Das insgesamt leicht gestiegene Sicherheitsempfinden der Reisenden während der Fahrt im Zug führte Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn auf zahlreiche Maßnahmen der Bahnbranche zurück. Die Menschen erleben es selbst und lesen es dann auch in der Zeitung, dass bei den zentralen Themen Videotechnik, Personal und Alkoholverbot einige Fortschritte erzielt worden sind. Naumann nannte als Beispiel die Berliner S-Bahn, die nach jahrelangem Streit nun ihre Videoüberwachung aufrüste. Oder Hamburg, wo man etwa beim Metronom mit einem Alkoholverbot gute Erfahrungen gemacht habe. Und schließlich die Deutsche Bahn, die für 2014 zusätzliches Personal angekündigt habe. Über die Bemühungen vor Ort hinaus verschafft uns die Umfrage tiefere Einblicke in die Wünsche der Fahrgäste, sagte Naumann.
Laut Forsa rangieren Videoüberwachung (78 Prozent) und mitfahrendes uniformiertes Personal (76 Prozent) bei den Befragten fast gleichauf bei den befürworteten Maßnahmen. 71 Prozent der Befragten wünschen sich für ihr Sicherheitsgefühl ein generelles Alkoholverbot in den Zügen. Dagegen plädieren lediglich 29 Prozent der befragten Nutzer des öffentlichen Verkehrs für mitfahrende Polizeibeamte. Dass gut zwei Drittel der Reisenden ein Alkoholverbot in Zügen gutheißen, ist bemerkenswert und wird den Aufgabenträgern und Unternehmen zu denken geben, sagte Naumann. Bei der Finanzierung von Sicherheitspersonal in den Zügen sehe er die öffentliche Hand in der Pflicht. Ziel sollte es im öffentlichen Personenverkehr sein, von 21 bis 6 Uhr und an Wochenenden immer ansprechbares Personal zu haben.
Ebenso wie das Sicherheitsgefühl in den Zügen hat sich auch das Sicherheitsempfinden an Bahnhöfen oder Haltestellen verbessert. Laut Forsa fühlten sich dort insgesamt 27 Prozent der Reisenden unsicher, während es 2013 noch 32 und 2012 sogar 36 Prozent waren. An den Verkehrsstationen herrscht gewaltiger Handlungsbedarf, sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege. Eine Verbesserung von 11 Prozent beim Sicherheitsgefühl auf Bahnhöfen und Haltestellen in nur drei Jahren ist zwar eine beachtliche Leistung. Dennoch braucht das ängstliche Viertel unter den Reisenden weiterhin besondere Aufmerksamkeit: Im Zweifelsfall gibt nämlich das Gefühl den Ausschlag, ob jemand den öffentlichen Verkehr nutzt oder eher meidet. Flege bemängelte dabei, dass es für den objektiven Faktencheck zu Gewaltvorfällen an Bahnhöfen und in Zügen weiterhin kein bundesweit vollständiges Zahlenbild gebe. Wenn wir die Statistik der Gewaltvorfälle hinzuziehen wollen, stoßen wir auf einen Flickenteppich, sagte Flege. So veröffentlicht kaum ein Bundesland Zahlen zu Übergriffen im öffentlichen Verkehr, die Kriminalstatistik des Bundes weist unter dem Oberbegriff Gewalt und Belästigungen den Verkehrs-Bereich nicht separat aus. Vom Bund fordern wir deshalb einen jährlichen Bundesbericht zur Sicherheit im öffentlichen Verkehr, um eine Entscheidungsgrundlage für weitere Maßnahmen zu haben, sagte der Allianz pro Schiene-Geschäftsführer.
Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft (BDSW), Harald Olschok, wies darauf hin, dass die zur Zeit öffentlich umstrittene Videotechnik von den Reisenden in den Zügen zwar sehr positiv bewertet werde, die Nutzer an den Bahnhöfen aber andere Prioritäten hätten. Laut Forsa votierten die Befragten am häufigsten für ansprechbares Sicherheitspersonal (90 Prozent) oder uniformiertes Bahn- oder Buspersonal (83 Prozent). An dritter Stelle rangierte die Videoüberwachung an Bahnhöfen auf der Skala der bevorzugten Sicherheitsmaßnahmen (82 Prozent). Uniformierte private Sicherheitskräfte sind offenbar wichtiger fürs Sicherheitsgefühl, als häufig unterstellt wird, sagte Olschok. Die Umfrage belegt, dass Menschen gerade an öffentlichen Plätzen vor allem auf andere Menschen vertrauen und erst an zweiter Stelle auf Technik. Olschok erinnerte die Politik daran, bei der Neuverhandlung der Regionalisierungsmittel in diesem Jahr die von den Fahrgästen gewünschte höhere Personalpräsenz nicht unter ferner liefen abzuhandeln.