Berlin. In Thüringen sollen ab dem 1. Februar erstmals 25 Meter lange Riesen-Lkw auf den Autobahnen rollen. Ein klarer Verstoß gegen geltende Beschlusslage und gegen den Mehrheitswillen der Thüringer, kritisierte Allianz pro Schiene-Geschäftsführer Dirk Flege am Montag in Berlin.
Eigentlich sollte Deutschland Anfang dieses Jahres Monstertruck-frei“ sein. So wollte es jedenfalls die Mehrheit der Länderverkehrsminister, als sie am 10. Oktober vergangenen Jahres in Übereinstimmung mit dem Bundesverkehrsminister für ein Ende der damals in Baden-Württemberg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen laufenden Versuche mit so genannten Gigalinern“ stimmte. Gekommen ist nun alles ganz anders. Flege: Baden-Württemberg hat unmittelbar vor der sich abzeichnenden Abstimmungsniederlage die Pilotversuche bis Sommer 2008 verlängert, Nordrhein-Westfalen hat noch nach der Abstimmungsniederlage laufende Versuche eigenmächtig bis Sommer 2008 ausgedehnt und nun besitzt Thüringens Verkehrsminister Trautvetter sogar die Dreistigkeit, völlig neue Versuche zu starten.“
In einer repräsentativen forsa-Meinungsumfrage vom September 2007 hatten sich 76 Prozent der Thüringer gegen die Zulassung von Gigalinern ausgesprochen. Warum Thüringens Verkehrsminister Andreas Trautvetter (CDU) sich über den Beschluss der Verkehrsministerkonferenz und die Bevölkerungsmehrheit hinwegsetzt, liegt nach Ansicht des Schienenbündnisses auf der Hand: Ebenso wie in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen haben in Thüringen Monstertruckhersteller ihren Firmensitz. Minister Trautvetter macht genau wie seine beiden Amtskollegen aus den westdeutschen Bundesländern Klientelpolitik gegen die eigene Bevölkerung“, sagte Allianz pro Schiene-Geschäftsführer Dirk Flege.
In Thüringen haben die beiden Hersteller Fliegl Fahrzeugbau GmbH (Triptis) und ein Gothaer Tochterunternehmen der Schmitz Cargo Bull AG ihren Sitz. In Baden-Württemberg baut Daimler Riesen-Lkw, in NRW die Schmitz Cargo Bull AG. Die Verkehrsminister der Bundesländer hatten sich am 10. Oktober 2007 mit 10 zu 6 Stimmen dafür ausgesprochen, bestehende Modellversuche planmäßig zu Ende zu führen und neue Versuche mit langen Fahrzeugen unabhängig von der Gesamtmasse nicht zuzulassen“.
Die Pressemitteilung des Monstertruckherstellers Fliegl Fahrzeugbau GmbH finden Sie hier.
Die Allianz pro Schiene ist das Bündnis in Deutschland zur Förderung des umweltfreundlichen und sicheren Schienenverkehrs. In dem Bündnis haben sich 16 Non-Profit- Verbände zusammengeschlossen: die Umweltverbände BUND, NABU, Deutsche Umwelthilfe und NaturFreunde Deutschlands, die Verbraucherverbände Pro Bahn, DBV und VCD, die Automobilclubs ACE und ACV, die drei Bahngewerkschaften TRANSNET, GDBA und GDL sowie die Eisenbahnverbände BDEF, BF Bahnen, VBB und VDEI. Die Mitgliedsverbände vertreten mehr als 2 Millionen Einzelmitglieder. Unterstützt wird das Schienenbündnis von 75 Unternehmen der Bahnbranche.