Bei einem Oberleitungs-Lkw, auch O-Lkw oder E-Lkw genannt, handelt es sich um einen elektrisch angetriebenen Lkw, der durch eine Oberleitung mit Strom versorgt wird. Die Fahrzeuge sollen zu einer Dekarbonisierung des wachsenden Straßengüterverkehrs beitragen.
Neben einer Teststrecke nördlich von Berlin, wurden in Baden-Württemberg, Hessen und Schleswig-Holstein Autobahnabschnitte mit Oberleitungen ausgerüstet. Im Mai 2019 wurde die Teststrecke für Elektro-Lkw auf der A5 zwischen Langen/Mörfelden und Weiterstadt in Hessen in Betrieb genommen. Seither wird der Oberleitungs-Lkw erstmals auf einer öffentlichen Straße in Deutschland erprobt.
Der Lkw-Betrieb mit einer Oberleitung ist mit großem Aufwand und mit hohen Kosten verbunden, dazu gehören unter anderem:
Anders als bei überlangen und überschweren Lkw (sogenannte Gigaliner), stellt der Oberleitungs-Lkw keine unmittelbare Bedrohung im Wettbewerb mit dem Verkehrsträger Schiene dar.
Beim Oberleitungs-Lkw ist davon auszugehen, dass die noch zu bewältigenden technischen Herausforderungen auch Folgen für die Betriebskosten haben werden. So wird die Doppel-Motorisierung das Lkw-Gewicht erhöhen und die Fahrzeuge in der Anschaffung verteuern. Gleichzeitig sinken Ladevolumen und Nutzlast. Daher ist unter diesen Bedingungen kurz- und mittelfristig kein Kostenvorteil gegenüber dem Diesel-Lkw zu erwarten. Im hart umkämpften Verkehrsmarkt sind von den Transporteuren aber kaum höhere Preise gegenüber den Verladern durchsetzbar.
Positive Effekte für das Klima sind durch Oberleitungs-Lkw in absehbarer Zeit nicht wahrscheinlich, denn:
Die Dekarbonisierung des Verkehrs ist aus Klimaschutzgründen dringend geboten. Doch der Einsatz von Oberleitungs-Lkw ist von der Realisierung noch weit entfernt. Selbst bei technischer Machbarkeit ist fraglich, ob in absehbarer Zukunft ausreichende Mengen Ökostrom zur Verfügung stehen.
Der Schienengüterverkehr erbringt schon heute mehr als 90 Prozent seiner Verkehrsleistung elektrisch. Mehr als 50 Prozent des Bahnstroms stammen aus erneuerbaren Quellen. Für mehr Klimaschutz im Verkehrssektor ist daher der Ausbau der vorhandenen E-Mobilität auf der Schiene ein kosteneffizienter Weg mit sofortigem Klimanutzen:
E-Lkw haben vor allem im Nahverkehr eine Zukunft. Anstelle des teuren Aufbaus einer Oberleitungsinfrastruktur für Langstrecken-Lkw-Verkehre sollte daher die Entwicklung von Batterie-Lkw für den Nahbereich vorangetrieben werden. So kann jeder Verkehrsträger entsprechend seiner Stärken eingesetzt werden: Die elektrisch betriebene Güterbahn auf der Langstrecke und der E-Lkw im regionalen Verteilverkehr.