Berlin, 04.05.2023. Zugbegleiterinnen, Lokführer und Servicepersonal – viele Beschäftigte sehen in ihrer Arbeit viel mehr als nur einen Job. Sie wachsen in besonders schwierigen Situationen über sich hinaus und setzen sich selbstlos für ihre Fahrgäste ein. Schon zum 13. Mal zeichnet die Allianz pro Schiene solche Eisenbahner/innen mit Herz aus. Am Abend des 4. Mai werden die Preisträgerinnen und Preisträger bei einer feierlichen Gala in Berlin geehrt.
Der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, lobt die diesjährigen Gewinner für ihren Einsatz: „Wir erleben immer wieder, dass auf der Schiene nicht alles rund läuft. Umso wichtiger und wohltuender sind Eisenbahnerinnen und Eisenbahner, die sich trotz aller Widrigkeiten mit so viel Herz, Mut und Engagement für die Fahrgäste ins Zeug legen wie die von uns prämierten Alltagshelden.“
Die Preisträgerinnen und Preisträger:
GOLD: Jochen Dietz von der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft mbH
Zugtoiletten sind vielleicht nicht gerade die Lieblingsörtchen von Bahnreisenden – aber doch von unschätzbarem Wert, wenn die Blase unterwegs drückt. Für einen älteren Herrn, der wegen Stellwerksproblemen in einer Straßenbahn feststeckt, droht die Fahrt von Wörth am Rhein nach Karlsruhe zur Tortur zu werden. Denn es ist keine Toilette an Bord, und auch nach einer Stunde ist völlig unklar, wann es weitergeht. Zum Glück ist Lokführer Jochen Dietz an Bord. Er nimmt ein regelrechtes Toiletten-Abenteuer auf sich, damit sich der Fahrgast erleichtern kann. Warnwesten anlegen, Gleise überqueren, Leitplanken überklettern, den älteren Herrn zum Fahrdienstleiter am nächsten Bahnhof führen – und dort endlich zur Toilette gehen. Nach diesem Erlebnis hat der Fahrgast Durst – und bekommt auf dem Rückweg zur Straßenbahn dann noch die Trinkflasche des Lokführers geschenkt.
SILBER: Kirstin Schley von DB Regio Mitte
Kirstin Schley kontrolliert gerade die Zugtickets im Regionalzug zwischen Kaiserslautern und Homburg. Dabei stellt sie fest, dass eine Reisende versehentlich in den falschen Zug gestiegen ist. Das ist aus vielen Gründen ärgerlich: Denn an diesem Abend fährt kein Zug mehr zurück nach Kaiserslautern. Und die Reisende hat schon ein Fernbusticket von Kaiserslautern nach Dresden gekauft. Kirstin Schley bietet ihr daraufhin das Rundum-Sorglos-Paket an: Sie macht eine Nachtbusverbindung von Saarbrücken nach Dresden ausfindig – und bezahlt das Ticket aus eigener Tasche, weil die Bahnfahrerin kein Geld dabei hat. Danach organisiert Kirstin Schley noch ein Taxi, das die Dame – die im Rollstuhl sitzt – in Saarbrücken zum Busbahnhof bringt. Von dort fährt sie schließlich doch noch nach Dresden. Die beiden tauschen Telefonnummern, und am nächsten Morgen ist Kirstin Schley erleichtert, dass die Reisende aller Umstände zum Trotz gut angekommen ist.
BRONZE: Sebastian Rösner und Andreas Immekeppel von RheinRuhrBahn (transdev)
Es ist ein heißer, stickiger Sommertag. Die Stimmung im Regionalzug zwischen Coesfeld und Essen ist angespannt. Fahrgäste beschallen ein ganzes Abteil mit ihrer Musik – und denken gar nicht daran, sie leiser zu drehen. Daraufhin eskaliert der Streit. Als Zugbegleiter Sebastian Rösner sich umdreht, steht ein Fahrgast mit aufgeplatzter Nase und Lippe vor ihm, das T-Shirt schon blutgetränkt. Er verarztet den Fahrgast und ruft Lokführer Andreas Immekeppel zur Hilfe, der entschlossen durchgreift und die Störenfriede am nächsten Bahnhof vor die Tür setzt. Die übrigen Fahrgäste sind erleichtert, dass das Duo die gefährliche Situation schnell auflöst und die Fahrt friedlich weitergehen kann.
SONDERPREIS: Robert Gottschalk, NordWestBahn (transdev)
Es ist früh am Morgen, als Lokführer Robert Gottschalk sich auf den Weg nach Göttingen macht. Kurz vorm Bahnhof Bodenfelde steht ein Mann am Gleis, der wild mit den Armen wedelt und immer wieder aufs Gleisbett zeigt. Robert Gottschalk weiß nicht, was los ist, aber erkennt sofort, dass er anhalten muss. Ein Kater liegt fast regungslos im Gleisbett. Robert Gottschalk nimmt ihn mit in den Führerstand, wickelt ihn in eine Warnweste und dreht die Heizung hoch. Unterwegs alarmiert er einen Tierarzt, der den Kater am nächsten Bahnhof untersucht. Schnell ist klar, dass das Tier dringend Hilfe braucht. Der Lokführer fährt weiter und ruft die Feuerwehr, die den Kater in Göttingen abholt und in die Tierklinik bringt. Dort stellt sich heraus: Der Kater wurde vergiftet. Zur gleichen Zeit sucht Robert Gottschalk nach Herrchen oder Frauchen des Katers. Er inseriert in Ebay Kleinanzeigen – und tatsächlich meldet sich Kater Oskars Frauchen! Kurz darauf sind die beiden glücklich vereint, und Oskar ist wieder wohlauf.
So funktioniert der Eisenbahner/innen mit Herz-Wettbewerb
Die Gewinnerinnen und Gewinner des diesjährigen Wettbewerbs wurden von einer siebenköpfigen Fachjury aus der Bahnbranche gewählt. Zuvor wurde bereits Tolga Özgül zum Publikumsliebling gekürt. Für diesen Preis kann jede und jeder auf der Website der Allianz pro Schiene abstimmen. Özgül hatte durch sein beherztes Eingreifen einen sexuellen Übergriff auf eine junge Frau verhindert.
Seit 2011 kürt die Allianz pro Schiene Eisenbahner/innen mit Herz. Ausgezeichnet werden besonders kundenfreundliche Beschäftige der Schienenbranche. Dafür sammelt das gemeinnützige Verkehrsbündnis das ganze Jahr über Geschichten von Zugreisenden, die sich über besonders nette und hilfsbereite Eisenbahnerinnen und Eisenbahner gefreut haben.
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