Berlin. In einem Exklusiv-Interview mit der Allianz pro Schiene hat Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee seine Vorstellungen von einer zukunftsfähigen Verkehrspolitik erläutert. Die Schiene ist der entscheidende Baustein für den umweltfreundlichen Verkehr der Zukunft, so die programmatische Aussage des Verkehrsministers. Bis 2020 befürchtet der Minister 1,5 Millionen zusätzliche LKW auf den Straßen Deutschlands. Die notwendige Konsequenz: noch mehr Verkehr auf die umweltfreundliche Eisenbahn zu verlagern, die im vergangenen Jahr von allen Verkehrsträgern die höchsten Mengen- und Leistungszuwächse aufwies. Tiefensee: Diesen Trend müssen wir stärken.
Schon heute werden nach Aussage des Verkehrsministers 70 Prozent des Mineralöls in der EU im Verkehr verbraucht“. Seine Schlussfolgerung: Der Schwerpunkt der Energiedebatte bildet sich zunehmend im Verkehrsbereich“. Von dieser Debatte wird nach Ansicht der Allianz pro Schiene vor allem die Eisenbahn profitieren, wie die Marktanteilsgewinne der letzten fünf Jahre deutlich zeigen: Der weitestgehend elektrisch betriebene Schienenverkehr ist der einzige Verkehrsträger, der in den kommenden Jahrzehnten nicht sklavisch auf Erdöl angewiesen ist und zudem das Klima pro Transporteinheit fünfmal weniger schädigt als der LKW. 25 Prozent Marktanteil für die Schiene auch in Europa dürften bei politisch richtiger Weichenstellung bis 2025 zwar ambitioniert, aber machbar sein“, so der Vorsitzende des Schienenbündnisses Norbert Hansen.
Ausdrücklich begrüßt das Bündnis deshalb das Anliegen des Verkehrsministeriums, die technische Kleinstaaterei“ auf den Schienen Europas rasch zu beenden. Dazu gehört neben der gegenseitigen technischen Anerkennung von Schienenfahrzeugen auch der europäische Lokführerschein. Der Minister zeigte sich zuversichtlich, bei der Überwindung dieser Hürden noch in der deutschen Ratspräsidentschaft ein gutes Stück voran zu kommen“.
Das Schienenbündnis begrüßt ebenfalls die deutliche Distanzierung des Ministers von den überlangen Monster-Trucks“: Er sei generell skeptisch, ob solche Gigaliner auf unsere Straße gehören“, so Tiefensee.
Solche klaren Aussagen pro Schiene‘ nehmen wir erfreut zur Kenntnis, so die Reaktion von Norbert Hansen. Offenbar sei der Verkehrsminister ernsthaft bereit, sich der drängenden Verkehrsprobleme anzunehmen. Jetzt komme es aber drauf an, den teilweise richtungsweisenden Worten weitere Taten folgen zu lassen, so Hansen weiter.
Die Allianz pro Schiene ist das Bündnis in Deutschland zur Förderung des umweltfreundlichen und sicheren Schienenverkehrs. In dem Bündnis haben sich 15 Non-Profit- Verbände zusammengeschlossen: die Umweltverbände BUND, NABU und NaturFreunde Deutschlands, die Verbraucherverbände Pro Bahn, DBV und VCD, die Automobilclubs ACE und ACV, die drei Bahngewerkschaften TRANSNET, GDBA und GDL sowie die Eisenbahnverbände BDEF, BF Bahnen, VBB und VDEI. Die Mitgliedsverbände vertreten mehr als 2 Millionen Einzelmitglieder. Unterstützt wird das Schienenbündnis von 70 Unternehmen der Bahnbranche.