Berlin, 13. Dezember 2019. Die Schienenbranche entwickelt sich immer mehr zu einem Beschäftigungsmotor für die deutsche Wirtschaft. Die Bahnunternehmen erhöhten im vergangenen Jahr nach einer Erhebung der Allianz pro Schiene die Zahl der Arbeitsplätze um fast sieben Prozent auf 261 876. Innerhalb von vier Jahren ist damit die Beschäftigtenzahl in der Branche um knapp neun Prozent gestiegen.
„Der Stellenaufbau setzt sich aktuell trotz der derzeitigen Konjunktureintrübung fort und hat sich in diesem Jahr sogar noch einmal beschleunigt“, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, am Freitag in Berlin. „Das sind gute Nachrichten in Zeiten, in denen andere Branchen wie die Autoindustrie massiv Stellen abbauen. Der hohe Arbeitskräftebedarf der Bahnbranche erleichtert die Aufgabe, den Strukturwandel im Verkehrssektor hin zu klimafreundlicher Mobilität sozial verträglich zu gestalten.“ Torsten Westphal, Vorsitzender der Allianz pro Schiene sowie Vorsitzender der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft, betonte: „Wir brauchen attraktive Arbeitsplätze in der Schienenbranche. Nur so können wir die Herausforderungen der Zukunft bewältigen und beim Klimaschutz vorankommen. Wer jetzt noch glaubt, zu Lasten der Kollegen und Kolleginnen sparen zu können, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt.“ Torsten Westphal ist im November zum Vorsitzenden des gemeinnützigen Verkehrsbündnisses Allianz pro Schiene gewählt worden.
Auf den hohen Bedarf an Ingenieuren wies Thomas Mainka, Präsident des Verbandes Deutscher Eisenbahn-Ingenieure, hin: „Durch Digitalisierung, Automatisierung und andere technische Entwicklungen wird das Bahnsystem immer komplexer. Schon allein deswegen braucht die Schienenbranche in Zukunft noch mehr Ingenieure als bisher“, sagte Mainka. „Wir müssen daher alles dafür tun, um Schüler, Studenten und Quereinsteiger für die interessanten Tätigkeiten im Schienensektor zu begeistern“, so Mainka.
Die Allianz pro Schiene schätzt die Zahl der direkten und indirekten Arbeitsplätze in dem Bahnsektor auf insgesamt 640 000 – mit stark steigender Tendenz. „Die derzeitigen Statistiken untertreiben zwar noch die Bedeutung der Eisenbahn für den deutschen Arbeitsmarkt“, sagte Dirk Flege. „Unsere Berechnungen zeigen den Trend aber eindeutig an: Die Beschäftigung in der Schienenbranche nimmt deutlich zu.“ Einen umfassenden Überblick über die Beschäftigung in der Branche soll eine Studie liefern, die das Bundesverkehrsministerium für das Zukunftsbündnis Schiene in Auftrag geben will.
Größter Arbeitgeber in der Branche sind mit einem Anteil von 44 Prozent die Transportunternehmen, gefolgt von den Infrastruktur- und Gleisbaufirmen (36 Prozent) sowie dem Fahrzeugbau und den Zulieferern (20 Prozent). Die absolute Zahl der Arbeitsplätze in der Schienenbranche ist tatsächlich noch höher als in der von der Allianz pro Schiene ermittelten Bilanz. Zum einen rechnen die Statistiker Teilzeitstellen in Vollzeitarbeitsplätze (so genannte Vollzeitäquivalente) um. Zum anderen liegen für wichtige Arbeitgeber wie Werksbahnen oder Güterwagenhalter keine verlässlichen Daten über die Größe der Belegschaften vor – daher wurden diese Zahlen nicht berücksichtigt.
Durch die vielen Einstellungen haben die Unternehmen den Markt für Lokführer inzwischen aber auch leergefegt. Inzwischen kommen auf 100 offene Lokführer-Stellen nur noch 23 arbeitslose Lokführer. Damit hat sich die Knappheit weiter verschärft. Bis Mitte 2018 kamen auf 100 offene Stellen 30 arbeitslose Lokführer. Damit ist der Lokführer-Beruf der mit dem größten Engpass in Deutschland – noch vor den Berufen Altenpfleger und Klempner. Im Durchschnitt dauert es 200 Tage, bis eine ausgeschriebene Lokführerstelle besetzt werden kann.
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