Berlin, 13. November 2021. Die Anwohner von Schienengüterstrecken können sich über eine spürbare Erleichterung freuen: Die Lärmbelastung für sie ist durch das seit Ende 2020 geltende Verbot für laute Güterwagen deutlich zurückgegangen. Dies ergaben Kontrollen durch das Eisenbahnbundesamt (EBA), über die das Bundesverkehrsministerium kürzlich bei einer Sitzung des Beirates Leiseres Mittelrheintal berichtete. Die dort vorgestellten Messergebnisse liegen der Allianz pro Schiene vor. „Viele Anwohner von stark befahrenen Schienengüterstrecken profitieren von der erheblich reduzierten Lärmbelastung“, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, am Samstag in Berlin. „Das Verbot für laute Güterwagen wirkt und die Verbesserung ist für die betroffenen Menschen spürbar.“
So stieg der Anteil der leisen Güterwagen zwischen Mai 2019 und September 2021 an den Messstationen des EBA von 56 Prozent auf fast 90 Prozent. In den besonders von Schienenlärm betroffenen Städten Andernach und Lahnstein im Mittelrheintal sind bereits über 94 Prozent der Güterwagen mit den Flüsterbremsen ausgestattet. Bei Vorbeifahrten erzeugen sie einen Schall von weniger als 86 dB(A). Ein Lärmpegel oberhalb dieses Schwellenwertes gilt als besonders schädlich für die Gesundheit. Seit Beginn der Messungen im Sommer 2019 nahm der Anteil von Fahrten lauter Güterwagen mit einem Schall oberhalb dieser Grenze stetig ab. Die positive Entwicklung erklärt sich durch die großen Anstrengungen der Branche bei der Umrüstung. Im September waren laut der EBA-Erhebung bundesweit bereits über 137 000 Güterwagen mit den neuen Flüsterbremsen registriert, fast 38 Prozent mehr als Ende 2019.
Deutschland war unter der alten Bundesregierung von Union und SPD mit einem nationalen Verbot lauter Güterwagen in der EU vorgeprescht. Dafür hatte die Bundesrepublik viel Kritik von anderen europäischen Ländern erhalten, die sich mit der Umstellung mehr Zeit lassen wollen. Hierzulande wiederum warfen Lärmbetroffene der Bundesregierung Halbherzigkeit vor und kritisierten, dass die Bundesrepublik für die ersten zwölf Monate auf Sanktionen bei Verstößen verzichtete.
Die Daten belegen nun, dass die Branche dennoch mit der Umstellung auf die leiseren Bremsen weit vorangekommen ist. In einer Kraftanstrengung haben die Güterbahnen und die privaten Wagenhalter die alten, lauten Graugussbremsen ausgebaut und durch Flüsterbremsen ersetzt oder ganz neue Wagen beschafft. Durch diese Umstellung der Bremssohlen werden die Oberflächen der Waggonräder nicht mehr aufgeraut, was zu einem deutlich leiseren Rollgeräusch führt. Die Bundesrepublik untersagt als erstes EU-Land bereits seit Dezember 2020 den Betrieb lauter Wagen. Ein EU-weites Einsatzverbot für laute Wagen auf den so genannten „quieter routes“ folgt erst 2024.
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