Berlin. Mit gemischten Gefühlen hat die Allianz pro Schiene auf die Zwischenbilanz der Europäischen Union zum so genannten Weißbuch Verkehr reagiert. Der Bericht stärkt aus Sicht des Schienenbündnisses die Bedeutung des Schienenverkehrs in Europa als sicherstes und umweltfreundlichstes Verkehrsmittel, bleibt aber vage bei den konkreten Maßnahmen. „Der Zwischenbericht betont die Notwendigkeit, besonders in städtischen Gebieten verstärkt auf umweltfreundliche Verkehrsträger wie die Schiene zu setzen. Hier leben immerhin 80 Prozent der europäischen Bevölkerung“, so die Reaktion von Norbert Hansen, Vorsitzender der Allianz pro Schiene.
„Die Kommission empfiehlt in ihrem Zwischenbericht genau das Gegenteil vom dem, was die Bundesregierung tut: den Öffentlichen Nahverkehr verstärkt zu fördern“, so Hansen mit Blick auf die anstehende Kürzung der Regionalisierungsmittel in Deutschland.
Ebenfalls verstärkt gefördert werden soll der Fernverkehr auf der Schiene: Die EU hält an ihrem Vorhaben fest, „die prioritären Projekte bei den Transeuropäischen Netzen (TEN) zu finanzieren, von denen die meisten Schienenprojekte sind“.
Zur Entlastung der chronisch überlasteten Transportkorridore auf der Straße stellt der Bericht außerdem ein spezielles Programm zur Förderung des Schienengüterverkehrs in Aussicht.
Hansen: „Die EU sieht in ihrem Papier eigentlich in allen zentralen Verkehrsbereichen die Notwendigkeit, die Schiene verstärkt zu fördern. Gleichzeitig veröffentlicht sie aber resignative Prognosen über den Marktanteil des Schienenverkehrs in Europa“.
Die Kommission geht bis 2020 von einem sinkenden Marktanteil der Schiene aus. Das ist umso unverständlicher, zumal sie in ihrem Bericht gleichzeitig feststellt, dass der Abwärtstrend auf der Schiene gestoppt und in mehreren europäischen Staaten bereits ein Wachstumspfad eingeschlagen sei.
„Wenn die EU ernst macht und statt bloßer Lippenbekenntnisse tatsächlich die Schiene mit gerechten Wettbewerbsbedingungen stärkt, dann wird die Schiene ihren Marktanteil in Europa noch weiter ausbauen und die Umweltziele der EU werden eher erreicht“, so Norbert Hansen.