Silke Höhl – Gewinnerin „Beste Idee 2019“ beim Innovationspreis Mobilitätsgestalterin

Immer mehr Pakete – immer mehr Straßenverkehr in den Innenstädten? Silke Höhl von der Frankfurt University of Applied Sciences hat bessere Konzepte.

Die Paketmengen in Deutschland wachsen und wachsen. Im Weihnachtsgeschäft stellen die Kurierdienste bis zu 19 Millionen Sendungen pro Tag zu, schätzt der Bundesverband Paket und Expresslogistik. Meist sind die Zusteller per motorisiertem Einzeltransporter unterwegs, verstopfen die ohnehin dichten Innenstädte und nerven die Anwohner in den Wohngebieten. „Paketdienste und Kommunen müssen sich der Herausforderung stellen, den wachsenden Verkehr auf eine nachhaltigere und effizientere Weise abzuwickeln“, sagt Silke Höhl, Doktorandin an der Frankfurter University of Applied Sciences. Genau daran forscht die Bau- und Wirtschaftsingenieurin und Gewinnerin im Wettbewerb „Beste Idee 2019“ beim Innovationspreis Mobilitätsgestalterin der Allianz pro Schiene.

Silke Höhl im Interview (2 Min)

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Wie können Städte entlastet werden?

Höhls Ansatz: Um die boomenden Paketlieferungen umweltfreundlicher zu gestalten, muss man keine neue Verkehrsinfrastruktur schaffen. Besser ist, die bestehenden Möglichkeiten zu nutzen. In den Städten gibt es ein mehr oder weniger gut ausgebautes Netz des Öffentlichen Personennahverkehrs. Daher können U- und Straßenbahnen den Transport in die Innenstädte übernehmen. Von dort geht es für die letzten Kilometer auf dem Weg zur Haustür mit einem Lastenrad weiter.

Klingt bestechend einfach und wird auch schon an einigen Orten ausprobiert. Doch die umweltfreundliche Alternative zum massenweisen Straßentransport funktioniert nur, wenn eine ganze Reihe von Voraussetzungen erfüllt ist. Und damit beschäftigt sich die 32-jährige Trägerin des Innovationspreises „Beste Idee 2019“. Die Paketdienstleister, die einen harten Konkurrenzkampf miteinander führen, müssen ihre Pakete bereits im Depot in standardisierte Boxen laden. Diese Mini-Container haben im Modell von Silke Höhl die Maße, um auf Lasträder zu passen. Vom Depot werden sie zunächst zu einer Station am Stadtrand gebracht. Dort lädt die Tram oder die U-Bahn die Ware auf. Wenn der Berufsverkehr nachlässt – also ab 9.00 Uhr morgens –, ist die beste Zeit für den Pakettransport gekommen. Bei dem helfen die standardisierten Container, den personellen Aufwand und damit die Kosten in Grenzen zu halten. Allerdings gehören zu den vielen Herausforderungen auf dem Weg von der Idee zur Praxisanwendung neben technischen und organisatorischen auch rechtliche Probleme.

Innovationen, die in keine Schublade passen

Selbstverständlich ist eine Tram heute für den Personenverkehr und nicht für den Gütertransport zugelassen. Aber wer eine andere Mobilität wolle, dürfe sich von so etwas nicht abschrecken lassen, findet Silke Höhl. Sie bereitet gerade eine Simulation vor, um die Idee in den Praxistext zu schicken. Für die Jury des Innovationspreises der Allianz pro Schiene birgt das Konzept großes Potential. „Der Pakettransport mit U- und S-Bahn und Lastenrad kann in vielen Städten in Deutschland und darüber hinaus helfen, die Umweltbelastung in den Metropolen zu reduzieren. Mit ihrer Innovation legt Silke Höhl zudem ein Modell vor, mit dem Kommunen durch die Reduzierung des Straßenverkehrs im innerstädtischen Raum urbane Lebensqualität zurückgewinnen können.“