Bremen. Seit dem 3. September ziert eine große Messingtafel das Portal des Bremer Hauptbahnhofs: Dort lesen die Reisenden ab sofort in edler Gravur, dass der kundenfreundlichste Bahnhof Deutschlands im Stadtstaat Bremen steht. Bahnfreunde und Politprominenz feierten am Montag mit der Allianz pro Schiene eine feierliche Siegerkür für den roten Backsteinbau, der im neunten Jahr des Wettbewerbs in der Kategorie Großstadt den Titel Bahnhof des Jahres gewonnen hat.
Im Beisein von Verkehrssenator Joachim Lohse (Grüne) und dem Vorstandsvorsitzenden von DB Station & Service, André Zeug, enthüllten die Jury-Mitglieder die Messingtafel am Portal des Hauptbahnhofs.
Der Bremer Bahnhofsmanager Hermann Bollmann (Deutsche Bahn) und die Bremer Bürgermeisterin Karoline Linnert (Grüne) bekamen eine Urkunde für ihre gute Zusammenarbeit beim Umbau und Betrieb des Bremer Hauptbahnhofs. Beim Bremer Hauptbahnhof gehört das Empfangsgebäude der Deutschen Bahn, der Vorplatz der Stadt Bremen, sagte Jury-Mitglied Monika Ganseforth vom ökologischen Verkehrsclub Deutschland (VCD). In vielen Bahnhöfen führt eine solche Zweiteilung zu Reibungsverlusten, in Bremen funktioniert sie. Die unsichtbare Linie wechselnder Verantwortlichkeiten bekomme der Kunde hier nicht zu spüren: Im Gegenteil: Dass zur Zeit der Bahnhofsvorplatz barrierefrei gestaltet werde, sei der Schlusspunkt einer breit angelegten Erneuerungskur, die der Bremer Hauptbahnhof seit 1998 in Wellen durchlaufen habe. Der lange Atem hat sich gelohnt, sagte Ganseforth.
Jury-Mitglied Christian Schultz vom Deutschen Bahnkunden-Verband (DBV) lobte vor allem die große helle Halle und die prachtvolle Architektur, die den Reisenden schon von der Altstadt aus würdig auf die Reise einstimme. Neben der Schönheit komme in Bremen aber auch die Funktionalität nicht zu kurz, sagte Schultz. Der großzügige Bahnhofsvorplatz verfügt über eine hervorragende Straßenbahn und Busanbindung. Ein Durchgang verknüpft seit der Renovierung des Bahnhofs im Jahr 2001 nicht nur die Gleise, sondern auch die Bremer Stadtteile miteinander. Auch die Kundenfreundlichkeit der Bahnhofsmitarbeiter lobte die Jury. Wir sind bei unserem Testbesuch am Bremer Hauptbahnhof auf ein sehr gastfreundliches Personal gestoßen, sagte Schultz.
Jury-Mitglied Dirk Flege würdigte die verkannten Qualitäten des Bremer Hauptbahnhofs, der beim Bürgerranking der Allianz pro Schiene auf Platz 12 abgeschlagen hinter Leipzig, Stuttgart oder Hannover gelandet war. Obwohl die Jury sich als besonders kritisch einschätzt, scheinen die Bürger in Bremen mit Lob noch geiziger zu sein, sagte Flege und verwies auf eine Leserumfrage des Weser Kurier, in der sich einzelne Bremer dafür ausgesprochen hatten, lieber dem Duisburger oder dem Berliner Hauptbahnhof den Titel Bahnhof des Jahres zu verleihen. Auch Radio Bremen habe die Bahnhofswahl zur Chefsache gemacht und die Titel-Würdigkeit des eigenen Bahnhofs angezweifelt. Manchmal ist ein Blick von draußen gerechter, sagte Flege. Die Jury fährt viele tausend Kilometer im Jahr mit der Bahn und kommt in ganz Deutschland viel herum. Wir sind sicher: Bremen kann auf diesen Bahnhof stolz sein.
Im neunten Jahr des Wettbewerbs zeichnete die Allianz pro Schiene neben Bremen auch den Bahnhof im bayerischen Aschaffenburg in der Kategorie Kleinstadt aus. Der erstmalig verliehene Sonderpreis Tourismus ging an das sächsische Bad Schandau. Die Siegerbahnhöfe der vorigen Jahre waren 2011: Leipzig und Halberstadt, 2010: Darmstadt und Baden-Baden, 2009: Erfurt und Uelzen, 2008: Karlsruhe und Schwerin, 2007: Berlin Hauptbahnhof und Landsberg am Lech, 2006: Hamburg Dammtor und Oberstdorf, 2005: Mannheim und Weimar und 2004: Hannover und Lübben.