Verkehrswende baut auf ausgezeichnete Baukulturprojekte

Auch in diesem Jahr zeichnet die Allianz pro Schiene wieder Projekte mit dem Deutschen Verkehrswendepreis aus. Mit Unterstützung der Initiative Mobilitätskultur wird erstmalig auch ein Sonderpreis Baukultur vergeben. Damit werden Bauprojekte ausgezeichnet, die sich durch besondere Nutzerfreundlichkeit hervorheben, ihre Umgebung ästhetisch aufwerten und gleichzeitig den öffentlichen Verkehr stärken.

 

Ästhetik zieht an

Baukultur und Verkehrswende gehören zusammen: Denn um mehr Menschen zu motivieren, sich für Bahn, Rad oder Bus zu entscheiden, muss der Wohlfühlfaktor in den Punkten Sicherheit, Design und Aufenthaltsqualität bei der Gestaltung der Verkehrsinfrastruktur in öffentlichen Räumen stimmen.[1] Anders gesagt bedeutet das: wie attraktiv der Umweltverbund für die Nutzerinnen und Nutzer des öffentlichen Verkehrs ist, hängt auch entscheidend von der baulichen Gestaltung seiner Orte und Zugänge ab. Die Bahnhöfe in Coburg, Schwerin oder Eppstein zeigen beispielhaft, wie schön der Aufenthalt an Verkehrsstationen sein kann. Sie wertschätzen ihre Gäste mit einladenden, lichtdurchfluteten und großen Räumen, in denen man sich gern bewegt und verweilt. Mit kurzen Wegen zum Umsteigen oder Weiterfahren. Durch die Vermeidung von Angsträumen durch helle, einsichtige Tunnel und Unterführungen. Aber auch mit Einkaufsmöglichkeiten oder Restaurants.

 

Verkehrswende zum Anfassen

Wie bedeutend ein baukultureller Beitrag zur Verkehrswende auch hinsichtlich des Klimaschutzes ist, macht zum Beispiel das Fahrradparkhaus in Eberswalde deutlich. Um den nachhaltigen Verkehr zu stärken, hat die Stadt von 2020 bis 2022 ein Fahrradparkhaus auf den Bahnhofsvorplatz bauen lassen. Es bietet insgesamt 604 Rädern auf zwei Etagen einen Abstellplatz. Das Gebäude selbst ist eine bisher einzigartige Hybridkonstruktion, dessen Fassade, Träger- und Dachkonstruktion primär aus dem nachhaltigen Baustoff Holz bestehen. Auf dem Dach befinden sich eine bienenfreundliche Begrünung sowie eine Photovoltaikanlage zur Eigennutzung.

Aufgrund der gelungenen Verknüpfung von Form und Funktion wurde das Fahrradparkhaus im Jahr 2022 von der Allianz pro Schiene mit dem Deutschen Verkehrswendepreis ausgezeichnet.

[1] Siehe https://www.ak-berlin.de/baukultur/veranstaltungen/stadt-im-gespraech-berlin-im-wandel-verkehrt-planen-verkehrswende-und-bauwende-nur-gemeinsam

Anders als der Hauptpreis richtet sich der neu etablierte Sonderpreis Baukultur neben architektonischen Vorhaben auch an partizipative Projekte und künstlerische Interventionen, die Bürgerinnen und Bürger aktiv in Transformationsprozesse einbeziehen und damit zur Gemeinschaftsbildung beitragen. Denn eins haben bereits die Gewinnerinnen und Gewinner des Deutschen Verkehrswendepreis 2022 gezeigt: um die Verkehrswende erfolgreich zu gestalten, braucht es vor allem ein motiviertes Team, das gemeinsam Planung und Umsetzung angeht.

Burkhard Horn, Initiative Mobilitätskultur

 

Porträt von Burkhard Horn.
Über den Autor

Der Stadt- und Verkehrsplaner war über 25 Jahre in Kommunalverwaltungen als Verkehrsplaner tätig, zuletzt als Leiter der Abteilung „Verkehr“ beim Berliner Senat. Seit Herbst 2017 ist er als freiberuflicher Berater für Städte, Institutionen, Verbände etc. im Themenfeld „Nachhaltige Mobilität“ an der Schnittstelle Verkehrspolitik/Verkehrsplanung/Stadtentwicklung unterwegs. Seine Arbeitsschwerpunkte sind u. a. nachhaltige Mobilitätsstrategien für Kommunen einschließlich Governancefragen (Prozessentwicklung und -begleitung), Mobilitätskonzepte für Quartiere, Klimaschutz und Mobilität, die stadtverträgliche Gestaltung öffentlicher Raum und die Unterstützung von verkehrspolitischen Thinktanks bzw. Initiativen auf Bundesebene. Seit ihrer Gründung unterstützt er außerdem die „Initiative Mobilitätskultur“ als Fachberater. Mehr Infos unter https://burkhardhorn.de/