Die traurigen Ereignisse in Würzburg, München und Ansbach machen betroffen. Nach der Axt-Attacke in einer Würzburger Regionalbahn fragen sich Reisende: Ist die Fahrt mit dem Zug noch sicher? Die Deutsche Bahn hat angekündigt, bundesweit 500 zusätzliche Sicherheitskräfte einzustellen und die Videoüberwachung in Bahnen und Bahnhöfen auszubauen. Auch viele Aufgabenträger verstärken den Einsatz von Überwachungskameras im ÖPNV. In der Diskussion um Kontrollschleusen, Körperscanner und Polizei an Bord ist jedoch Besonnenheit geboten. Bei allen zukünftigen Maßnahmen muss sorgfältig zwischen dem Risiko, der Einschränkung unserer Freiheitsrechte und dem tatsächlichen Sicherheitsgewinn abgewogen werden.
Am 22. August werden wir die Bahnhöfe des Jahres 2016 küren. Zahlreiche Vorschläge erreichten uns auch in diesem Jahr, anhand einer strengen Checkliste hat unsere Jury dann in den vergangenen Wochen die vielversprechendsten Bahnhöfe getestet. Seien Sie gespannt, es wird eine Überraschung geben.
AUS DER POLITIK
AUS DER BRANCHE
Die Transportleistung im Schienengüterverkehr betrug laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2015 rund 116,6 Milliarden Tonnenkilometer. Dabei beläuft sich der Anteil des innerdeutschen Verkehrs auf rund 51 Prozent. 37 Prozent der Tonnenkilometer entfallen auf den grenzüberschreitenden Verkehr, im Transit sind es rund 11 Prozent. Der Schienengüterverkehr übertraf damit 2015 den bisherigen Spitzenwert aus dem Jahr 2008 (+0,8 Prozent). Auch die Zahlen in den ersten Monaten dieses Jahres sind positiv: Bis Ende April wurden 38,4 Milliarden Tonnenkilometer gefahren, im Vorjahreszeitraum waren es noch 36,7 Milliarden Tonnenkilometer.
Allerdings ist 2015 auch der Gütertransport auf der Straße kräftig gewachsen, sodass der Marktanteil der Schiene stagniert und noch nicht das Vorkrisenniveau erreicht hat. Kaum überraschend, dass die Verkehrsverlagerung auf der Stelle tritt, denn während die Politik die LKW-Maut gesenkt hat, wurden die Güterbahnen bei EEG-Umlage und Infrastrukturkosten weiter kräftig belastet.
AUS DEM AUSLAND
NACKTE ZAHLEN
72,7 Millionen Euro will die Bundesregierung im Haushalt 2017 für die Förderung privater Unternehmen bereitstellen, die in Umschlaganlagen für den Kombinierten Verkehr (KV) investieren. Das geht aus dem vom Bundeskabinett beschlossenen Haushaltsentwurf hervor. Im Jahr 2015 waren es noch rund 92 Millionen, allerdings wurden von den Geldern nur knapp 28 Millionen Euro auch tatsächlich abgerufen. „Manches im Förderverfahren ist einfach zu kompliziert“, meint unser Geschäftsführer Dirk Flege. Das hat auch das Ministerium erkannt und erarbeitet zurzeit eine Neufassung. Die Allianz pro Schiene wurde gebeten, den Entwurf zu kommentieren – hier innerhalb einer angemessenen Frist. Wir halten Sie auf dem Laufenden. Übrigens: Die veranschlagten Gesamtausgaben des Bundes für die Schieneninfrastruktur belaufen sich 2017 auf 5.173.256 Milliarden Euro. Der größte Teil fließt in die LuFV (3,075 Mrd.) und in die allgemeinen Baukostenzuschüsse für die Schienenwege der Eisenbahnen des Bundes (1,349 Mrd. Euro). Im Vergleich zu unseren Nachbarn ist das Investitionsvolumen aber gering, wie unser EU-Index zeigt.
SCHLAUER WERDEN
Sehr häufig sagen wir: „Die Bahn ist besonders umweltfreundlich.“ Aber warum eigentlich? Einmal wegen der Elektromobilität, die auf der Schiene schon lange Standard ist. Möchten Sie Ihr Gegenüber allerdings einmal richtig beeindrucken, dann hilft Ihnen unser Erklärvideo „Wieso ist die Bahn so umweltfreundlich?“. Es gibt nämlich noch weitere Gründe, weshalb die Bahn das umweltfreundlichste motorisierte Verkehrsmittel ist. Teilen Sie es gerne mit Ihren Freunden und Kollegen.
UNTERWEGS
Haben auch Sie etwas Spannendes auf Ihren Reisen entdeckt? Schicken Sie uns ein Foto und erzählen Sie Ihre Geschichte.
GUTE NACHRICHTEN
Fast drei Viertel der Deutschen wollen keine Riesen-LKW auf Deutschlands Straßen. Das hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag des Automobil-Clubs Verkehr (ACV) und der Allianz pro Schiene herausgefunden. Soviel Ablehnung interessierte selbst die BILD-Zeitung. Die Befürworter der Riesen-LKW waren von den Ergebnissen so geschockt, dass ihnen nur noch Verschwörungstheorien weiterhalfen: Forsa habe bei der Umfrage getrickst. Nur Verkehrsminister Dobrindt liegen die Riesen-LKW am Herzen; noch vor dem Ende des Feldversuchs in 13 Bundesländern spricht er von „Erfolg“. Doch unter den Bundesländern ist der Einsatz der 25-Meter-Kolosse nach wie vor umstritten, wie die dpa recherchierte.
NEU AN BORD
Wir freuen uns, mit der Technischen Universität Berlin die vierte Hochschule in unserem Verkehrsbündnis zu begrüßen. Die TU Berlin ist eine der wenigen Universitäten in Europa, die den Schienenverkehr in ganzer Breite lehrt und in vielen Forschungsbereichen aktiv ist. Auch in europäischen Forschungsprogrammen wirkt die Universität mit.
Schon bevor in Baden-Württemberg der erste Zug rollt, hat sich die Go-Ahead Verkehrsgesellschaft Deutschland als Förderer der Allianz pro Schiene angeschlossen. Sie ist in guter Gesellschaft: Nahezu der gesamte Schienenpersonenverkehr in Deutschland ist inzwischen in der Allianz pro Schiene organisiert.
ENTGLEIST
Seit Jahren setzen wir uns dafür ein, dass mehr Güter auf der Schiene und nicht auf der Straße transportiert werden, dabei wurden wir offenbar betriebsblind. Denn wie wir nun erfahren haben, hat die Bundesregierung die Notwendigkeit der Verkehrsverlagerung schon längst erkannt und in den letzten Jahren heimlich alle Weichen für die Verkehrswende gestellt. Aufgeklärt wurden wir durch eine Antwort des Petitionsausschusses des Deutschen Bundestags. Der hatte über eine Petition zu entscheiden, in der gefordert wurde, dass in Deutschland mehr Güterverkehr auf die Schiene verlagert werde. Der Ausschuss lehnte diese Petition ab. In der Begründung heißt es, dass längst „dem Anliegen entsprochen worden ist“, u.a. durch die Ausbaugesetze. Schon jetzt flössen „in Bezug zur Verkehrsleistung ein überproportionaler Anteil in die Schieneninfrastruktur“. Nun, dann können wir ja einpacken, es ist für alles gesorgt. In der Realität allerdings wird nach wie vor die Straße von der Bundesregierung priorisiert. Jüngst hat auch der EU-Rechnungshof Deutschland gerügt, weil entgegen der EU-Politik zur Stärkung der Güterbahnen, auch die EU-Fördergelder unverhältnismäßig auf die Verkehrsträger verteilt wurden.
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