Liebe Leserin, lieber Leser, es ist nass, es ist kalt – und jetzt auch noch früher dunkel. Dies lässt nur einen Schluss zu: Der Herbst ist per se ein Skandal. Und eine Attacke aufs Gemüt. Da kann man schonmal depressiv werden, wenn es draußen wahlweise lebensbejahend grau oder zappenduster ist. Davor sind auch Menschen, die Studien auswerten, nicht gefeit. Und so ist es wohl zu erklären, dass kürzlich folgender Satz in mehreren Medien zu lesen war: „Rund zwei Drittel der Bevölkerung in Deutschland haben sich einer Umfrage zufolge noch nie das Deutschlandticket angeschafft.“ Noch nie?! Heieiei. Und das, wo es das Ticket doch schon seit Mai gibt, also praktisch seit Erfindung der Eisenbahn. Klarer Beweis: das Ding ist ein Flop, lassen Sie es uns einstampfen! Werfen Sie uns ruhig wahlweise Lobbyismus oder Optimismus vor (beides passt): Aber bedeutet das nicht im Umkehrschluss, dass ein Drittel das Deutschlandticket schonmal genutzt hat? Und das, obwohl man seine Zukunft ständig in Frage stellt und es doch überhaupt erst ein paar Monate alt ist? Jetzt stellen Sie sich mal vor, die Finanzierung wäre auf ewig gesichert und die Menschen wüssten das – vielleicht würden dann noch zwei Leute mehr das Deutschlandticket kaufen… Man fühlt sich allmählich wie ein dauermahnendes Murmeltier: Aber die Ministerpräsidentenkonferenz und der Bundeskanzler wären in jedem Fall gut beraten, am kommenden Montag ein Häkchen dranzumachen und sich endlich in der Finanzierungsfrage einig zu werden. Nur dann wird das Deutschlandticket dauerhaft ein Verkaufsschlager. Bis es soweit ist, freuen wir uns in diesem Newsletter über schöne Gesetze für die Schiene, beklagen monsterhafte Lkw und blicken lobhudelnd über Landesgrenzen. Fröhliche Lektüre wünscht Ihnen Sabrina Wendling |
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| | Eine hübsche Lawine für die Schiene |
| Jahrelang haben wir Stillstand beklagt, jetzt gibt es bei den lange verhandelten Gesetzesentwürfen eine regelrechte Schienen-Lawine. Wir haben uns viele Jahre dafür eingesetzt, dass Mittel aus der Lkw-Maut endlich auch wieder für den Ausbau von Gleisen und Co. verwendet werden können. In knapp zwei Monaten, wenn (natürlich nur aus diesem feierlichen Anlass) bundesweit Sektkorken knallen und Feuerwerkskörper zischen, ist es endlich so weit. Nachdem der Bundestag dem Gesetz kürzlich zugestimmt hat, sollen wieder 50 Prozent der Maut-Einnahmen in die Mobilität jenseits des Straßenverkehrs fließen, und zwar „ganz überwiegend“ in den Bau von Schienentrassen. Das ist so erfreulich, dass man mal kurz Juhu sagen möchte. Auch beim Gesetz zur Genehmigungsbeschleunigung gibt es (wenn auch nicht nur) Grund zur Freude: Dem Schienenausbau wird endlich Priorität eingeräumt und damit eine wesentliche Forderung der Beschleunigungskommission Schiene umgesetzt. Auch für die Reaktivierung stillgelegter Strecken bedeutet das viel Gutes, aber dazu kommen wir gleich. Nun gilt es, auch das Bundesschienenwegeausbaugesetz – auf das wir sehnsüchtig warten – schnell zu beschließen und die Finanzierung von Bahnhofsgebäuden endlich zur Aufgabe des Bundes zu machen. |
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| | | Über eine Sache Gras wachsen zu lassen, ist im Schienenverkehr keine so gute Idee. Denn hat sich die Natur die Gleise erst mal zurückgeholt, fällt es umso schwerer, Strecken zu reaktivieren. Noch schwieriger als mit dem Gras ist es, wenn bereits Asphalt oder Häuser auf der Trasse festgewachsen sind. Mit seinem Gesetz zur Planungsbeschleunigung hat der Deutsche Bundestag kürzlich faktisch ein Entwidmungsverbot verabschiedet. Das heißt: Der Erhalt von Bahnstrecken ist nun offiziell von „überragendem öffentlichen Interesse“, damit Chancen auf eine Reaktivierung nicht wortwörtlich verbaut werden. Wer auf einer stillgelegten Strecke etwas anderes als Zugverkehr vorhat, muss erst mal nachweisen, dass sein Vorhaben von noch überragenderem Interesse für die Allgemeinheit ist. Und das dürfte sehr schwierig werden: Zusammen mit dem VDV haben wir vergangene Woche auf einer gemeinsamen Pressekonferenz gezeigt, dass immer mehr Menschen vor Ort Strecken reaktivieren wollen. Die Zahl der positiv abgeschlossenen Machbarkeitsstudien für Schienenreaktivierungen steigt und steigt. Nun müssen wir nur noch in der Praxis aufholen, denn tatsächlich reaktiviert wurden im vergangenen Jahr gerade mal acht Streckenkilometer in ganz Deutschland. Da geht doch noch viel mehr! Dass der Bund die Wiederherstellung von Schienenwegen bereits zu 90 Prozent fördert, ist ein großer Fortschritt. Doch ist die Strecke wieder in Schuss, müssen die Akteure vor Ort die Kosten für den Betrieb aus den ohnehin knappen Regionalisierungsmitteln stemmen. Deshalb fordern wir ein stärkeres Engagement des Bundes, das auch die Betriebskosten reaktivierter Strecken berücksichtigt. So könnten wir den Prozess erheblich beschleunigen, dass viele Menschen wieder einen Anschluss an die Schiene bekommen. |
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| | Der Nahverkehr auf der Schiene wird nicht erst seit dem Deutschlandticket immer beliebter – ihm kommt eine ganz entscheidende Rolle bei der Verkehrswende zu. Deshalb freuen wir uns sehr, dass der SPNV in Deutschland zu 95% von Fördermitgliedern der Allianz pro Schiene betrieben wird. Das lässt sich aus dem Wettbewerber-Report von mofair und den GÜTERBAHNEN ableiten. Demnach ist es inzwischen recht bunt auf der Schiene: Die DB Regio hat einen Anteil von knapp 60% am SPNV, gut 40% liegen in der Hand von Wettbewerbern. |
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| | Ja, schon wieder Österreich! |
| Wir schwören es bei der heiligen Schiene: Die österreichische Bundesregierung bezahlt uns nicht dafür, dass wir sie in diesem Newsletter so oft loben. Aber nachdem wir im Oktober in dieser Rubrik schon so weit nach Argentinien gereist sind, bleiben wir im November wieder in der Nachbarschaft. Sie wissen ja: Warum in die Ferne schweifen … und so weiter. Dass Menschen besonders bereit sind ihr Mobilitätsverhalten zu überdenken, wenn sich in ihrem Leben gerade etwas verändert, wissen wir bereits. Was liegt da näher, als Menschen genau in solchen beweglichen Phasen ein Angebot zu machen, das sie nicht ablehnen können? In Österreich bekommen 18-Jährige künftig ein Klimaticket geschenkt – also jenes Ticket, das ein Jahr lang unbegrenzt im Nah- und Fernverkehr des Landes genutzt werden kann und das für Menschen in dieser Altersgruppe normalerweise mehr als 800 Euro kostet. Perfektes Timing, wo doch sonst in dieser Lebensphase womöglich die Anschaffung des ersten Autos ansteht. Aber wieso sollte man sich ein Auto anschaffen, wenn man erst mal kostenlos mit Bus und Bahn fahren kann? 120 Millionen Euro stellt Österreichs Bundesregierung dafür im kommenden Jahr bereit. Eine grandiose Sache, die – mit der Zeit – sicher das Mobilitätsverhalten der jungen Generation prägen wird. Könnte man auch mit dem Deutschlandticket machen, nur so als Idee… |
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| | | Haben Sie auch immer etwas zu erzählen, wenn Sie mit dem Zug unterwegs waren? Sei es, weil ihr Sitznachbar früh am Morgen mit einem Leberwurstbrot das ganze Abteil olfaktorisch verwöhnt hat; oder weil Ihr Gegenüber seine Morgenroutine mit Lockenstab und Kosmetiktasche vom Badezimmer in den ICE verlagert hat? Vielleicht haben Sie sogar unerwartet eine Freundschaft fürs Leben geschlossen? Es wird einfach nie langweilig, wenn man mit dem Zug unterwegs ist! Wenn Sie regelmäßig schöne, lustige, hochgradig kuriose und außergewöhnliche Dinge in Zügen erleben und dann noch über einen originellen Schreibstil verfügen, bleiben Ihnen noch ein paar Tage Zeit, Ihre bislang unveröffentlichte Geschichte beim MALIK Verlag einzureichen. Der in Reise- und Abenteuerliteratur führende Verlag hatte pünktlich zum Tag der Schiene einen Aufruf an Autorinnen und Autoren gestartet, um die besten Einsendungen in einer Zugreisen-Anthologie zu veröffentlichen. In der Jury sitzen unter anderen Bestseller-Autor Jaroslav Rudiš und der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege. Einsendeschluss ist der 19. November. Weitere Infos gibt es hier. |
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| | Von länglichen Unzulänglichkeiten |
| Die Schienen- bzw. Verkehrsbranche hätte definitiv ein eigenes Lexikon verdient, denn es wimmelt im Alltag nur so von lauter schienesischen (!) Fremdwörtern. Klar, dass es bei manch einer Wortlänge auch eine Abkürzung braucht. Zum Beispiel: LKWÜberlStVAusnV. Nein, uns ist gerade nichts auf die Tastatur gefallen. Diese Abkürzung gibt es tatsächlich und leibhaftig. Hinter der wohl längsten Abkürzung aller Zeiten verstecken sich sogenannte Lang-Lkw. Und eine Verordnung, die sich mit langen Lkw beschäftigt, braucht natürlich eine angemessen längliche Abkürzung (im Original: Verordnung über Ausnahmen von straßenverkehrsrechtlichen Vorschriften für Fahrzeuge und Fahrzeugkombinationen mit Überlänge). Mit der LKWÜberlStVAusnV möchte die Bundesregierung auch weiterhin Lkw mit überlangen Sattelaufliegern von bis zu 15 Metern Länge auf deutschen Straßen zulassen. Das mag vielleicht beim Problem des Fahrermangels vorübergehend den Druck aus dem Kessel nehmen. Allerdings würde die Regierung damit auch ihre eigenen Verlagerungsziele aus dem Koalitionsvertrag konterkarieren. Denn wenn der Transport auf der Straße billiger wird (und das wird er, wenn mehr Waren von einem Fahrer transportiert werden), dann schafft man einen zusätzlichen Anreiz, die Güter per Lkw zu transportieren. Das Ziel, den Marktanteil des Schienengüterverkehrs bis 2030 auf 25% zu steigern, erreicht man so eher nicht. Besonders problematisch sind die überlangen Sattelauflieger auch deshalb, weil sie mit dem Kombinierten Verkehr nicht kompatibel sind. Die jahrzehntelangen Bemühungen, einheitliche Standards für die Kombination aus Lkw und Schiene in Europa zu schaffen, würden dadurch einfach untergraben. Auf all diese Tücken haben Allianz pro Schiene, Die GÜTERBAHNEN, der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen und der VPI das Bundesverkehrsministerium in einer gemeinsamen Stellungnahme hingewiesen. Der weitere Einsatz von überlangen Sattelaufliegern auf deutschen Straßen würde nur die Verkehrswende unnötig in die Länge ziehen. Die Abkürzung geht nur mit mehr Schiene. |
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| Viviane Schlegel, Strategische Baubetriebsplanerin bei der DB Netz AG |
| Früher war Viviane Schlegel Leistungssportlerin. Lieblingsdisziplin: 100-Meter-Sprint. Heute betreibt sie Denksport, und zwar eher auf der Lang- als auf der Kurzstrecke. Als Strategische Baubetriebsplanerin bei der DB Netz denkt Viviane Schlegel schon jetzt an die Jahre 2025 und 2026 und überlegt, wie sie Baustellen so zusammenlegen kann, dass sie den Fahrgästen möglichst wenig weh tun. |
| | Bevor sie 2016 bei der DB Netz anfing, studierte Viviane Schlegel Verkehrswirtschaftsingenieurwesen in Wuppertal. Als leidenschaftliche Bahnfahrerin brachte sie mit ihrer Streckenkenntnis schon die besten Voraussetzungen für den Job mit. Inzwischen kennt sie das Streckennetz der Region West quasi auswendig, und hat so stets die besten Umleitungsstrecken für Baustellen parat. „Dass man selber gerne Zug fährt und immer auch die Fahrgastbrille bei der Arbeit aufhat, ist total wichtig. Außerdem sollte man sehr durchsetzungsstark sein, wenn es zum Beispiel darum geht, auch Nachtarbeit auf Baustellen einzufordern. Und man darf es nicht einfach akzeptieren, wenn jemand sagt: Das geht aber nicht. Meistens lassen sich verschiedene Bauarbeiten auf einer Strecke eben doch irgendwie organisieren. Und wenn das klappt, macht es wirklich großen Spaß.“ Viviane Schlegel und 28 weitere Berufsbotschafterinnen und Berufsbotschafter sind hier zu finden. |
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| | Von Vögeln und blauem Himmel |
| Gehören auch Sie zu den Menschen, die mit Namensänderungen nicht klarkommen? Twitter mit seinem netten blauen Vögelchen war eine Marke, mit der jede und jeder etwas anzufangen wusste – und mit „twittern“ ist der Duden um ein Verb reicher geworden. Twitter in X umzubenennen, das wirkt etwas X-beliebig. Und eine nicht ganz so X-beliebige Zahl an Menschen schaut sich nach Alternativen um. Wir bleiben tapfer und unseren Followerinnen und Followern bei X treu. Zugleich bieten wir eine Alternative an: Die Allianz pro Schiene und ihr Geschäftsführer Dirk Flege sind nun auch im blauen Himmel unterwegs. Noch hat das neue soziale Netzwerk BlueSky ein bisschen was von geschlossener Gesellschaft, weil man einen Zugangscode dafür braucht. Aber es wächst und gedeiht. Wenn Sie also auch bereits im blauen Himmel unterwegs sind, verbinden Sie sich mit uns – dann können wir uns gegenseitig „anhimmeln“. |
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| DIE ALLIANZ PRO SCHIENE IN DEN MEDIEN |
| Ausgewählte Artikel der letzten 30 Tage |
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| Allianz pro Schiene-Termine |
| - 14. und 15.November: BahnBau-Kongress in Darmstadt mit dem Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege. Hier geht’s zum Programm.
- 29.November: Verleihung des Clara Jaschke Innovationspreises an der TU Berlin
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