Diese Woche begann mit einem lauten Knall: Rüdiger Grube trat – für alle überraschend – als Vorstandsvorsitzender der Deutsche Bahn AG zurück. Der ehemalige Bahnchef war zudem Präsident der Gemeinschaft Europäischer Bahnen (CER) und damit oberster Eisenbahner Europas. Am 8. Februar tritt die Generalversammlung des Verbands zusammen und entscheidet über die Neubesetzung der Vakanz. Nach der Pflicht folgt nun vielleicht die Kür: Kurz vor seiner knallenden Kündigung wurde Rüdiger Grube von einem Fahrgast für den „Eisenbahner mit Herz“ nominiert. Warum, lesen Sie in unserer Online-Galerie.

Weniger überraschend kam eine Meldung aus dem schönen Hamburg, dort wurde einige Tage zuvor ein Lkw-Fahrer verhaftet. Der 49-Jährige hatte mutmaßlich einen Verkehrsunfall verursacht und war daraufhin mit seinem Lkw geflüchtet. Wenig später wurde er gefasst. Den Ermittlern bot sich ein Bild des Grauens: Ein Alkoholtest bescheinigte dem Fahrer ganze 1,72 Promille. Das Kontrollgerät, das Lenk- und Ruhezeiten verzeichnet, war manipuliert. Die Beamten gehen davon aus, dass der Mann täglich 15 bis 16 Stunden ohne Pausen unterwegs war. „Durch die Manipulationen des Sensors war die gesamte Bordelektronik des Sattelzuges gestört, so dass die Bremsassistenten nicht mehr richtig funktionierten. Die Sattelzugmaschine hatte zudem keine Bremsbeläge mehr“, heißt es weiter. Und auch beim Ad-Blue-Zusatz, der die Abgase des Fahrzeugs verbessert, wurde getrickst. Lkw und Fahrer stammen aus dem Ausland. Technische Manipulationen werden dort systematisch und von Fachwerkstätten durchgeführt, so die Polizei. Unterwegs sind sie in Deutschland.

Die Zustände im Straßengüterverkehr sind mitunter katastrophal, was nicht nur dieser Fall aus Hamburg zeigt. Das Preisdumping in der Straßenlogistik geht einher mit menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen, illegalen Praktiken und Manipulationen. Das bremst die Güterbahnen aus, denn in der Logistik dreht sich alles um den Preis. Ganz besonders deutlich wird dies in einer neuen Reportage des Bayerischen Rundfunks. Wir möchten Ihnen diesen Film sehr empfehlen, angeboten wird er in der Online-Mediathek des Senders. Unsere Forderung, gegen Sozialdumping vorzugehen und Lkw-Kontrollen zu verstärken, ist so aktuell wie nie. Der Gesetzgeber darf nicht länger wegsehen.

AUS DER POLITIK

Förderprogramm für Gleisanschlüsse verlängert

Zu Beginn des neuen Jahres gibt es gute Nachrichten aus dem Bundesverkehrsministerium. Das Programm zur Gleisanschlussförderung wurde um vier Jahre bis 2020 verlängert. Bewerben können sich Unternehmen, die private Gleisanschlüsse reaktivieren, erweitern oder neu bauen wollen. Grundlegend für die Förderung ist die Verpflichtung des Unternehmens, ein vorher festgelegtes Transportvolumen von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Insgesamt 14 Millionen Euro stehen 2017 dafür zur Verfügung, übernommen werden jeweils bis zu 50 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten. Weitere Informationen zum Förderprogramm finden Sie hier: https://www.allianz-pro-schiene.de/themen/aktuell/gleisanschlussfoerderung-fuer-unternehmen/

AUS DER BRANCHE

Derek Ladewig, der Gründer von Locomore

Locomore: Häufig schneller als der eigene Fahrplan

Derek Ladewig, Gründer der Crowdfunding-Eisenbahn Locomore sammelt in diesen Tagen nicht nur viele Streckenkilometer, in ein-zwei Jahren wird er auch viele Anekdoten erzählen können. Seit Dezember fährt sein orangefarbener Zug mit den außergewöhnlichen Abteilen zwischen Stuttgart und Berlin. Im Interview mit der Allianz pro Schiene verrät der Manager, warum Locomore den Betrieb von sieben auf fünf Tage reduzieren musste und wie man mit 40 Minuten Verspätung trotzdem pünktlich ankommt: https://www.allianz-pro-schiene.de/themen/aktuell/interview-derek-ladewig-locomore/

AUS DEM AUSLAND

Wien im ÖV-Fieber

Kurze Notiz von unseren Nachbarn aus Österreich: In Wien wurden 2016 mehr Jahreskarten für den ÖPNV verkauft, als Autos in der Stadt zugelassen waren. Das berichtet stolz der Verkehrsclub Österreich (VCÖ). Erstmals waren 2015 in Wien mehr Jahreskarten im Umlauf als Kfz-Zulassungsbescheide, der Vorsprung des umweltfreundlichen ÖV blieb allerdings noch hauchdünn. 2016 legten Bahnen & Busse zu: 733.000 Wiener besaßen eine Jahreskarte. Die Zahl der Kfz-Halter blieb stabil bei rund 689.000. Auch in Deutschland zeichnet sich im ÖPNV ein neuer Fahrgastrekord ab.

Mehr Vitamine, weniger CO2

Wie sieht eine effiziente und nachhaltige Logistik heute aus? Coop macht es vor. Der zweitgrößte Einzelhändler der Schweiz setzt seit 2011 konsequent auf den Güterzug. Im Interview mit der Allianz pro Schiene hat uns der Leiter der Fachstelle Transporte, Beat Hirschi, das Logistikkonzept der Coop-Gruppe erklärt. Um es vorweg zu nehmen: Wir waren begeistert. Warum, können Sie hier nachlesen: https://www.allianz-pro-schiene.de/themen/aktuell/verkehrsverlagerung-coop-nachhaltiger-verkehr/

NACKTE ZAHLEN

Klartext: Der Straßenverkehr ist gefährlich

Das Risiko, bei einem Verkehrsunfall ums Leben zu kommen, ist im Auto 75-mal höher, als bei einer Bahnfahrt. Das Verletzungsrisiko im Auto ist gegenüber dem Zug sogar 127-mal höher, so das Ergebnis unseres aktuellen Verkehrsträgervergleichs. Mit geschätzten 3.300 Todesopfern im Straßenverkehr insgesamt, kamen 2016 jeden Tag nahezu zehn Menschen ums Leben. 36.000 Tote sind es in Europa jedes Jahr. Diese traurigen und notwendigen Statistiken zeigen deutlich, dass wir bei der Verkehrssicherheit in Deutschland immer noch viel zu langsam voran kommen. „Verkehr ist desto sicherer, je höher der Anteil der Eisenbahn ist“, sagt dazu unser Chef Dirk Flege. Auch deshalb setzen wir uns dafür ein, den Marktanteil des Schienenverkehrs in Deutschland zu steigern. Den ganzen Verkehrsträgervergleich für Deutschland und Europa finden hier: https://www.allianz-pro-schiene.de/presse/pressemitteilungen/verkehrstraegervergleich-sicherheit-bahn-bus-auto/

UNTERWEGS

ICEkalt

Minustemperaturen: Auch ICE-Züge frieren, Foto: Lina Timm
Bitter kalt wurde es in ganz Deutschland an einigen Tagen im Januar. Eis und Schnee veranlassten die Deutsche Bahn vorübergehend, die Höchstgeschwindigkeit ihrer ICEs auf 200 km/h zu begrenzen. Und nicht nur wir zitterten, wie dieses Foto von Lina Timm aus München zeigt.

Haben auch Sie etwas Spannendes rund um die Schiene entdeckt? Schicken Sie uns ein Foto und erzählen Sie Ihre Geschichte.

 

GUTE NACHRICHTEN

KV-Förderung um fünf Jahre verlängert

Neben der Gleisanschlussförderung geht auch die Förderung für KV-Umschlaganlagen in die Verlängerung. Bezuschusst wird sowohl der Ausbau bestehender Terminals als auch der Neubau und zwar bis zu 80 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten. 93 Millionen Euro stellt das Bundesverkehrsministerium dafür in diesem Jahr zur Verfügung. Insgesamt soll mit der KV-Förderung die Umschlagekapazität in Deutschland um rund 850.000 Ladeeinheiten erweitert werden. Einen Überblick über die KV-Förderung erhalten Sie hier: https://www.allianz-pro-schiene.de/themen/aktuell/kv-foerderung-fuer-unternehmen/

ENTGLEIST

Über die Toten spricht man nicht

Dass der europäische Straßenverkehr mit mehr als 36.000 Toten jedes Jahr eine Kleinstadt ausrottet, ist zwar wahr. Doch trotzdem mag es der ADAC überhaupt nicht, wenn diese Wahrheit auch ausgesprochen wird. „Zynisch“ sei unsere Statistik, meint ADAC-Vizepräsident für Verkehr, Klaus Becker, und an dem Mobilitätsbedürfnis der Menschen gehe sie auch vorbei. Mit anderen Worten: Es gibt keine Alternative zum Auto und wenn wir dabei sterben, dann ist das halt so. Dieser Fatalismus bringt uns nicht weiter. Er zeigt: Die Verkehrswende in Deutschland muss vor allem in unseren Köpfen stattfinden.

MEDIENECHO

ZDF heute: Streit um Fahrerlaubnis für Gigaliner

Bayerischer Rundfunk: Wie sicher sind die Riesen-Lkw?

Rheinische Post: NRW-Zugbegleiter als „Eisenbahner mit Herz“ nominiert – Der Held der Pendler

KALENDER

28.2. Berlin, 11 bis 15 Uhr: Workshop Mobilitätsmanagement – Ihr Arbeitsweg als erster Schritt in einen umweltfreundlichen Berufsalltag