„Monstertrucks bleiben Gefahr für Mensch und Umwelt“

Allianz pro Schiene zweifelt Aussagekraft von Modellversuchen an

Berlin. Die Allianz pro Schiene warnt vor voreiligen Schlussfolgerungen aus den so genannten Modellversuchen mit 25 Meter langen und bis zu 60 Tonnen schweren Riesen-Lkw in Niedersachsen. „Die Tests sind realitätsferne Laborversuche ohne Aussagekraft“, kommentiert Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, die am Donnerstag von Landesverkehrsminister Walter Hirche (FDP) in Hannover vorgestellten ausschließlich positiven Ergebnisse. „Herr Hirche betreibt Standortpolitik zu Lasten des Allgemeinwohls“, so Flege. Hirches Vorschlag, die Riesen-Lkw künftig als Ökoliner zu bezeichnen, seien angesichts der schwer wiegenden Bedenken des Umweltbundesamtes „kompletter Hohn“. Der Einsatz von Riesen-Lkw läuft in Niedersachsen bis zur Länderverkehrsministerkonferenz am 9./10. Oktober unverändert weiter.

Die Daten der am Testlauf beteiligten Speditionen sind von der Universität Hannover ausgewertet worden. Das Ergebnis: Deutliche Einsparungen beim Kraftstoffverbrauch sowie keine zusätzlichen Verkehrsgefährdungen und Unfälle. „Überholverbote sowie ausgeruhte und gut geschulte Fahrer, die zu umsichtiger Fahrweise angehalten werden, gehören nicht zum Alltag der Lkw-Branche. Stattdessen sind bewusste Verstöße gegen die Lenk- und Ruhezeiten auf Grund des Preisdrucks an der Tagesordnung. Unfälle mit Monstertrucks werden sich häufen und ihr verheerendes Ausmaß zeigen, sobald die überdimensionierten Fahrzeuge auf unsere Straßen gelassen werden“, warnt Flege.

Auch die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) befürchtet zusätzliche Unfälle und einen Verkehrskollaps auf den jetzt schon überfüllten Straßen. Thomas Kliewer, DPolG-Landesvorsitzender in Niedersachsen: „XXL-Trucks mögen sich für manche Highways in den USA eignen. In Deutschland genügen Straßen, Kreisverkehre, Brücken, Kreuzungen, Parkplätze und Schutzplanken nicht den Anforderungen dieser Fahrzeuge. Derartige Ungetüme haben in Niedersachsen nichts zu suchen.“ Auch an Bahnübergängen würde es mehr Unfälle geben, da die Schrankenautomatik und die Räumzeiten auf maximal 18,75 Meter lange Fahrzeuge ausgelegt sind. Allein in Niedersachsen gibt es 365 höhengleiche Bahnübergänge an Bundes- und Landesstraßen, die nicht von heute auf morgen umgerüstet werden können und deren Umrüstung den Steuerzahler Millionenbeträge kosten würden.

Auch das Ergebnis, dass der Einsatz von Riesen-Lkw Sprit einspare, sei kein Argument für die Umweltverträglichkeit von Monstertrucks. Im Gegenteil: „Transporte werden um bis zu 25 Prozent billiger, was langfristig dazu führt, dass Verkehr von der umweltfreundlichen Schiene auf die Straße gelangt. Die Folge wären hunderttausende zusätzlicher Lkw-Fahrten – klimapolitisch eine Katastrophe,“ so Flege. Denn: „Der Gigaliner ist dreimal klimaschädlicher als die Güterbahn.“ Eine bislang unveröffentlichte Studie im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums rechnet damit, dass bei den derzeit über die Schiene abgewickelten Automobiltransporten mindestens 50 Prozent nach Einführung des Gigaliners von der Schiene auf die Straße abwandern würden.

Auf der website http://www.gueter-auf-die-schiene.de/ können Sie sich rund um das Thema „Monstertrucks“ informieren und gegen die generelle Zulassung der Fahrzeuge aktiv werden.

Die Allianz pro Schiene ist das Bündnis in Deutschland zur Förderung des umweltfreundlichen und sicheren Schienenverkehrs. In dem Bündnis haben sich 16 Non-Profit- Verbände zusammengeschlossen: die Umweltverbände BUND, NABU, Deutsche Umwelthilfe und NaturFreunde Deutschlands, die Verbraucherverbände Pro Bahn, DBV und VCD, die Automobilclubs ACE und ACV, die drei Bahngewerkschaften TRANSNET, GDBA und GDL sowie die Eisenbahnverbände BDEF, BF Bahnen, VBB und VDEI. Die Mitgliedsverbände vertreten mehr als 2 Millionen Einzelmitglieder. Unterstützt wird das Schienenbündnis von 77 Unternehmen der Bahnbranche.