Berlin, den 16. Januar 2019. Hessen bietet im Bundesländervergleich von allen Flächenstaaten die kürzesten Wege zu Bahnen und Bussen, gefolgt vom Saarland, von Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Besonders weite Strecken zu Bahnhöfen und Haltestellen müssen die Menschen in Niedersachsen, Bayern und vor allem in Mecklenburg-Vorpommern zurücklegen.
Für das erstmals veröffentlichte Bundesländer-Ranking hat die Allianz pro Schiene Auswertungen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) zur Erreichbarkeit des Öffentlichen Verkehrs genutzt. Demnach wohnen 96,1 Prozent der Hessen höchstens 600 Meter Luftlinie von der nächsten Haltestelle entfernt oder maximal 1.200 Meter vom nächsten Bahnhof mit jeweils mindestens 20 Fahrtmöglichkeiten am Tag. Im Saarland erfüllt der Öffentliche Verkehr immerhin für 95,7 Prozent der Einwohner diese Kriterien für eine gute Erreichbarkeit. Ebenfalls deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 89,7 Prozent liegen Nordrhein-Westfalen mit einem Anteil von 95,4 Prozent und Baden-Württemberg mit 94,8 Prozent. Beim Schlusslicht Mecklenburg-Vorpommern ist der Weg zum häufig fahrenden Öffentlichen Verkehr nur für 74,6 Prozent der Einwohner so kurz wie beschrieben. Schlecht schneiden auch Bayern (79,0 Prozent), Niedersachsen (83,1 Prozent) und Brandenburg (83,5 Prozent) ab.
„Ein dichtes, flächendeckendes Netz an Bahnhöfen und Haltestellen ist zwingende Voraussetzung für die Attraktivität des Öffentlichen Verkehrs“, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene. „Wenn die Politik den Verkehr umweltfreundlicher gestalten möchte, muss sie dafür sorgen, dass die Menschen in allen Regionen Deutschlands Busse und Bahnen auch schnell erreichen können.“ Die Bundesländer mit einer guten Erreichbarkeit des Öffentlichen Verkehrs kommen laut Flege auch auf bessere Umweltbilanzen im Verkehrssektor als die Regionen mit einem ausgedünnten Angebot. „Mich verwundert nicht, dass unser Länderranking Bayern und Niedersachsen ausgesprochen löchrige Netze an häufig bedienten Haltestellen bescheinigt“, betonte Flege. Diese Bundesländer lagen bereits beim Bundesländerindex Mobilität & Umwelt 2018/2019 weit hinten. Der Index vergleicht amtliche Statistiken und politische Weichenstellungen für eine nachhaltige Mobilität.
Eine Ausnahme bildet Hessen. Der Spitzenreiter bei der Erreichbarkeit von Bussen und Bahnen rangiert beim Bundesländerindex nur im Mittelfeld. Dies liegt allerdings auch an anderen Faktoren, wie z.B. dem Großflughafen Frankfurt mit einem hohen Treibhausgas-Ausstoß. Bei den meisten anderen Themen im Index kommt Hessen dagegen auf gute Ergebnisse.
„Wenn Bahnen und Busse gut erreichbar sind für die Menschen, steigert das nicht nur unmittelbar die Lebensqualität durch kürzere Fahrtzeiten zur Arbeit oder in der Freizeit. Mit einem dichten Haltestellen-Netz kann die Politik auch die Belastung der Luft mit Schadstoffen mindern und die deutsche Klimabilanz verbessern“, sagte Flege. Wichtig für die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs sei aber nicht allein die Erreichbarkeit der Haltestellen und Bahnhöfe, sondern auch deren Qualität. „Dafür muss auch der Bund seinen Beitrag leisten und das im Koalitionsvertrag angekündigte Tausend-Bahnhöfe-Förderprogramm zügig umsetzen“, forderte Flege.
Für das Ranking der Allianz pro Schiene hat das BBSR die Daten für die 13 Flächenländer und die drei Stadtstaaten jeweils gesondert ausgewertet, da in dicht besiedelten Gebieten die Wege zu Bus und Bahnen generell kürzer sind als in ländlichen Gebieten. Entsprechend kommen Bremen, Hamburg und vor allem Berlin auf Topwerte um die 99 Prozent und darüber.
Weitere Informationen:
Der Bundesländerindex Mobilität & Umwelt ist ein gemeinsames Projekt von Allianz pro Schiene, BUND, DVR und Quotas – die aktuellen Ergebnisse finden Sie hier.