Berlin. Zur Präsentation ihrer frisch aktualisierten Umweltdatenbank haben die drei großen Verbände des Eisenbahnsektors darauf hingewiesen, dass die Bahn ihren Umweltvorteil gegenüber anderen Verkehrsträgern im Zeitraum von 1995 bis 2008 gehalten und zum Teil sogar beträchtlich ausgebaut hat. Die Autoindustrie füttert die öffentliche Wahrnehmung mit immer neuen grünen Parolen, sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege. Zwar gilt die Schiene allgemein als klimafreundlich, aber den Umweltfortschritt hat scheinbar das Auto gepachtet. Mit Hilfe der Daten, die trennscharf für alle Verkehrsträger erhoben sind, können wir zeigen, dass dieser Eindruck falsch ist. In wesentlichen Umweltparametern liegen die Bahnen weit vor Pkw und Lkw. Aber auch in der Entwicklungslinie habe sie sich deutlich schneller verbessert als der Straßenverkehr. Mit rund 24 Prozent Minderung im spezifischen Energieverbrauch von 1995 bis 2008 rangiere der Reisezug klar vor dem Pkw.
Quelle: ifeu 2010.
Auch beim CO2-Ausstoß mit 25 Prozent Minderung legt die Schiene ein höheres Verbesserungstempo vor. In beiden Schlüsselkategorien haben wir pro Personenkilometer schneller Fortschritte gemacht und unseren Anfangsvorsprung sogar noch vergrößert, sagte Flege und warnte die Politik davor, Steuermilliarden einseitig in die Elektromobilität auf der Straße zu stecken. Das wäre so, als ob die Schulpolitik sich nur um die Förderung von Sonderschülern bemüht, während sie die Klassenbesten links liegen lässt, sagte der Allianz pro Schiene-Geschäftsführer.
Für die deutlichen Fortschritte im Schienenverkehr gebe es einen einfachen Grund, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Bahnindustrie (VDB), Ronald Pörner. Seit Ende der 90er Jahre wurde intensiv in neue und umweltfreundliche Züge und Lokomotiven investiert. Republikweit fahren innovative Nahverkehrszüge, deren Umweltbilanz sich sehen lassen kann. So verbraucht ein moderner Elektro-Triebzug zwischen 30 bis 40 Prozent weniger Energie als ein Vorgängermodell. Pörner forderte die Bundesregierung auf, das Innovationspotenzial der Schiene stärker zu stimulieren als bisher, beispielsweise durch die Einführung einer Umweltprämie für den Austausch von Diesellokomotiven, die älter als 30 Jahre und noch nicht remotorisiert sind. Immerhin ein Fünftel der Gesamtflotte könnte davon profitieren. Auch ließe sich mit relativ geringem Aufwand der Bahnstrom-Mix grüner machen. Das wäre eine Revolution in greifbarer zeitlicher Nähe, wie sie das elektrische Automobil in absehbarer Zeit nicht erreichen kann.
Die Nachhaltigkeitsexpertin des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Uta Maria Pfeiffer, erklärte den Umweltfortschritt von Bus und Bahn unter anderem mit gestiegenen Fahrgastzahlen und besserer Auslastung des öffentlichen Verkehrs. Täglich nutzen über 28 Millionen Fahrgäste die Angebote des ÖPNV in Deutschland. Das sind jährlich gut zehn Milliarden Fahrgäste, die Busse und Bahnen für ihre Wege wählen. Das erspart der Gesellschaft täglich 18 Millionen Autofahrten, sagte Pfeiffer. Der ÖPNV sei damit ein Schlüssel zur Lösung der Umwelt- und Verkehrsprobleme, besonders im städtischen Raum. Deshalb seien die Regionalisierungsmittel gut angelegtes Steuergeld. Die Regionalisierung war eine gute Entscheidung, an der die Politik auch in Zeiten knapper Kassen unbedingt festhalten sollte, sagte die Vertreterin des VDV.
Die drei großen Verbände des Eisenbahnsektors, VDV, VDB und Allianz pro Schiene, waren sich einig, dass die Bundesregierung gut daran täte, mindestens die Hälfte der kürzlich in Aussicht gestellten zusätzlichen zwei Milliarden Euro für die Förderung der Elektromobilität in den öffentlichen Verkehr zu investieren.