Berlin. Bahnfahren in Deutschland ist extrem sicher. Nach Berechnungen der Allianz pro Schiene war im Jahresdurchschnitt 2004 bis 2009 das Todesrisiko für Insassen eines Pkw 60mal höher als für Bahnreisende. Beim Verletzungsrisiko ist der Abstand noch deutlicher zu merken: Pro Milliarde Personenkilometer ist die Wahrscheinlichkeit auf der Fahrt zu verunglücken bei jeder Autofahrt rund 100mal höher als bei einer Bahnfahrt. Auch der Abstand zwischen Bus und Bahn ist spürbar: Das Todesrisiko für Businsassen ist im Vergleich zur Bahn viermal höher, das Verletzungsrisiko 28mal höher. Die Bahn ist das mit Abstand sicherste Verkehrsmittel, sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, auf einer Pressekonferenz gemeinsam mit dem Auto-Club Verkehr (ACV) am Montag in Berlin.
Bei einem EU-Vergleich zur Sicherheit der Verkehrsträger liegt Deutschland bei den Opferzahlen bei Auto- und Bahnfahrten auf den guten vorderen Plätzen. Im EU-Durchschnitt starben 3,51 Menschen pro Milliarde Personenkilometer auf den Straßen, in Deutschland waren es 2,78. Demgegenüber standen europaweit 0,16 getötete Bahnreisende. Mit 0,01 Toten lag Deutschland 2008 nur hinter Ländern, die gar keine toten Bahnreisenden zu beklagen hatten: Belgien, Dänemark, Estland, Finnland, Niederlande, Schweden, Slowenien und Großbritannien. Die Vision Zero, die der Straßenverkehr als Ziel anpeilt, ist bei der Bahn bereits Wirklichkeit, sagte Flege. In den Massenmedien sei dies noch nicht angekommen. Im vergangenen Jahr sei vielmehr der Eindruck entstanden, dass Bahnfahren lebensgefährlich sei. Das Gegenteil ist richtig. Die Bahn baut ihren Sicherheitsvorsprung im Vergleich zum Pkw und zum Bus seit Jahren aus.
Flege forderte von der Bundesregierung eine Transparenz-Initiative, um die horrenden Unfallfolgekosten des Straßenverkehrs sauber zu ermitteln, die zur Zeit als versteckte Kosten auf die Beitragszahler der Krankenkassen abgewälzt werden. Wir befürchten, dass der Straßenverkehr von der Allgemeinheit mit einem zweistelligen Milliardenbetrag subventioniert wird. Transparenz wäre hier das Mindeste.
Horst Metzler, Generalsekretär des Auto-Clubs Verkehr (ACV) warnte davor, anlässlich der seit Jahren sinkenden Zahl der Todesopfer im Straßenverkehr vorschnelle Entwarnungen auszusprechen. Über 4.000 Straßenverkehrstote in Deutschland und rund 39.000 Tote in Europa, das ist kein Grund zum Feiern, sagte Metzler und erinnerte daran, dass der Deutsche Verkehrssicherheitsrat von jährlich rund 10.000 lebensgefährlich Verletzten Unfallopfern in Deutschland ausgeht. Die Statistik müsste um die Rubrik Schwerstverletzte erweitert werden, um falsche Beruhigungen auszuschließen, sagte Metzler.
Der ACV-Generalsekretär sprach sich auch gegen die für Anfang 2011 geplanten Testfahrten mit Riesen-Lkw aus. Schon jetzt ist an jedem fünften tödlichen Unfall ein Lkw beteiligt. Riesen-Lkw verlängern die Überholwege um bis zu 44 Meter. Das sind entscheidende Sekunden, die im Ernstfall fehlen können. Nach Einschätzung des ACV würde die Einführung überlanger und schwerer Lkw auf Deutschlands Straßen den positiven Trend bei den Opferzahlen gefährden.