Berlin. Anders als die bundesweite Aufregung um Stuttgart 21 vermuten lässt, haben sich die Mitgliedsverbände der Allianz pro Schiene in einer Umfrage zu den 58 Schienenneu- und Ausbauprojekten der Bundesregierung überraschend einhellig geäußert: Die Mehrzahl der Projekte bewerteten sie auf einer Positivliste als unstrittig.
Mit Nürnberg Erfurt wurde nur ein einziges Projekt des Bedarfsplans Schiene von einigen Mitgliedsverbänden als Prestigeprojekt eingestuft. Keine einhellige Unterstützung aus den Reihen der Allianz pro Schiene-Mitgliedsverbände erhielten außerdem Stuttgart 21 und die Feste Fehmarnbeltquerung, die allerdings beide nicht im offiziellen Bedarfsplan aufgeführt sind. Einige weitere Schienenbauvorhaben des Bundes sind bei einzelnen Mitgliedern der Allianz pro Schiene zwar in ihrer aktuellen Ausgestaltung umstritten, ein grundsätzlicher Bedarf für den Schienenausbau in den betreffenden Korridoren wird aber von allen 17 Verbänden gesehen. Dazu zählen die Strecken für den Seehafen-Hinterlandverkehr im Dreieck Hamburg-Bremen-Hannover, die Mottgersspange im Spessart oder die Anbindung zum Flughafen Berlin. Die ganz überwiegende Zahl der Bedarfsplanprojekte genießt dagegen in der vom Bund vorgeschlagenen Variante die ungeteilte Zustimmung im pro Schiene-Lager.
Der Schienenausbau wird von unserem Bündnis gewollt, sagte der Vorsitzende der Allianz pro Schiene, Klaus-Dieter Hommel. Diese Zustimmung steht auf einem breiten Fundament. Zu den Mitgliedern der Allianz pro Schiene zählen die Umweltverbände BUND, NABU, Deutsche Umwelthilfe und Naturfreunde, die Verbraucherverbände Pro Bahn, DBV und VCD, die Automobilclubs ACE und ACV ebenso, wie die drei Bahngewerkschaften TRANSNET, GDBA und GDL. Hommel widersprach damit der verbreiteten Einschätzung, der Schienenausbau in Deutschland scheitere am allseitigen Widerstand insbesondere von Umweltverbänden und anderen NGOs. Unsere Umfrage zeigt, dass dies für die Schiene nicht der Fall ist , sagte Hommel und betonte auch, dass die Zahl der Prestigeprojekte erfreulich klein sei. Ferner wird die Mär widerlegt, bei der Konzentration auf die unstrittigen Projekte könne der Bund bei der Infrastruktur sparen. Bedarfsgerechte Investitionen in die Schiene, die zusätzliche Kapazitäten schaffen, erfordern nach Einschätzung der Allianz pro Schiene Bundesmittel in Höhe von fünf Milliarden Euro jährlich.