Seit dem Jahr 2000 wurden 336 Bahnhöfe stillgelegt. Dies ergab eine kleine Anfrage im Bundestag. Gerade in den ländlichen Regionen ist ein Anschluss an das Schienennetz jedoch eine Voraussetzung, um die Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene zu erreichen.
Seit der Bahnreform 1994 wurden in Deutschland mit über 3.600 km deutlich mehr Strecken des Schienenpersonennahverkehrs abbestellt als reaktiviert (über 800 km). Eine kleine Anfrage der Grünen im Bundestag gibt jetzt auch Aufschluss über die Stilllegung von Bahnhöfen in der Bundesrepublik seit dem Jahr 2000 (Laut Bundesregierung liegen der DB Station & Service AG erst ab diesem Jahr Zahlen bzgl. der Betriebseinschränkung vor).
Demnach legte Sachsen-Anhalt in 18 Jahren 95 Bahnhöfe still. Mit diesem Wert erreicht das Bundesland einen negativen Spitzenwert im Vergleich zu den restlichen Bundesländern. Demgegenüber stehen die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen mit null bzw. das Saarland und Schleswig-Holstein mit einem geschlossenen Bahnhof. Gerade kleine Gemeinden und Bahnhöfe im Osten sind überproportional häufig von der Stilllegung betroffen. Von den insgesamt 336 geschlossenen Bahnhöfen liegen 270 (80 Prozent) in Gemeinden und Städten der neuen Bundesländer.
Sollen die gerade verabschiedeten Klimaziele der Bundesregierung erreicht werden, so ist die Erreichbarkeit des öffentlichen Verkehrs einer der Kernpunkte der Verkehrswende. Eine gute Anbindung von Bus und Bahn ist eine wichtige Voraussetzung für eine hohe Lebensqualität. Zusätzlich schafft sie Anreize für den Wechsel vom Auto auf die Schiene.
„Die Menschen wollen die Schiene auch in der Fläche – dem muss die Politik Rechnung tragen“, so Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene. Durch die Stilllegung von Bahnhöfen und Bahnstrecken haben Bund und Länder in der Vergangenheit häufig die falschen Signale in Sachen Klimapolitik gesendet. Im Rahmen der neuen Klimagesetze haben sie jetzt die Möglichkeit, den Schienenanschluss wieder zu den Menschen zu bringen.
Eine Möglichkeit, die Erreichbarkeit zu erhöhen, ist die Reaktivierung von stillgelegten Bahnstrecken und den damit verbundenen Haltepunkten. Durch einen geringeren Aufwand ist die Reaktivierung mit wesentlich niedrigeren Kosten verbunden als der komplette Neubau einer Eisenbahnstrecke. „Auch dünn besiedelte Regionen dürfen nicht vom öffentlichen Verkehr abgekoppelt werden“, betont Dirk Flege. „Soll die Verkehrswende gelingen, dürfen die Bürgerinnen und Bürger den Verantwortlichen eine geringe Bevölkerungsdichte nicht als Ausrede für ein schlechtes Angebot an Haltestellen und Bahnhöfen durchgehen lassen.“