Berlin, 09.04.2025. Sie retten Reisen, überwinden Barrieren, zaubern Gepäck wieder herbei und sind manchmal nicht weniger als die Superheldinnen und Superhelden einer Zugfahrt. Die Allianz pro Schiene zeichnet am Mittwoch bereits zum 15. Mal die Eisenbahner/innen mit Herz aus. Der Preis geht an besonders engagiertes Personal in Zügen, an Bahnhöfen und im Service-Bereich – ganz gleich, für welches Unternehmen diejenigen arbeiten. Die Preisträgerinnen und Preisträger 2025 werden am Mittwoch bei einer feierlichen Gala in Berlin geehrt.
Eine Fachjury aus der Bahnbranche hat die diesjährigen Eisenbahner/innen mit Herz aus mehr als 200 Einsendungen ausgewählt. Die Preise werden in den Kategorien Gold, Silber und Bronze vergeben. Der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene und Jury-Mitglied Dirk Flege lobte das Multitasking aller Ausgezeichneten: „Wuselige Bahnsteige, verspätete Züge, Notfälle – bei all unseren Preisträgern geht es in diesem Jahr um Geschichten, in denen alles gleichzeitig passiert und in denen es nur menschlich wäre, den Kopf zu verlieren. Sie alle haben aber außergewöhnlich hohe Belastbarkeit und großes Herz bewiesen und nicht ihre eigenen Bedürfnisse, sondern die der Reisenden in den Mittelpunkt gestellt. Echte Eisenbahner mit Herz eben“, so Flege.
Als Ekrem Erdem am 5. Juli 2024 an einem übervollen Bahnsteig in Gießen steht, weiß er noch nicht, was der Tag für ihn bereithält. Am Ende des Tages wird eine Reisende über ihn sagen: „Es hat mich umgehauen, wie cool er die ganze Situation gemanagt hat. Er ist für mich einfach Superman.“
Eine sichtlich aufgelöste Reisende tippt Ekrem Erdem am Bahnsteig an. „Sie müssen mir helfen“, sagt sie, „ich werde verfolgt.“ Erdem bringt sie in die 1. Klasse des Zuges, um sie von ihrem Verfolger abzuschirmen. Der Mann lässt sich jedoch nicht davon abbringen, in denselben Zug einzusteigen. Er schreit und will sich der Reisenden nähern. Er weigert sich, am nächsten Halt auszusteigen, versucht in die 1. Klasse vorzudringen. Plötzlich hält der Zug. Der Verfolger hat die Notbremse gezogen und rennt in die 1. Klasse. Erdem steht der Reisenden die ganze Zeit über zur Seite, baut sich vor dem Mann auf und hält ihn von ihr fern. Er bewahrt auch dann einen kühlen Kopf, als der Mann die Notentriegelung der Türen betätigt, auf offener Strecke, kurz vor der Einfahrt in den Frankfurter Hauptbahnhof. Erdem schafft es, die Situation unter Kontrolle zu halten, bis am Frankfurter Hauptbahnhof endlich die Bundespolizei übernimmt. Er redet noch lange beruhigend auf die Reisende ein und bringt sie sicher zum nächsten Zug. „Ohne Ekrem Erdem hätte ich das alles nicht geschafft“, sagt sie später.
Es ist der 24. März 2024, als am Hauptbahnhof in Düsseldorf wieder einmal alles gleichzeitig passiert. Auch hier ist der Bahnsteig rappelvoll. Ein medizinischer Notfall in einem ankommenden Zug, alle Fahrgäste müssen aussteigen. Am Nachbargleis fährt ein Regionalzug ein, in den eine Reisende mit Rollstuhl einsteigen möchte. Aber keine Chance, die Fahrgäste stehen bis zu den Türen. Da beginnt das echte Teamwork von Marcel Czubin, Regina Schreiber, Nick Schulze und weiteren KollegInnen. Einige von ihnen schirmen den Notarzteinsatz im Zug gegenüber von neugierigen Blicken ab. Das übrige Bahnhofsteam kümmert sich um die Reisende im Rollstuhl, die noch eine weite Reise von Düsseldorf nach Eisenach vor sich hat. Nick Schulze setzt darauf, dass die Reisende auch ohne Reservierung in einem ICE mitreisen darf, der nur wenige Minuten später von einem anderen Gleis abfährt. In Windeseile macht Marcel Czubin also ein paar Bahnsteige weiter den Hublift für den Einstieg in den ICE startklar, ein anderer Kollege reserviert den Aufzug für die Reisende, damit in der kurzen Zeit nichts mehr schiefgeht und sie den Zug keinesfalls verpasst. Währenddessen eilen Regina Schreiber und Nick Schulze mit der Reisenden zum ICE, der die Frau erfreulich unbürokratisch mitnimmt und sie sogar noch schneller als eigentlich geplant nach Hause bringt. Die Reisende ist am Ende des Tages überglücklich über so viel Engagement für ihren Rückweg, dass sie das gesamte Team des Düsseldorfer Hauptbahnhofs als Eisenbahner mit Herz nominiert.
Ulf Heinrich sitzt gerade gemütlich im Bordbistro des ICEs. Er ist noch gar nicht im Dienst, sondern auf dem Weg zu seinem Einsatzort Hannover. Da bekommt er eine aufgeregte Diskussion mit. Eine Reisende mit Kind und Fahrrad soll den Zug am nächsten Halt verlassen, weil sie keinen Stellplatz für ihr Fahrrad reserviert hat und das Abteil schon jetzt voll ist mit anderen Rädern. Die Reisende ist aufgelöst, denn das Fahrrad im ICE war eine Notlösung: Sie wollte ihr Rad eigentlich morgens am Bahnhof in Lüneburg abstellen, hatte aber in der Hektik ihr Fahrradschloss zuhause vergessen und kurzerhand entschieden, das Rad sicherheitshalber mit in den Zug zu nehmen. Ulf Heinrich will helfen. Er weiß, dass direkt hinter dem ICE auch ein metronom-Regionalzug nach Hannover fährt, denn er hat früher bei metronom gearbeitet. Er ruft also einen alten Kollegen an, findet raus, wer gerade Dienst hat und telefoniert kurz darauf mit Zugbegleiterin Iris Liebert, die zwar voll im Stress ist, sich aber dennoch bereit erklärt zu helfen. Die beiden vereinbaren, dass das Fahrrad der Reisenden für wenige Minuten in Celle am Bahnsteig zwischengeparkt wird. Dort würde Iris Liebert es im gestreckten Galopp schaffen, das Rad vom Bahnsteig abzuholen und in den Regio zu verladen. Am Bahnhof in Hannover würde dann Ulf Heinrich mit der Reisenden auf sie und das Fahrrad zur feierlichen Übergabe warten. Gesagt, getan. Die beiden haben der Reisenden nicht nur den Tag und ihre Zugfahrt, sondern auch das Fahrrad gerettet und sie damit sehr glücklich gemacht.
Weitere Informationen zu allen Landessieger/innen und Nominierten finden sich hier. In einer Online-Abstimmung unter allen Nominierten hatte sich außerdem Thomas Spillker von der Bayerischen Regiobahn als Publikumsliebling durchgesetzt.
Der Wettbewerb Eisenbahner/in mit Herz besteht aus zwei Teilen. Zunächst können die Fahrgäste über eine für alle offene Online-Abstimmung ihre Lieblingsgeschichte auswählen. Der Gewinner oder die Gewinnerin erhält den Preis in der Kategorie Publikumsliebling.
Darüber hinaus kürt eine siebenköpfige Fachjury aus der Bahnbranche die Kandidatinnen und Kandidaten für die Gold-, Silber- und Bronze-Auszeichnung sowie die Landespreisträger/innen.
Bahnfahrerinnen und Bahnfahrer können das ganze Jahr über hier ihre Reisegeschichten bei der Allianz pro Schiene einreichen. Jetzt eingereichte positive Erlebnisse werden für die Preisverleihung 2026 berücksichtigt.
Weitere Informationen:
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