Viele Bahnhöfe machen es Rollstuhlfahrern schwer

Ländervergleich der Allianz pro Schiene: Saarland, Hessen, Thüringen und Bayern liegen hinten

Endstation: Das muss nicht sein. Bundesländer wie Schleswig-Holstein machen es vor mit Bahnhöfen, an denen Rollstuhlfahrer gut zum Gleis kommen.

Berlin, 13. Mai 2020. Menschen mit Behinderungen und alte Leute haben es in Deutschland an Bahnhöfen im Saarland, in Hessen und Thüringen sowie in Bayern am schwersten. In diesen Bundesländern ist noch immer mehr als ein Fünftel der Bahnsteige nicht stufenfrei zu erreichen, womit der bundesweite Durchschnitt deutlich unterschritten wird. Dies hat das gemeinnützige Verkehrsbündnis Allianz pro Schiene mit Daten des Bundesverkehrsministeriums ermittelt und dafür die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion ausgewertet.  

Deutschland kommt voran – aber große Unterschiede zwischen den Regionen

Insgesamt erzielt Deutschland bei der der Barrierefreiheit für Zugreisende Fortschritte. Bundesweit stieg der Anteil der Bahnhöfe mit für alle gut zu erreichenden Gleisen von 77 Prozent in 2017 auf 83,5 Prozent in 2019.  Beim Schlusslicht Saarland liegt die Quote aber aktuell immer noch bei lediglich 71 Prozent. Und auch Thüringen (74 Prozent), Hessen (75 Prozent) sowie Bayern (knapp 80 Prozent) fehlt es im innerdeutschen Vergleich besonders oft an ausreichenden Aufzügen, Rolltreppen oder Rampen für den Weg zu den Gleisen. Einen überdurchschnittlich guten Zugang zu den Bahnsteigen bieten Schleswig-Holstein (97 Prozent), Berlin (95 Prozent) und Niedersachsen (93 Prozent) für Menschen mit Behinderungen, aber auch für alte Menschen, Familien mit Kinderwagen oder Radfahrer. „Im 21. Jahrhundert sollte es selbstverständlich sein, dass alle Menschen ohne fremde Hilfe den Zug erreichen können“, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, am Mittwoch in Berlin. „Dies wird gerade angesichts der demographischen Entwicklung in Deutschland für die vielen Zugreisenden im hohen Alter immer wichtiger.“

 

„Von einem wirklich behindertengerechten Bahnreisen ist Deutschland noch immer ein Stück weit entfernt“, betonte Flege. „Ich rufe vor allem die Regionen mit unterdurchschnittlichen Werten auf, schnell die Bedingungen für Menschen mit Behinderungen, für alte Leute, aber auch für Familien mit Kinderwagen und Radfahrer an den Bahnhöfen zu verbessern.“ Dabei stellte Flege klar, dass dafür aus Sicht der Allianz pro Schiene die Eisenbahnbranche nicht allein verantwortlich ist. In der Pflicht stehen genauso die Länder und die Kommunen, die diesen Prozess unterstützen müssen.

Barrierefreiheit ist mehr als Stufenfreiheit

Diese Erhebung erfasst den Zugang zum Bahnsteig und prüft, wo dieser möglich ist, ohne Stufen überwinden zu müssen. Barrierefreiheit im umfassenden Sinne ist allerdings mehr als diese Stufenfreiheit. Für eine barrierefreie Zugfahrt im umfassenden Sinne muss die gesamte Reisekette so organisiert sein, dass alle mobilitätseingeschränkte Reisende wie Rollstuhlfahrer, Blinde oder Gehörlose den Zug allein benutzen können. Dazu liegen zwar keine aktuellen Daten vor. Aber auch hier sieht die Allianz pro Schiene trotz beachtlicher Fortschritte immer noch großen Handlungsbedarf.

 

 

 

Weitere Informationen: