Berlin. Die schwarz-gelbe Bundesregierung plant Feldversuche mit überlangen und überschweren Lkw auf Deutschlands Straßen. Das geht aus dem Abschluss-Papier der Koalitionsarbeitsgruppe zum Verkehr hervor, das der Allianz pro Schiene vorliegt. Wörtlich heißt es in dem Entwurf für den Koalitionsvertrag: Wir wollen neue Nutzfahrzeugkonzepte durch die maßvolle Erhöhung der Lkw-Fahrzeuggrößen und -gewichte ermöglichen. Einen Einsatz größerer Lkw sehen wir allerdings nur in geeigneten Relationen. Chancen und Risiken wollen wir in einem bundesweiten Feldversuch evaluieren. Lediglich die Maximalvariante soll ausgeschlossen werden: Die Einführung des 60-Tonner-Lkw lehnen wir ab, heißt es in dem Papier. Dirk Flege, der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, kritisierte das Vorhaben scharf. Hinter einer scheinbar harmlosen Formulierung wird ein Politikwechsel zugunsten von Monstertrucks vorbereitet. Mit kleinen Schrittchen sollen die bisher geltenden Höchstmaße und -gewichte ausgehöhlt und nach oben verschoben werden.
Flege betonte, dass der deutsche Richtungswechsel gegen den erklärten Willen der Bürger in Europa stattfinde. Die Koalition wird noch zu spüren bekommen, wie unpopulär das Experimentieren mit Monstertrucks ist „, sagte Flege und kündigte einen breiten Protest an. Es ist kein Zufall, dass unser europaweit agierendes Bündnis No Mega Trucks“ gerade den 200. Unterstützer begrüßen kann“, sagte der Allianz pro Schiene-Geschäftsführer. Zu den Monstertruck-Gegnern zählen europäische Autoclubs, Umweltverbände, Verbraucherorganisationen, Gewerkschaften und Wirtschaftsverbände. In 22 Ländern vertreten sie über 12 Millionen Einzelmitglieder.
Die europäische Kommission bereitet zur Zeit eine neue Studie vor, die eine Änderung der EU-Richtlinie vorbereiten soll. Bislang dürfen herkömmliche Lastwagen mit Anhänger EU-weit nicht schwerer als 40 Tonnen und nicht länger als 18,75 Meter sein. An einer Anhebung der zulässigen Höchstgewichte und -Längen arbeitet die Lastwagen-Lobby in Brüssel schon seit Jahren.
Die Allianz pro Schiene ist das Bündnis in Deutschland zur Förderung des umweltfreundlichen und sicheren Schienenverkehrs. In dem Bündnis haben sich 16 Non-Profit- Verbände zusammengeschlossen: die Umweltverbände BUND, NABU, Deutsche Umwelthilfe und NaturFreunde Deutschlands, die Verbraucherverbände Pro Bahn, DBV und VCD, die Automobilclubs ACE und ACV, die drei Bahngewerkschaften TRANSNET, GDBA und GDL sowie die Eisenbahnverbände BDEF, BF Bahnen, VBB und VDEI. Die Mitgliedsverbände vertreten mehr als 2 Millionen Einzelmitglieder. Unterstützt wird das Schienenbündnis von 93 Unternehmen der Bahnbranche.