Berlin, 26. August 2020. Wer auf einen Zug wartet, muss an den meisten Haltepunkten in Deutschland ohne WLAN auskommen. Eine Auswertung der Allianz pro Schiene von aktuellen Bundeszahlen bescheinigt nur den drei Bundesländern Schleswig-Holstein, Hessen und Hamburg eine gute Abdeckung. Diese Vorreiter bieten den Fahrgästen eine kostenfreie Verbindung ins Internet an mindestens drei von vier Haltestationen. Spitzenreiter Hamburg glänzt sogar mit einer WLAN-Abdeckung von fast 100 Prozent.
In Berlin dagegen hat das digitale Zeitalter an den Zugstationen noch nicht begonnen. In dem größten Stadtstaat Deutschlands sind gerade neun Prozent der Haltepunkte mit WLAN ausgestattet. Damit bleibt die Hauptstadt hinter dem Bundesdurchschnitt von zwölf Prozent zurück. Beim bundesweiten Schlusslicht Brandenburg sind Zughaltepunkte mit WLAN sogar die absolute Ausnahme: Nur eine von hundert Stationen bietet diesen Service. Besonders schlecht sieht es auch im Saarland mit einer WLAN-Abdeckung von 1,3 Prozent und in Rheinland-Pfalz mit 1,4 Prozent aus.
„Die flächendeckende Ausstattung mit kostenlosem WLAN sollte heutzutage eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein“, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, am Mittwoch in Berlin. „An viel zu vielen Haltepunkten sind Zugreisende vom Zugang zum WLAN abgeschnitten. Hier muss sehr schnell etwas passieren, damit Zugreisende an allen Bahnhöfen und Haltepunkten über WLAN kostenfrei und zuverlässig ins Internet kommen.“
Flege forderte ein Bundesprogramm als Unterstützung für die Länder, um die Ausstattung der Zugstationen mit WLAN rasch zu verbessern. In der Pflicht sieht er aber auch die Länder. „Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind riesig. Die Nachzügler wie Brandenburg, Saarland oder Berlin sollten sich ein Beispiel an Hamburg, Hessen und Schleswig-Holstein nehmen. Die drei Spitzenreiter zeigen, dass mit dem nötigen politischen Willen der Internetzugang sehr schnell sehr viel besser sein kann als er es heute ist.“
Bei Fahrradstellplätzen zeigt die Analyse der Bahnhofs-Ausstattung eine ausgesprochen positive Entwicklung. „Bei der Ausstattung mit Fahrradstellplätzen sehen wir beachtliche Fortschritte. Mit einem riesigen Kraftakt wird daran gearbeitet, den stark wachsenden Bedarf zu decken“, sagte Flege.
Nach Schätzungen der Allianz pro Schiene müssen bis 2030 über die bereits beschlossenen Programme hinaus Fahrradstellplätze an Bahnhöfen in einer sechsstelligen Größenordnung entstehen. Die DB hat mit ihrer Bike+Ride-Offensive bis 2022 den Bau von 100 000 Fahrradstellplätzen an den Bahnhöfen angekündigt. Gerade eröffnete sie im bayerischen Freising die mit 800 Stellplätzen größte Anlage im Rahmen der Bike+Ride-Offenisve. „Fahrrad und Bahn passen perfekt zusammen“, so Flege. „Deswegen können sich Pendler und Touristen darauf freuen, dass mit dem Bau so vieler Stellplätze an den Bahnhöfen die kombinierte Nutzung von Fahrrad und Zug für sie ein Stück leichter wird.“
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