Mit einer Jahresproduktion von rund 58.000 Fahrzeugen ist die Schmitz Cargobull AG aus dem Münsterland der führende europäische Hersteller von Sattelaufliegern und Anhängern für den Straßenverkehr. Die meisten Sattelauflieger sind jedoch nicht kranbar. Das heißt, sie können nicht mit einem Kran auf den Zug verladen werden, da sie keine Verstärkungen für Krangreifkanten haben. Die Schmitz Cargobull AG fand aber eine Lösung, mit der die Sattelauflieger doch auf der Schiene fahren können: den CargoBeamer.
1998 entwickelten die beiden Ingenieure Dr. Hans-Jürgen Weidemann und Michael Baier die CargoBeamer-Technologie, mit der nicht kranbare Sattelauflieger schnell und einfach auf die Schiene gebracht werden können. Das Prinzip des CargoBeamer ist einfach: die Sattelauflieger werden seitwärts und gleichzeitig auf den Güterzug geschoben. Dabei kommen eigens entwickelte Waggons und Terminals zum Einsatz. Die Sattelauflieger werden in eine Art Wanne gesetzt, die dann auf den Eisenbahnwaggon bewegt und mit diesem verbunden wird.
Der Umschlag nimmt dabei wesentlich weniger Zeit in Anspruch, als die konventionelle Kran-Verladung. Zudem kann der CargoBeamer Zug gleichzeitig und vollautomatisiert be- und entladen werden. Innerhalb von 15 Minuten kann so ein kompletter Zug getauscht werden. Das spart Zeit und damit auch Geld.
Das war auch das Hauptargument für Schmitz Cargobull, wie uns Stefan Harenbrock, Outbound Logistik, erklärt. Vor allem für südeuropäische Kunden ist die CargoBeamer-Technologie von Vorteil. Ein Beispiel: Die italienischen Straßenverkehrsunternehmen bestellen Sattelauflieger bei Schmitz Cargobull in Deutschland, setzen sie aber für Transporte südlich der Alpen ein. Im Gegensatz dazu holen deutsche Straßenverkehrsunternehmen ihre Sattelaufileger in der Regel mit einer Zugmaschine selbst ab und fahren gleich zum nächsten Kunden, um möglichst schnell die Ware aufzuladen. Für die Italiener wäre das Abholen der Sattelauflieger in Deutschland mit einer Zugmachine und einem Lkw-Fahrer viel zu teuer. Per Bahn-Transport kommen die Sattelauflieger jedoch kostengünstig in Italien an. Ungebraucht, ohne zusätzliche Kilometer auf dem Tacho. Hinzu kommt: Bahntransporte sind nicht von Sonn- und Feiertagsbeschränkungen betroffen.
Seit April 2015 fährt der „CargoBeamer Alpin“-Zug täglich von Köln nach Mailand und zurück. Vom „Terminal Köln Nord“ der Häfen und Güterverkehr Köln AG durch den Schweizer Gotthard-Tunnel. Die CargoBeamer-Waggons sind die einzigen zugelassenen Bahnwaggons, auf denen „normale“ vier Meter hohe Sattelauflieger durch den Gotthard-Tunnel fahren dürfen.
Der CargoBeamer ist für Schmitz Cargobull nicht nur eine günstige, sondern auch eine umweltschonende Transportalternative. CargoBeamer senkt im Vergleich zur Straße den Energieverbrauch um 74 Prozent, die Schadstoff-Emissionen um 63 Prozent und verringert Straßenschäden, Straßenwartung, Staus und Unfälle“, sagt der Vorstandsvorsitzende von CargoBeamer AG Dr. Hans-Jürgen Weidemann. Das ist gut auch für die Logistikbranche und für das vielfach überlastete Straßennetz in Europa.
Produkt | Sattelauflieger (Sattelcurtainsider, Sattelkoffer) |
Verlagerte Tonnage | ab September 2015: 1.200 Sattelcurtainsider und 600 Sattelkoffer |
Unternehmen | Schmitz Cargobull AG |
Motivation für Verlagerung | Kosten, Schonung der Fracht, Verschleißminderung, Überführungskapazität |
Verlagerungszeitpunkt | September 2015 |
Strecke | Kaldenkirchen – Domodossola |
Streckenlänge | ca. 830 Kilometer |
Transportunternehmen | CargoBeamer AG |
Dieses Logistik-Portrait ist Teil des Projekts „Klima Dialog: Mehr Klimaschutz mit Schienenverkehr“