Donnerstag, 5. Oktober 2017

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Carolin Flege, Allianz pro Schiene

Guten Tag,

am Tag elf nach der Bundestagswahl fragen wir uns, was „Jamaika“ für die Eisenbahn bringen könnte. Vielleicht hilft ein Blick auf den Wählerwillen: Nach einer repräsentativen Umfrage von Trainline liegt die Eisenbahn bei der Beliebtheit klar vor Flugzeug und Fernbus: 45 Prozent der Grünen-Wähler sehen sie als öffentliches Verkehrsmittel auf Platz 1. Genauso empfinden das auch 28 Prozent der Wähler von CDU/CSU und 28 Prozent der FDP-Anhänger. Vielleicht ist Jamaika also einfacher, als gerade behauptet wird? Und damit die neue Regierung auch weiß, was unser Verkehrsbündnis für die kommende Legislaturperiode vorschlägt, haben wir einen Kompass aufgelegt. 10 Maßnahmen und die Verkehrswende gelingt.

Außerdem in dieser Ausgabe: Europas erste Testumgebung für selbstfahrende Züge, Neuigkeiten zu 740-Meter-Güterzügen und was die Fusion von Siemens und Alstom für uns bedeutet.

Ich wünsche Ihnen viel Vegnügen beim Lesen!

AUS DER POLITIK
Bahn wird wettbewerbsfähiger: 740-Meter-Züge

Erfreuliche Nachrichten aus der Politik: Das Bundesverkehrsministerium hat hellgrünes Licht („vorläufiges Bewertungsergebnis“) für den Infrastrukturausbau für 740-Meter-Züge im Güterverkehr gegeben. Das 740-Meter-Netz steigt damit in den vordringlichen Bedarf des Bundesschienenwegeausbaugesetzes auf und soll als Teil des Bundesverkehrswegeplans umgesetzt werden. Dazu Staatssekretär Enak Ferlemann in einem Pressestatement: „Wir brauchen eine bundesweit leistungsfähige Schieneninfrastruktur. Ein Kernelement zur weiteren Steigerung der Netzkapazität des Bahnnetzes für den Schienengüterverkehr ist eine durchgängige Befahrbarkeit der Hauptachsen für 740 Meter lange Güterzüge. Die bisherige Ergebnisrechnung dieser Maßnahme zeigt, dass die Wirtschaftlichkeit vorhanden ist.“ Um den Einsatz von 740-Meter-Zügen zu ermöglichen, müssen mindestens 79 Überholungsbahnhöfe und zwei Güterverkehrsanlagen aus- bzw. neugebaut werden.
Foto: Deutsche Bahn AG / Georg Wagner

Viele interessante Fakten zum 740-Meter-Zug können Sie hier nachlesen.

AUS DER BRANCHE
Ein starkes Bündnis: Siemens und Alstom fusionieren

Alle Förderer der Allianz pro Schiene im Überblick

Ein „deutsch-französischer Zusammenschluss unter Gleichen“, so hat es Siemens-Chef Joe Kaeser formuliert, als er verkündete, dass Siemens und Alstom ihre Zugsparten zusammenlegen. Die französischen Gewerkschaften bezeichneten den Zusammenschluss als „Vernunftheirat“. Fest steht: Durch die Fusion kommen die beiden Zughersteller gemeinsam auf einen Umsatz von rund 15,3 Milliarden Euro. Damit sind sie nach CRRC (China) auf Platz zwei der umsatzstärksten Zughersteller der Welt. „Der Zusammenschluss von Siemens und Alstom ist sinnvoll, damit entsteht der europäische Champion, der die Größe hat, um in Zukunft ganz vorn mitspielen zu können“, sagte Maria Leenen von SCI Verkehr gegenüber der WELT. Übrigens sind durch die Fusion nun zwar nicht mehr sechs, aber immerhin noch fünf der zehn größten Zughersteller der Welt bei der Allianz pro Schiene als Fördermitglieder organisiert.
Foto: Siemens AG 
Hier können Sie sich alle Förderer der Allianz pro Schiene ansehen.

 

NACKTE ZAHLEN
ÖPNV: Starker Fahrgastanstieg im ersten Halbjahr

Es mangelt wahrlich nicht an Kritik am öffentlichen Nahverkehr. Eine aktuelle Studie stellt jetzt heraus, was die Deutschen an Bus und Bahn besonders nervt: Verspätungen, schlechte Luft und Gerüche stören jeweils 52 Prozent der Fahrgäste. 51 Prozent beklagen überfüllte Zügen und schlechtes Benehmen anderer Fahrgästen. Das lässt tief blicken: Ein Hauptproblem des Fahrgasts ist demnach der Fahrgast. Und davon gibt es immer mehr. Vorläufige Zahlen des Statistischen Bundesamts melden für den Eisenbahnnahverkehr einen starken Zuwachs des Fahrgastaufkommens im ersten Halbjahr 2017 (Ein Plus von 3,4 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2016).

Wenn Sie ganz genau wissen wollen, wie sich die Marktanteile der Verkehrsträger in Deutschland berechnen, finden Sie hier unser Erklärvideo.

SCHLAUER WERDEN
China hat den schnellsten Zug der Welt

Die schnellsten Züge der Welt fahren jetzt wieder in China. Nachdem im Jahr 2011 ein chinesischer Hoch-geschwindigkeitszug entgleiste und die Geschwindigkeit der Züge mit einer Obergrenze von 300 km/h gedrosselt wurde, hat die Regierung nun die „Bremse gelöst“. Mit bis zu 350 Kilometern pro Stunde fährt der Weltrekordflitzer und braucht von Peking nach Shanghai auf einer Strecke von 1.318 Kilometern gerade mal vier Stunden und 28 Minuten. In Deutschland darf der ICE 3 übrigens höchstens 300 km/h fahren. Wem das nicht flott genug ist: Von solchen Geschwindigkeiten können deutsche PKW-Fahrer auf der Autobahn nur träumen. Hinzu kommt, dass man beim Zugfahren nicht mal angeschnallt sein muss. Wieso das so ist, können Sie hier nachlesen.
Foto: China Internet Information Center

GUTE NACHRICHTEN
Europas erste Testumgebung für autonome Züge

Open.Rail.Lab

In Österreich, genauer gesagt im Burgenland, entsteht Europas erstes digitales Testfeld für Züge. Rund 11 Millionen Euro werden Bund, Land und Industrie in Österreich jährlich investieren. Erprobt werden selbstfahrende Züge unter Real-bedingungen auf einer etwa 25 Kilometer langen, offenen Strecke. „Mit dem Open.Rail.Lab bekommt Österreich ein Testlabor für die Bahn der Zukunft“, kommentiert Österreichs Infrastrukturmister Jörg Leichtfried. Konkret getestet werden etwa „intelligente Loks, die mit Eisenbahnkreuzungen und Autos kommunizieren und so Unfälle verhindern“. Ein Investitionsprogramm der deutschen Regierung in digitale Testfelder auf der Schiene ist ein Kernbestandteil unseres verkehrspolitischen Forderungskatalogs „Fahrplan Zukunft“. Wir finden: Auch in Deutschland ist es Zeit für ein Open.Rail.Lab, denn die Themen Digitalisierung und Vernetzung werden zukünftig immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Foto: Open Rail Lab
Alle Forderungen aus unserem „Fahrplan Zukunft“ können Sie sich hier ansehen.

UNTERWEGS
Der wohl ehrlichste Schwarzfahrer aller Zeiten

Schwarzfahrer will 50 Jahre nach der „Tat“ seine Strafe bezahlen

Ein besonders ehrlicher Schwarzfahrer erheitert derzeit das Netz. Nach 50 Jahren entschuldigt sich ein Mann in einem handgeschriebenen Brief beim Regionalverkehr Bern-Solothurn (RBS) für ein paar längst zurückliegende Fahrten ohne gültiges Ticket: „Verjährt? Für mich nicht.“ Er bereue seine Handlung und würde gerne „einen Betrag zur freien Verfügung überweisen“. RBS will den Ex-Schwarzfahrer nicht bestrafen, sondern sich stattdessen für seine Ehrlichkeit bedanken.
Foto: RBS / Facebook

 

BLICK ÜBER DEN TELLERRAND
Busse ohne Fahrplan

Eine neue Generation von Ridesharing-Diensten will den öffentlichen und privaten Verkehr enger miteinander verzahnen – zum Nutzen von Kunden, Städten und der Umwelt. Etwa das Berliner Start-up CleverShuttle, bei dem die Deutsche Bahn 19 Prozent der Anteile hält. Auch das ebenfalls in der Hauptstadt angesiedelte Unternehmen door2door hat sich Großes vorgenommen. Anders als CleverShuttle will das Start-up door2door Ridesharing nicht in Eigenregie betreiben, sondern in erster Linie Verkehrsverbünden eine IT-Plattform zu Verfügung stellen. Seit dem 29. September 2017 fahren im Auftrag der Duisburger Verkehrsgesellschaft per mobiler App zu bestellende Kleinbusse – Busverkehr on demand und ohne Fahrplan. Auch das Bundesverkehrsministerium investiert in die Zukunft des Öffentlichen Personennahverkehrs und lässt zu Einsatzmöglichkeiten von autonom und elektrisch fahrenden (Klein-)Bussen im ÖPNV forschen.
Foto: door2door

ENTGLEIST
Autonomes Fliegen: Drohnen für Deutschland

Seit ein paar Tagen strahlt ein neuer Stern am Berliner Lobbyhimmel: Der „Verband Unbemannte Luftfahrt“ wird sich ab sofort für den flächendeckenden Einsatz von Drohnen im deutschen Luftraum stark machen. Weil der Neuling gar nicht so neu ist, sondern von den alteingesessenen Verbänden für die bemannte Luftfahrt ferngesteuert wird, spielt er leider sofort die übliche PR-Klaviatur: Es geht um „nachhaltige und vor allem sichere Erschließung“, „Herausforderungen“, natürlich die „Schaffung einheitlicher Regeln“, um „das Vertrauen der Verbraucher zu gewinnen“, weil sonst „kein Durchbruch“ und so weiter. Wir lassen uns von dieser langweiligen Anmutung nicht abschrecken und begrüßen die neuen Kollegen im Verkehrssektor: Eine Lobby für Ufos! Das muss doch fliegen. 
Foto: dkf2010 / flickr

NEU AN BORD
Willkommen in der Allianz pro Schiene

BTC Havelland GmbH

Auf der 34 Hektar großen Fläche des einstigen Rangierbahnhofs Wustermark will die BTC Havelland GmbH den traditionsreichen Standort des ehemaligen Rangierbahnhofs revitalisieren und Gewerbebetriebe aus dem Bahnsektor mit Forschung- und Wissenschaftseinrichtungen zusammenbringen.
Foto: BTC – Bahntechnologie Campus Havelland GmbH

Ich hoffe, unser Newsletter hat Ihnen gefallen. Leiten Sie ihn gerne an Freunde und Kollegen weiter und vernetzen Sie sich mit uns bei facebook, twitter und Xing. Die nächste Ausgabe erscheint Anfang November.

Herzliche Grüße
Carolin Flege 

MEDIENECHO

KALENDER

  • 08. Oktober, Neuenmarkt: Bahntag Bayern mit einem Vortrag zu Schienenjobs.de
  • 15. Oktober, Bayerisch Eisenstein: Siegerfeier zur Auszeichnung „Tourismus-Bahnhof des Jahres 2017“
  • 27. Oktober, Lutherstadt Wittenberg: Siegerfeier zur Auszeichnung „Bahnhof des Jahres 2017“
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