6. Schieneninfrastruktur priorisieren

Note 3

Bei den Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur will die Koalition neue Prioritäten setzen. Künftig soll erheblich mehr in die Schiene als in die Straße investiert werden, um prioritär Deutschlandtakt-Projekte umzusetzen. Zugleich sollen zukünftig auch Teile der Lkw-Mauteinnahmen, die bislang vollständig für den Straßenbau verwendet werden mussten, in Investitionen in Mobilität jenseits des Straßenverkehrs fließen.

Der Verkehr auf der Schiene soll deutlich wachsen, die Umsetzung des Deutschlandtaktes soll angegangen, die Streckenelektrifizierung vorangetrieben und der Ausbau der Schieneninfrastruktur deutlich beschleunigt werden.

Inzwischen zeichnen sich deutliche Fortschritte bei der Finanzierung der Schieneninfrastruktur ab. Mit dem Haushalt 2024 hat die Koalition ihre Ankündigung eingelöst, erheblich mehr in die Schiene als in die Fernstraßen zu investieren. Laut Haushaltentwurf wird es auch 2025 eine deutliche Investitionspriorität für die Schiene geben. Einen weiteren Meilenstein des Koalitionsvertrages hat die Koalition ebenfalls umgesetzt: Seit 2024 werden 50 Prozent der Lkw-Mauteinnahmen in Alternativen zur Straße investiert. Damit können Mautmittel wieder verkehrsträgerübergreifend verwendet werden, wie dies in Deutschland bereits bis 2011 der Fall war.

Bei den anderen Vorhaben ist dagegen deutlich weniger passiert. Eine Beschleunigungskommission Schiene wurde zwar eingesetzt, und die Kommission konnte in kurzer Zeit umfangeiche Empfehlungen erarbeiten. Die Umsetzung der Empfehlungen ist allerdings in den meisten Bereichen über Vorüberlegungen noch nicht hinausgekommen. Bislang wurden weder die Elektrifizierung noch der Ausbau des Schienennetzes von den Ampel-Koalitionären substanziell beschleunigt.

 

 

Aussagen aus dem KoalitionsvertragBeurteilung der Verkehrsverbände 

Mehr Schieneninvestitionen als Straße

„Dabei wollen wir erheblich mehr in die Schiene als in die Straße investieren, um prioritär Projekte eines Deutschlandtaktes umzusetzen.“
Koa-Vertrag S. 48

  • Mit dem Haushalt 2024 hat die Koalition die Schieneninvestitionen deutlich erhöht. Im Ergebnis wird damit tatsächlich mehr in die Schiene investiert als in die Straße. Noch offen ist, inwieweit davon neben dem Bestandserhalt auch der dringend notwendige Aus- und Neubau des Schienennetzes profitiert.
  • Umsetzung des Deutschlandtaktes ist eigenes Kapitel (siehe „Deutschlandtakt umsetzen“)

Lkw Maut für Mobilität verwenden

„Wir werden die Mehreinnahmen für Mobilität einsetzen.“
Koa-Vertrag S. 49

  • 50 Prozent der Gesamteinnahmen aus der Lkw-Maut werden ab 2024 für Mobilität verwendet, der ganz überwiegende Teil für die Schiene.

Beschleunigungskommission Schiene

Werden „[…] eine Beschleunigungskommission Schiene einsetzen.“
Koa-Vertrag S. 50

  • Die Beschleunigungskommission Schiene wurde eingesetzt, und hat bereits Ende 2022 ihren Abschlussbericht mit umfangreichen Empfehlungen vorgelegt.

Planungs- und Genehmigungsbeschleunigung

„Unser Ziel ist es, die Verfahrensdauer mindestens zu halbieren.“
Koa-Vertrag S. 12

„Zur Erreichung der Klimaziele liegt […] der Ausbau elektrifizierter Bahntrassen im öffentlichen Interesse und dient der öffentlichen Sicherheit.“
Koa-Vertrag S. 14

  • Mit der Novelle des Bundesschienenwegeausbaugesetzes wurde die gesetzliche Grundlage für die Umsetzung der Generalsanierungen geschaffen. Weitere Beschleunigungsschritte sind im Rahmen des Moderne-Schiene-Gesetz angekündigt, das aber noch nicht im Entwurf vorliegt. Es ist daher bisher unklar, wann und in welchem Umfang die Empfehlungen der Beschleunigungskommission Schiene umgesetzt werden sollen.
  • Die angekündigte gesetzliche Feststellung, dass die Elektrifizierung von Bahnstrecken im öffentlichen Interesse liegt, ist für Bundesschienenwege weitgehend umgesetzt.

Bundesverkehrswegeplan weiterentwickeln

„Wir streben einen neuen Infrastrukturkonsens bei den Bundesverkehrswegen an. Dazu werden wir […] einen Dialogprozess mit Verkehrs-, Umwelt-, Wirtschafts- und Verbraucherschutzverbänden starten mit dem Ziel einer Verständigung über die Prioritäten bei der Umsetzung des geltenden Bundesverkehrswegeplan.“
Koa-Vertrag S. 48

„Wir werden auf Basis neuer Kriterien einen neuen Bundesverkehrswege- und -mobilitätsplan 2040 auf den Weg bringen.“
Koa-Vertrag S. 49

  • Das Ministerium hat zwar zu entsprechenden Veranstaltungen (Infrastrukturdialog) eingeladen, allerdings klar gemacht, dass die Prioritäten des geltenden Bundesverkehrswegeplans kein Thema sein werden.
  • Neue Kriterien und einen Bundesverkehrswege- und -mobilitätsplan gibt es noch nicht. Bisherige Planungen des BMDV beruhen auf Verkehrsprognosen mit fragwürdigen Prämissen, die stark zugunsten des Lkw und Pkw-Verkehrs tendieren.

Schnelle Kapazitätserweiterung Schiene

„Wir werden ein Programm „Schnelle Kapazitätserweiterung“ auflegen […]“
Koa-Vertrag S. 49

  • Das Ministerium arbeitet momentan an einem Programm.

Streckennetz Schiene erweitern

„ […] das Streckennetz erweitern, Strecken reaktivieren und Stilllegungen vermeiden …“
Koa-Vertrag S. 49

  • Bislang seitens der Regierung keine konkreten Aktivitäten erkennbar.

Digitalisierung Schiene: ETCS-Einführung

„Die Digitalisierung von Fahrzeugen und Strecken werden wir prioritär vorantreiben.“
Koa-Vertrag S. 49

  • Nachdem die Haushaltsmittel für die Einführung des Zugsicherungssystems ETCS im Haushalt 2024 gekürzt worden waren, ist für 2025 nun wieder ein Mittelaufwuchs vorgesehen. Zugleich wurde mit der Novelle des Bundesschienenwegeausbaugesetzes die Einrichtung einer Koordinierungsstelle für die ETCS-Einführung beschlossen sowie die gesetzlich Grundlage für die notwendige Umrüstung der Fahrzeuge geschaffen. Für den Start der Fahrzeugumrüstung fehlt allerdings immer noch die Grundlage (Förderrichtlinie für die Fahrzeugnachrüstung). Auch ein Migrationskonzept liegt weiterhin nicht vor.

Digitalisierung Schiene: Einführung der Digitalen Automatischen Kupplung

Die Einführung der Digitalen Automatischen Kupplung wollen wir beschleunigen […]“
Koa-Vertrag S. 50

  • Die Einführung der Digitalen Automatischen Kupplung (DAK) wird von Deutschland u.a. durch die Förderung von Testprojekten aktiv unterstützt und auch auf Europäischer Ebene vorangetrieben.

Elektrifizierung des Schienennetzes 75 %

„Bis 2030 wollen wir 75 Prozent des Schienennetzes elektrifizieren […]“
Koa-Vertrag S. 49

  • Bisheriges Elektrifizierungstempo ist unverändert viel zu gering, um das Ziel zu erreichen. Da außerdem unklar ist, wie die Empfehlungen der Beschleunigungskommission Schiene umgesetzt werden, sind bisher keine Fortschritte erkennbar.

Bahnhofsprogramme bündeln und stärken

„Wir werden […] Bahnhofsprogramme bündeln und stärken […].“
Koa-Vertrag S. 49

  • Mit der Novelle des Bundesschienenwegeausbaugesetzes wurden nun auch Bahnhofsgebäude in DB-Eigentum in die Bundesfinanzierung einbezogen. Zugleich sollen die Mittel für den Haushaltstitel “Förderinitiative zur Attraktivitätssteigerung und Barrierefreiheit von Bahnhöfen” im Haushalt 2025 deutlich aufgestockt werden.

 

Stand: August 2024