Berlin, 18. August 2021. Mecklenburg-Vorpommern und Bayern muten ihren Bürgern die längsten Wege zu Bus und Bahn zu. Beide Länder bilden die Schlusslichter beim deutschlandweiten Ranking der Allianz pro Schiene zur Erreichbarkeit des öffentlichen Verkehrs. Mit einem besonders dichten Netz an Haltestellen und Bahnhöfen liegen dagegen das Saarland und Hessen vorn.
„Unsere Untersuchung offenbart große Unterschiede zwischen den Flächenländern“, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, am Mittwoch in Berlin. „Sowohl in Bayern als auch in Mecklenburg-Vorpommern ist der öffentliche Verkehr in der Fläche stark ausgedünnt. Das stellt der Landespolitik dort kein gutes Zeugnis aus.“
Das Erreichbarkeits-Ranking basiert auf offiziellen Daten des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), das dem Bundesinnenministerium unterstellt ist. Das Institut berechnet den Anteil der Bevölkerung, der innerhalb eines Radius von 600 Metern Luftlinie bis zu einer Bushaltestelle oder 1200 Metern bis zu einem Bahnhof lebt, wobei die Stationen werktags mindestens zehn Fahrten pro Richtung anbieten müssen. 600 Meter entsprechen einem Fußweg von etwa acht bis zehn Minuten, was das BBSR als noch zumutbar bewertet. Bei Bahnhöfen stuft es sogar noch größere Distanzen als hinnehmbar ein.
In Bayern ist knapp jeder fünfte Einwohner länger zu Bus oder Bahn unterwegs, in Mecklenburg-Vorpommern sogar mehr als jeder Fünte. Für sie ist der Weg zum Nahverkehr nach den Kriterien des Bundesinstituts also unzumutbar. Beide Länder fallen damit gegenüber dem bundesweiten Durchschnitt deutlich ab. In ganz Deutschland ist für über 91 Prozent der Menschen der Fußweg zum öffentlichen Verkehr nach den BBSR-Vorgaben zumutbar – die Daten stammen aus dem Jahr 2020. Bei der letzten Erhebung mit Daten von 2018 lag dieser Wert noch unter 90 Prozent.
„Die Entwicklung ist erfreulich. Alle Bundesländer haben die Versorgung mit Bus und Bahn ausgebaut“, betonte Flege. „Die gute Botschaft des Erreichbarkeits-Rankings lautet: Auch auf dem Land sind weniger Menschen abgekoppelt vom öffentlichen Verkehr. Bus und Bahn kommen zurück in die Fläche“, so Flege weiter. Auch die beiden Schlusslichter haben sich verbessert – Mecklenburg-Vorpommern von knapp 75 Prozent auf knapp 79 Prozent und Bayern von 79 Prozent auf 82 Prozent. „Der Rückstand zum Bundesdurchschnitt bleibt aber groß, so dass sich die Landesregierungen auf diesen ersten Erfolgen nicht ausruhen dürfen“, betonte Flege.
„Nur wenn das Netz an Bahnhöfen und Haltestellen dichter und die Zahl der angebotenen Fahrten deutlich erhöht wird, haben auch Menschen in ländlichen Regionen eine Alternative zum privaten Pkw. Zehn Fahrten pro Richtung reichen da nicht aus, nötig ist dafür mindestens ein Stundentakt. Auch in der so genannten Provinz sollte es eine Mobilitätsgarantie geben, die deutschlandweit ein Leben ohne eigenes Auto ermöglicht. Ein dichtes, flächendeckendes Netz an Bahnhöfen und Haltestellen ist zudem zwingende Voraussetzung dafür, dass Deutschland beim Klimaschutz im Verkehr endlich vorankommt“, sagte Flege.
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