Berlin, den 14. September 2016. Die Zukunft des Verkehrs liegt im Ökostrom. Während die wenigen E-Autos wegen teurer Preise und geringer Reichweite noch nicht einmal an den Start gerollt sind, überrunden sie die Bahnen beim Thema Elektromobilität schon seit Jahren. Deutlich unterstreichen dies die jüngsten Ergebnisse des Umweltvergleichs von Allianz pro Schiene, dem Verband der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) und dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV).
Im Vorfeld der Eisenbahnfachmesse InnoTrans präsentieren die drei großen Verbände der Bahnbranche eine Ökobilanz zwischen Schiene, Straße, Wasserstraße und Luftverkehr: Danach liegen die Eisenbahnen sowohl im Güter- als auch im Personenverkehr in den Kategorien Klimaschutz, Energieverbrauch und Luftreinhaltung unangefochten weit vor allen anderen Verkehrsträgern. Weder Lkw oder Pkw, noch Flieger oder Binnenschiffe können sich mit der guten Umweltbilanz der Bahnen messen. Auch der Fernreisebus, der sich gern als „grüne Alternative zur Bahn“ feiern lässt, liegt im direkten Vergleich zum CO2-Ausstoß, beim Energie-Verbrauch und bei den Schadstoffen deutlich hinter dem mit Ökostrom betriebenen Fernzug. Nur der nichtmotorisierte Verkehr, Fahrradfahrer und Fußgänger, ist umweltschonender unterwegs.
Der aktuelle Umweltvergleich berücksichtigt die Effekte des steigenden Anteils von Ökostrom im Bahnstrom. Vor dem Hintergrund künftiger Anstrengungen zur Dekarbonisierung des Verkehrssektors könne die Eisenbahn eine Schlüsselrolle beim Erreichen der Klimaziele spielen, teilten die Verbände mit und luden die Politik ein, den Klima-Primus beim Wort zu nehmen.
„Die Eisenbahn hat ihren Anteil an Elektromobilität inzwischen auf rund 90 Prozent gesteigert“, sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, bei der Vorstellung des Umweltvergleichs am Mittwoch in Berlin. Im Land der Energiewende sei die Eisenbahn beim Anteil von Ökostrom inzwischen zu einer „Vorzeigebranche“ geworden. „Zum erfreulich hohen Ökostromanteil hat nicht zuletzt der Fernverkehr beigetragen“, sagte Flege. 42 Prozent des Bahnstroms in Deutschland stammt aus Erneuerbaren Energien, trägt also das Label Ökostrom.
Zum Vergleich: Der Anteil der Erneuerbaren im Verkehr insgesamt liegt bei mageren fünf Prozent und im allgemeinen deutschen Strommix bei 33 Prozent. „Die Eisenbahnbranche ist der unangefochtene Umweltvorreiter im motorisierten Verkehr“, sagte der Allianz pro Schiene-Geschäftsführer.
„Statt nur über schwer verkäufliche E-Autos zu diskutieren, sollte Deutschland lieber seine Bahnen von Wettbewerbsnachteilen befreien: eine Senkung der Stromsteuer, die viele europäische Länder schon eingeführt haben, wäre überfällig“. In Deutschland schultert der umweltfreundliche Schienenverkehr mit der 2017 wieder steigenden EEG-Umlage einen Teil der Kosten für die Energiewende, „während der Hauptemittent Autoverkehr keinen Beitrag leistet, um die Energiewende zu finanzieren“, kritisierte Flege.
(Link zu allen Grafiken Personen und Güterverkehr)
„Bahnfahren schützt das Klima, sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr“, erklärte Ben Möbius, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Bahnindustrie in Deutschland (VDB). „Züge sind die sparsamsten und effizientesten motorisierten Verkehrsmittel. Im Fernverkehr liegt der Verbrauch eines Zuges zum Beispiel bei 1,1 Liter Benzinäquivalent pro 100 Personenkilometer – der unangefochtene Spitzenplatz. Der Fernbus kommt auf 1,4 Liter, das Auto auf 6,1 Liter und das Flugzeug im Inlandsluftverkehr sogar auf stolze 11,1 Liter. Innovative Technologien deutscher Bahntechnikhersteller tragen dazu bei, den Energieverbrauch des Schienenverkehrs noch sparsamer zu machen, zum Beispiel durch die Rückspeisung von Bremsenergie, durch die Verwendung von Kohlenstofffaserteilen im Leichtbau, durch den Einsatz von Fahrerassistenzsystemen, von hybriden Antriebssystemen oder durch ein verbessertes Energiemanagement für Antriebe. Dabei spielen digitale Technologien eine immer größere Rolle. Die Forschungsanstrengungen der Bahnindustrie in Deutschland zu unterstützen, sorgt für zweierlei: Der Klimavorteil von Bahntechnologie kann weiter ausgebaut werden und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Bahnindustrie auf dem Weltmarkt. Ehrgeizige Klimaschutzziele sind nur zu erreichen, wenn der Verkehrssektor dazu einen Beitrag leistet. Was es dafür braucht? – Ein enges Zusammenspiel von Politik und Wirtschaft. Nur so lässt sich ein fairer intermodaler Wettbewerb erreichen, die Schieneninfrastruktur stärken, Verkehr auf die Schiene verlagern und die Schaffung eines einheitlichen europäischen Eisenbahnraums vollenden.“