Autonomes Fahren ist im Schienenverkehr keine Seltenheit mehr. Seit 1983 gibt es vollautomatisierte S- und U-Bahn-Systeme, in denen die fahrerlose Bahn zum Einsatz kommt. Aber wie funktioniert das autonome Fahren auf der Schiene?
Überwiegend kommen fahrerlose Bahnen in vollautomatisierten U-Bahn-Systemen zum Einsatz, die für autonomes Fahren in besonderer Weise geeignet sind: Es handelt sich um geschlossene Systeme, auf denen meist nur baugleiche Bahnen zum Einsatz kommen. Außerdem schützt das Tunnelsystem die Infrastruktur besser vor äußeren Einwirkungen.
Die fahrerlose Bahn verfügt über zahlreiche technische Systeme, die den autonomen Betrieb ermöglichen. Diese Systeme haben sich durch die Digitalisierung rasant weiter entwickelt. Wichtig sind vor allem die automatische Zugsicherung (ATP) und die automatische Zugsteuerung (ATO). Die Zugsicherung errechnet und kontrolliert die Geschwindigkeiten und die Abstände zu den anderen Bahnen, die auf der Strecke verkehren. Die Bahnen kommunizieren permanent sowohl mit der Leitstelle als auch mit den anderen Bahnen im System („Communication Based Train Control“). Weil die fahrerlose Bahn jederzeit weiß, wo sich andere Bahnen befinden, kann die automatische Zugsicherung den optimalen Abstand im System errechnen.
Die Zugsteuerung ist für das autonome Fahren zuständig. Alle Abläufe geschehen automatisch: Das Anfahren und Stoppen des Zugs sowie das Öffnen und Schließen der Türen an einem Bahnhof. Insbesondere das Schließen der Türen bedarf beim autonomen Fahren besonderer Kontrollsysteme, um sicherzustellen, dass auch unvorsichtige Fahrgäste am Bahnsteig nicht verletzt werden. Neben Video- und Radarüberwachung werden Bahnhöfe meist mit Bahnsteigtüren ausgerüstet, die sich vor der Abfahrt der Bahn schließen. Eine fahrerlose Bahn benötigt zahlreiche Informationen, deshalb müssen Sensor- und Signalsysteme entlang der Strecken installiert sein.
Wer bisher noch nie mit einer autonomen Bahn unterwegs war, hat vielleicht noch Vorbehalte: Ist die fahrerlose Bahn genauso sicher, wie eine Bahn, die von einem Lokführer gesteuert wird? Diese Bedenken sind jedoch unbegründet. Im Störfall verhält sich eine fahrerlose Bahn genauso wie ein Lokführer: Sie hält an. Der Stillstand ist der sicherste Zustand im Bahnbetrieb. Erst dann können weitere Maßnahmen ergriffen werden, falls erforderlich. Für vollautomatische Metrosysteme gelten sogar noch verschärfte Sicherheitsvorgaben. Die Tunnel müssen all 400 Meter über einen Notausgang verfügen.
Vollautomatische Systeme haben viele Vorteile gegenüber konventionellen S- und U-Bahnen: Sie sind wesentlich flexibler und können schneller auf zu- und abnehmende Fahrgastaufkommen reagieren. Die fahrerlose Bahn ist zudem pünktlicher, weil der Betreib optimal aufeinander abgestimmt ist. Ein weiterer großer Vorteil: Durch Wartungssensoren in fahrerlosen Bahnen können Fehler schon frühzeitig erkannt und behoben werden. Es gibt deshalb kaum Ausfälle oder größere Störungen.