| Guten Tag, es spare wertvolle Sekunden, antwortete ein Kontrolleur der Autobahnpolizei auf die Frage, warum die Ladung von Lkw häufig nicht richtig gesichert sei. Der Zeitdruck, unter dem die Fahrer stehen, ist enorm und illegale Praktiken sind im Lkw-Transport längst Teil des Geschäftsmodells. 15-Stunden-Schichten sind keine Seltenheit – und das ohne Pause. Das Team von ZDFzoom zeigt nun eine beschämende Bestandsaufnahme des Güterverkehrs in Deutschland und geht der Frage nach, warum immer mehr Lkw die Autobahnen verstopfen, während die Güterbahnen dagegen um jeden Auftrag kämpfen müssen. Die Reportage „Laut, schmutzig, gefährlich“ können Sie in der ZDF-Mediathek online anschauen. Mit dem Masterplan Schienengüterverkehr hat das Bundesverkehrsministerium nun ein Strategiepapier vorgelegt, das die Güterbahnen im Logistik-Preiskampf stärken soll. Als Sofortmaßnahme werden die Trassenpreise für den Güterverkehr im nächsten Jahr um 350 Millionen abgesenkt – ein großer Erfolg für die Branche. Mit dieser guten Nachricht wünsche ich Ihnen nun viel Vergnügen bei der Lektüre unseres Juli-Newsletters. |
| AUS DER BRANCHE Chance Masterplan Schienengüterverkehr Was bringt der Masterplan den Unternehmen konkret? Darüber habe ich mit Armin Riedl gesprochen, Geschäftsführer des Münchner Eisenbahnverkehrsunternehmen Lokomotion und des KV-Dienstleisters Kombiverkehr. Zugleich unterstützt er die Allianz pro Schiene als Sprecher der Arbeitsgruppe „Kombinierter Verkehr“. Allianz pro Schiene: Herr Riedl, Bundesverkehrsminister Dobrindt hat die Absenkung der Trassenpreise um 350 Millionen Euro angekündigt. Was bedeutet das für die Eisenbahnunternehmen konkret? Armin Riedl: Konkret würde diese Maßnahme für die EVU natürlich bedeuten, dass nach jahrelangen permanenten Steigerungen der von den Eisenbahnen nicht zu beeinflussenden Kosten nun ein Teil davon kompensiert würde. Bitte denken Sie daran, dass in den letzten Jahren die Trassenpreise Jahr für Jahr angehoben wurden, während bei anderen Verkehrsträgern die entsprechenden Infrastrukturkosten entweder gar nicht erst anfallen oder in deutlich geringerem Umfang gestiegen sind. Zusätzlich wurde die Eisenbahn auch mit weiteren Sondersteuern und Abgaben belastet. Die Trassenpreissenkung könnte von den EVU genutzt werden für Investitionen in Digitalisierung beispielsweise oder auch in Flottenerneuerung, letztendlich mit dem Ziel, bessere Leistungen zu niedrigeren Preisen anbieten zu können. Der Preiskampf in der Logistik ist hart. Reicht der Masterplan aus, den Wettbewerb zwischen Lkw und Güterbahn fairer zu gestalten? Ich bin überzeugt, dass der jetzt vorliegende Masterplan, wenn er denn auch so umgesetzt wird, in der Tat geeignet ist, die Position der Eisenbahn im Güterverkehr zu stärken und den Wettbewerb zu entzerren. Wir sprechen zwar immer wieder über das Thema Trassenpreise. Rein inhaltlich beinhaltet das Positionspapier aber viele wichtige Impulse wie beispielsweise das 740-Meter-Netz, Investitionen in Aus- und Weiterbildung, Investitionen in innovative Technologien, die natürlich auch von den Eisenbahnverkehrsunternehmen mit initiiert werden, um nur einige Aspekte zu nennen. So gesehen ist der Masterplan insgesamt ein umfassender integrierter Aufbruch in die Stärkung des mit Abstand umweltfreundlichsten Verkehrsträgers im Güterverkehr, nämlich der Eisenbahn. Das Bundesverkehrsministerium will die Digitalisierung im Schienengüterverkehr forcieren, unter anderem durch das Programm „Zukunft Schienengüterverkehr“. Digitalisierung ist ein weit gefasster Begriff: Welche Schritte sollten konkret folgen? Wichtig ist es, die Digitalisierung vorrangig bei den Netzbetreibern voranzutreiben. Nach wie vor benötigen wir dringend eine verbesserte digitalisierte Betriebssteuerung, und zwar netzübergreifend, da der Schienengüterverkehr bekanntermaßen größtenteils internationaler Verkehr ist. Wir sollen zwar demnächst über eine App in die Lage versetzt werden, Fahrpläne zu bestellen, was sicherlich ganz schön ist, uns aber in der Praxis nicht viel weiterhilft. Denn nach wie vor ist der Netzbetreiber nicht in der Lage, auch bei nur kurzen Strecken eine verlässliche Prognose darüber abzugeben, wann der Zug sein Ziel erreicht. Hier sehe ich allergrößten Nachholbedarf. Darüber hinaus müssen alle Akteure im Schienengüterverkehr, sei es Umschlagbetriebe, Betreiber von Gleisanschlüssen, Wagenhalter und EVU die Standardisierung von Schnittstellen auch in der Vernetzung mit dem Verkehrsträger Straße vorantreiben. Unsere Unternehmen beispielsweise engagieren sich aktuell in einem Projektentwurf, in dem dieser Datenfluss, beginnend bei der Straßenanlieferung, die gesamte Transportkette bis zur Zustellung umfasst. Wir müssen dringend daran arbeiten, kostenintensive Pufferzeiten im Gesamtsystem zu reduzieren. |
| AUS DER POLITIK Bildergalerie: Parl. Abend der Eisenbahnverbände Trotz sintflutartiger Regenfälle kamen am vergangenen Donnerstag rund 100 Gäste aus Politik und Branche zusammen, um über notwendige Schritte zur Stärkung der Eisenbahn zu diskutieren. Ein Ergebnis: Auch im Personenverkehr sollten die Trassenpreise gesenkt werden. Hinter diese Forderung stellten sich die geladenen Verkehrspolitiker von Union, SPD, GRÜNE und LINKE. Mit einem Klick auf das Panoramafoto, gelangen Sie zur Bildergalerie. |
| AUS DEM AUSLAND Österreichischer Schienenverkehr legt zu 288,8 Millionen Fahrgäste waren 2016 mit den Österreichischen Bahnunternehmen unterwegs – so viele wie noch nie. Das geht aus dem aktuellen Jahresbericht der Regulierungsbehörde Schienen-Control hervor, der am Dienstag in Wien vorgestellt wurde. 244,1 Millionen nutzen die Angebote der ÖBB (+2,6 Prozent), die Wettbewerbsbahnen beförderten 44,7 Millionen Fahrgäste (+0,7 Prozent). Statistisch gesehen hat jeder Österreicher im vergangenen Jahr 1.439 Kilometer per Bahn zurückgelegt, ein Spitzenwert im EU-Vergleich. Dabei erreichten die Personenzüge eine Pünktlichkeitsquote von 95,9 Prozent. Der Schwellenwert zur Pünktlichkeitsmessung liegt in Österreich bei 5:29 Minuten im Personenverkehr. Im Güterverkehr lag der Wert dagegen bei 70,9 Prozent (mehr als 15 Minuten) und ist im Jahresvergleich gesunken (2015: 74,1 Prozent), was laut Schienen-Control der größeren Verflechtung mit dem Ausland geschuldet sei. Das Güterverkehrsaufkommen betrug 2016 114,9 Millionen Nettotonnen (2015: 112,8 Mio.). Der Marktanteil der NE-Bahnen am Güterverkehr stieg von 27 auf 29,1 Prozent. |
| NACKTE ZAHLEN Gute Chancen für eine Karriere bei der Eisenbahn 5102 Jobs in der Bahnbranche sind aktuell auf unserem Online-Karriereportal www.SchienenJobs.de gelistet, davon allein 805 Ingenieursstellen. Der Personalbedarf bei der Eisenbahn ist groß, das ist inzwischen auch im Bundesverkehrsministerium bekannt. Der Masterplan Schienengüterverkehr nennt sechs Maßnahmen zur Personalgewinnung, darunter die Förderung einer breiten Werbekampagne für die Rekrutierung von Fachkräften, die Schulung von Mitarbeitern der Agentur für Arbeit und die Unterstützung von Brancheninitiativen zur Nachwuchssicherung wie SchienenJobs.de. |
| SCHLAUER WERDEN Umfrage zu Fahrerassistenzsystemen gestartet Mit modernen Fahrerassistenzsystemen (FAS) können Bahnen viel Energie im Betrieb sparen, im Durchschnitt zwischen 6 und 15 Prozent. Noch kommen sie jedoch nur vereinzelt zum Einsatz. Zusammen mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt haben wir deshalb das Projekt „Fahr umweltbewusst“ gestartet. Ziel ist es, die Vorteile der FAS in der Eisenbahnbranche bekannt zu machen, Unternehmen zum Einsatz zu motivieren und Möglichkeiten der Implementierung aufzuzeigen. Hierbei benötigen wir Ihre Unterstützung: Nehmen Sie sich 10 Minuten Zeit, um an unserer Online-Umfrage teilzunehmen. Vielen Dank! Zur Umfrage |
| NEU AN BORD „Intelligente, innovative, vernetzte Systeme sind gefragt“ Die Nachfrage an moderner und nachhaltiger Mobilität wächst. Der Schienenverkehr ist hier Vorreiter und stellt sich mit einer Vielzahl von digitalen Services sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr neu auf. Wie die Digitalisierung neue Mobilitätskonzepte ermöglicht, berichtet Manfred Fuhg, Leiter der Mobility Division von Siemens Deutschland und neuer Förderkreissprecher in der Allianz pro Schiene. Dabei liegt der Innovationsdruck nicht nur bei den Unternehmen – auch die Verkehrspolitik ist in der Pflicht. Zum Interview |
| MITMACHEN Große Koalition schweigt zum Gigaliner Die Programme aller Parteien zur Bundestagswahl sind inzwischen fertig. Wie stehen sie zum Gigaliner? Bemerkenswerterweise kommen die Riesen-Lkw selten vor: Weder das Regierungsprogramm von CDU-CSU noch das der SPD nennt ihn beim Namen. Folgerichtig verzichten die Parteien der Großen Koalition auch darauf, die umstrittene Regelzulassung als verkehrspolitischen Erfolg zu feiern. Ganz anders Grüne und Linke: Sie lehnen den Gigaliner ab. Einzig die FDP ist dafür. Aber die saß bekanntlich weder in der Regierung noch im Bundestag. Rätselhafte Politik: Wieso fahren Riesen-Lkw plötzlich durch ganz Deutschland, obwohl kaum einer das für eine gute Idee hält? Höchste Zeit, den Politikern die Meinung zu sagen: Machen Sie mit bei unserer Protestmail-Aktion: www.keine-gigaliner.de |
| Ich hoffe, unser Newsletter hat Ihnen gefallen. Leiten Sie ihn gerne an Freunde und Kollegen weiter und vernetzen Sie sich mit uns bei facebook, twitter und Xing. Die nächste Ausgabe erscheint Anfang August. Herzliche Grüße Christopher Harms |
| | KALENDER - 12. Juli, Berlin: Welche Staaten stecken wie viel Geld ins Netz? Pressekonferenz zu Schienen-Investitionen im Europa-Vergleich
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