen Grenzverkehr im Bahnhof von Bayerisch Eisenstein in aller Ruhe anzusehen“. Der Bahnhof sei nicht nur „ein gutes Sprungbrett für Ausflügler. Er ist auch selber zum lohnenden Ausflugsziel geworden“, stellte die Jury fest. Die Übernahme des deutschen Bahnhofsteils durch den Naturpark Bayerischer Wald sei für Reisende ein „echter Glücksfall“: Diverse Museen im Bahnhof, eine propere Bahnhofsallee, Gastronomie auf deutscher und tschechischer Seite, „mehr Bahnhof geht eigentlich nicht“, urteilt die Jury über den ersten internationalen Bahnhof des Jahres in der Geschichte des Wettbewerbs.
„In 14 Jahren ist die Jury immer wieder darauf gestoßen, dass ein stimmiges Konzept vor Ort entscheidend für den Sieg ist“, sagte Dirk Flege, Jury-Mitglied und Allianz pro Schiene-Geschäftsführer am Freitag in Berlin. „Überall, wo das Land, Städte, Gemeinden und die Bahn mit Herzblut zusammenarbeiten, entsteht früher oder später ein Kundenliebling.“ Diese Erfahrung sei auch 2017 wieder bestätigt worden, sagte Flege. „In Wittenberg waren die Bürger frühzeitig beteiligt, als es um Abriss und Neubau ihres Bahnhofs ging. Stadt und Bahn haben Flächen getauscht und gemeinsam geplant. Sogar einen Spielplatz hat dieser Hauptbahnhof direkt vor der Tür.“ In Eisenstein habe die Bahn das für Verkehrszwecke zu gewaltig dimensionierte Gebäude an den Naturpark verkauft. „Das Ergebnis: Der Bahnhof ist regional bestens verwurzelt. Touristen können davon nur profitieren.“
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Mit Bayerisch Eisenstein hat Bayern jetzt bereits den fünften Siegerbahnhof hervorgebracht – damit besitzt kein anderes Bundesland mehr ausgezeichnete Bahnhöfe als Bayern. Die Siegerbahnhöfe der vorigen Jahre waren 2016: Stralsund und Steinheim in Westfalen, 2015: Marburg und Obstfelderschmiede/Lichtenhain, 2014: Dresden und Hünfeld, 2013: Göttingen und Oberursel, 2012: Bremen und Aschaffenburg, 2011: Leipzig und Halberstadt, 2010: Darmstadt und Baden-Baden, 2009: Erfurt und Uelzen, 2008: Karlsruhe und Schwerin, 2007: Berlin Hauptbahnhof und Landsberg am Lech, 2006: Hamburg Dammtor und Oberstdorf, 2005: Mannheim und Weimar und 2004: Hannover und Lübben.
Mit dem Wettbewerb Bahnhof des Jahres prämiert die Allianz pro Schiene seit 2004 jährlich die besten Bahnhöfe in Deutschland. Ausgezeichnet wird nur, wer nach einer festen Kriterienliste am besten auf die Bedürfnisse der Bürger eingeht: Objektive Erfordernisse wie Kundeninformation, Sauberkeit, Integration in die Stadt und Verknüpfung mit anderen Verkehrsmitteln sind dabei ebenso entscheidend wie ein eher subjektiver Wohlfühlfaktor. Dass schmutzige Toiletten das Aus bedeuten, versteht sich.