Berlin, den 13. April 2018. Der Rechtsstreit gegen die Regelzulassung für überlange Lkw auf deutschen Straßen steht vor einer Entscheidung: Am 18. April verhandelt das Berliner Verwaltungsgericht die Klage, die ein breites Verbändebündnis aus Automobil-Club Verkehr (ACV), Allianz pro Schiene, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Deutscher Umwelthilfe (DUH) vor einem Jahr eingereicht hatte. Im Vorfeld der Verhandlung präsentierten die Kläger eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Forsa. Danach sind 63 Prozent der Deutschen gegen die Fahrerlaubnis für so genannte „Lang-Lkw“, die das Bundesverkehrsministerium am 1. Januar 2017 erlassen hat. „Der Freifahrtschein für Gigaliner verstößt gegen EU-Recht, gefährdet Verkehrssicherheit und Klimaziele und schädigt die Güterbahnen. Vor allem aus Umweltgründen lehnt die Mehrheit der Deutschen überlange Lastwagen auf Deutschlands Straßen ab“, teilte das Bündnis am Freitag in Berlin mit. „Dobrindts Nachfolger im Bundesverkehrsministerium erbt eine juristische Hypothek. Andreas Scheuer sollte sich zum Start ins neue Amt von dieser verkehrspolitischen Altlast befreien.“
Aktuell sind in Deutschland 63 Prozent der Bundesbürger der Meinung, dass es falsch war, Riesen-Lkw auf Deutschlands Straßen zuzulassen. Dagegen können nur 32 Prozent die Entscheidung des Bundesverkehrsministeriums für überlange Lastwagen („Lang-Lkw“) nachvollziehen. Dabei waren Frauen (72 Prozent „falsch“) skeptischer als Männer (53 Prozent „falsch“). Je älter die Befragten, desto größer war die Ablehnung. Bei der Gewichtung der verkehrspolitischen Argumente zeigte sich, dass die Befragten vor allem eine Schädigung der Umwelt durch Verkehrsverlagerung von der Schiene auf die Straße fürchten. An zweiter Stelle stand das erhöhte Unfallrisiko gefolgt von den Zusatzkosten, die der Steuerzahler für den Umbau des Straßennetzes tragen muss. Das Argument der Riesen-Lkw-Befürworter, dass längere Lastwagen die Umwelt weniger belasten würden, überzeugte die Befragten deutlich weniger.
Das Verbändebündnis wird von Rechtsanwalt Prof. Dr. Remo Klinger vertreten. Klinger, der auch die Klage der DUH zu möglichen Dieselfahrverboten beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig durchgefochten hatte, sieht in der Zulassung für Riesen-Lkw einen Verstoß gegen EU-Recht. „Die Regelzulassung für Lang-Lkw verstößt offenkundig gegen die Richtlinie 96/53 (EG), die Höchstabmessungen für Lkw festlegt. Nur ausnahmsweise soll im Rahmen einer Testphase eine Überschreitung dieser Größen möglich sein. Den gewöhnlichen Verkehr von Riesen-Lkw lässt die Richtlinie jedoch nicht zu. Dies widerspricht dem Europarecht.“
„Die Deutschen zeigen laut Forsa mehr verkehrspolitischen Sachverstand als die Politik. Güter gehören auf die umweltfreundliche und sichere Schiene. Der Riesen-Lkw ist dagegen umweltschädlich, gefährlich und teuer. Warum fährt er trotzdem? Dass so eine Frage nach einem Alleingang des Ministeriums vor Gericht diskutiert werden muss, zeigt den verkehrspolitischen Notstand.“
Allianz pro Schiene-Geschäftsführer Dirk Flege
DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch
BUND-Vorsitzender Hubert Weiger
ACV-Geschäftsführer Horst Metzler
Weitere Informationen
Klageschrift gegen Gigaliner
Hintergrundpapier zu Gigalinern
Protest-Plattform: www.keine-gigaliner.de
https://www.youtube.com/watch?v=Eb_kU9aqWAw