Köln/Berlin. Angesichts der bevorstehenden Entscheidung des Bundeskabinetts über den Haushaltsentwurf 2005 fordern die Allianz pro Schiene und der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), die Finanzierung der Schieneninfrastruktur mindestens auf dem Niveau von 2003 zu stabilisieren.
Für das wirtschaftliche Wachstum im erweiterten Europa sei der forcierte Ausbau der Verkehrswege – insbesondere im Haupttransitland Deutschland – unverzichtbar. Deshalb unterstützen beide Organisationen im Grundsatz die Erklärung „Mobilität statt Stillstand“ des BDI und weiterer Verbände, nicht jedoch deren Straßenlastigkeit, so VDV-Hauptgeschäftsführer Adolf Müller-Hellmann und Allianz pro Schiene-Geschäftsführer Dirk Flege in einer gemeinsamen Pressemitteilung.
Schon heute habe sich der Straßengüterverkehr praktisch eine eigene Fahrspur auf den Autobahnen gesichert. Durch den forcierten drei- oder mehrspurigen Ausbau wichtiger Autobahnen würde dieser Wettbewerbsvorteil gegenüber der Schiene weiter intensiviert.
Im Gegensatz zum Straßenverkehr würde der Schienengüterverkehr, der tagsüber überwiegend im Mischbetrieb mit priorisierten, schnell fahrenden Personenverkehrszügen betrieben würde, immer wieder zum Halten gezwungen. Müller-Hellmann: „Wo wäre das Leistungsvermögen des Straßengüterverkehrs, wenn er für schnelle Porsche immer Platz machen müsste?“
Verstärkte Investitionen in Straßenverkehrswege zu Lasten von Schieneninvestitionen führten zwangsläufig zur weiteren Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit des Schienengüterverkehrs. Die Folge sei eine zunehmende Abkehr von der Schiene zur Straße mit der Konsequenz der erneuten Überlastung der Straßenverkehrswege und der volkswirtschaftlich unakzeptablen Ausnutzung der bisher getätigten Schieneninvestitionen.
Nur durch eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit des Schienengüterverkehrs ließe sich dieses Dilemma lösen. Diese könne nur durch leistungsfähigere Schienenwege für den Güterverkehr erreicht werden. Deshalb müssten bei einer Verknappung der Mittel insbesondere Investitionen in die Schienenwege erfolgen, so der Hauptgeschäftsführer des VDV.
Der in der BDI-Erklärung enthaltenen Aufteilung der Investitionsmittel zu Gunsten der Straße liege „die offensichtlich trotz vielfältiger negativer Beispiele nicht ausrottbare Illusion zu Grunde, die Mobilitätsbedürfnisse von Personen und Gütern ließen sich alleine mit dem Straßenverkehr befriedigen“, sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege.
Die Allianz pro Schiene ist ein Bündnis aus 17 Umweltverbänden, Fahrgastorganisationen und Gewerkschaften zur Förderung des umweltverträglichen und sicheren Schienenverkehrs. Unterstützt wird das Schienenbündnis von 52 Unternehmen aus der bahnnahen Wirtschaft.
Im VDV sind 590 Unternehmen des öffentlichen Personennahverkehrs und des Schienengüterverkehrs organisiert. Mit den VDV-Unternehmen fahren 25 Millionen Fahrgäste pro Tag. Die Schienengüterverkehrsunternehmen des VDV befördern jährlich 510 Millionen Tonnen Güter.