Der Corona Virus macht auch vor der Bahn-Branche nicht halt. Das Zugangebot wurde teilweise ausgedünnt, Fahrgastzahlen gehen zurück – und doch zeigt sich in der Krise erst recht: Die Schiene ist ein wichtiges Rückgrat für die Versorgungssicherheit in Deutschland. Die Schiene ist systemrelevant.
In Zeiten von Corona arbeiten alle Akteure gemeinsam. Die Verkehrsbranche hat zum Beispiel gemeinsam eine Charta für den Schienengüterverkehr unterzeichnet, die hier eingesehen werden kann. Es gibt aber noch weitere ungewohnte Allianzen und Kooperationen: Die Deutsche Bahn erkennt Tickets von Flixtrain an, weil der Konkurrent nicht mehr fahren kann. Und selbst verkehrsmittelübergreifend kommt es – etwa zwischen der Deutschen Bahn und Flugunternehmen – zu Absprachen.
Die Güterbahnen befördern neben wichtigen Rohstoffen auch Lebensmittel und medizinische Erzeugnisse. Ganze Branchen (Kraftwerke, Chemieindustrie u.a.), aber auch die Seehäfen sind abhängig vom Schienengüterverkehr.
Der besondere Vorteil der Bahnen: Auf der Schiene befördern Züge große Mengen an Gütern mit wenig Aufwand. Während unter gewöhnlichen Umständen vor allem die gute Umweltbilanz zählt, kommt es während der Corona-Krise auf den geringeren Personaleinsatz der Bahnen an.
Ein Güterzug ersetzt 30 bis 50 Lkw-Fahrten, ein Triebfahrzeugführer 30 bis 50 Lkw-Fahrer. Auch die Schließung der Grenzen wegen Corona beeinträchtigt den Schienengüterverkehr deutlich weniger als den Straßenverkehr. An Staatsgrenzen können Lokführer wechseln und die Fracht fährt weiter.
Die Güterbahnen stehen während Corona bereit, weitere Transporte zu übernehmen. Die Deutsche Bahn Tochter DB Cargo fährt zum Beispiel zusätzliche Güterzüge aus Italien nach Deutschland – gefüllt mit Nudeln und Lebensmittelkonserven. Die in den Medien auf „Pasta-Express“ getaufte Verbindung bringt es auf ein Volumen von insgesamt 100 Waggons und ist eine Reaktion auf die Hamster-Käufe in unseren Supermärkten. Auch die Wettbewerber der DB stehen bereit und können jederzeit Anfragen von Neukunden übernehmen. (siehe Pressemitteilung)
Die EU-Kommission hat die Mitgliedsstaaten aufgefordert, wichtige Grenzübergänge für „Kritische Berufe“ offenzuhalten. Die Staaten sollen dafür sorgen, dass diese Personen schnell über die Grenzen gelangen können. Gesundheitsuntersuchungen (zum Beispiel Messung der Körpertemperatur) können durchgeführt werden – wenn möglich aber erst nach der Grenze. So sollen lange Staus vermieden werden.
Die Liste der kritischen Berufsgruppen der EU-Kommission umfasst auch folgende Eisenbahn-Berufe:
– Schienenfahrzeugführer,
– Wagenmeister,
– Mitarbeiter von Instandhaltungswerkstätten,
– Personal der Infrastrukturbetreiber, das mit Verkehrsmanagement und Kapazitätszuweisung befasst ist
Wichtig für die Aufrechterhaltung des Bahn-Verkehrs während Corona:
Eisenbahner, wie Lokführer, Wagenmeister oder Fahrdienstleister sind Vertreter systemrelevanter Berufe. Sie können aber nur dann arbeiten, wenn auch die Rahmenbedingungen stimmen. So müssen beispielsweise die Kinderbetreuung gewährleistet, Hotels an den Standorten des Lokführerwechsels geöffnet oder Werkstätten für die Instandhaltung des Rollmaterials verfügbar sein.
Während wegen Corona überall in Deutschland der Betrieb eingestellt wird, halten die Eisenbahnverkehrsunternehmen wichtige Verbindungen weiterhin offen. Zwar haben auch die Bahnen Fahrgastrückgänge von 75-80 Prozent zu verzeichnen (so Verkehrsminister Andreas Scheuer am 24. März im Deutschlandfunk). Dennoch wird eine Grundversorgung aufrechterhalten. Das erlaubt es auch Menschen ohne Auto, ihren Arbeitsplatz zu erreichen oder sich um erkrankte Angehörige in anderen Teilen des Landes zu kümmern.
Ein weiteres tolles Zeichen haben Flixtrain und die Deutsche Bahn in der Corona Krise gesetzt. Flixtrain hat sich entschlossen, seine Verkehre vorerst einzustellen. Damit die Passagiere trotzdem an ihr Ziel kommen, haben sich die beiden Konkurrenten darauf verständigt, dass bereits gebuchte Tickets von Flixtrain während der Corona Krise auch bei der Deutschen Bahn gültig sind.
Das Außenministerium holt in diesen Tagen gestrandete Urlauber aus dem Ausland wieder zurück nach Deutschland. Damit diese nach ihrer Landung in Deutschland nach Hause gelangen, kooperiert die Deutsche Bahn mit dem Bund und den Fluglinien. Wer ein Flugticket einer Rückholaktion vorweist, kann dies für die Heimfahrt im Inland mit dem Zug zum Bahnhof des ursprünglichen Zielflughafens nutzen. Dieses Angebot gilt bis 30. April.
Auch der Schienenpersonennahverkehr (SPNV) wird momentan in ganz Deutschland aufrechterhalten. Die Entscheidung darüber liegt bei den jeweiligen Aufgabenträgern in den Bundesländern.
Es ist wichtig und richtig, dass sich der Öffentliche Nahverkehr an der Eindämmung von Corona beteiligt. Eine Maskenpflicht nur in Bussen und Bahnen ist allerdings wenig sinnvoll. Wir brauchen daher einheitliche Regelungen für den gesamten öffentlichen Raum und für alle Bundesländer.
Damit wir auch in der Krise von einem funktionierenden System Schiene profitieren, arbeiten tausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter – auch hinter den Kulissen.
Alle Bahnunternehmen haben Vorsichtsmaßnahmen getroffen, um Beschäftigte und Reisende zu schützen und die Ansteckungsgefahr zu minimieren.
Dass Eisenbahner echte Helden des Alltags sind, zeigt seit 10 Jahren der Wettbewerb Eisenbahner mit Herz der Allianz pro Schiene. Leider muss in diesem Jahr die offizielle Feier für die Eisenbahner mit Herz wegen der Corona-Krise ausfallen. Dennoch wird die Allianz pro Schiene die Sieger im Frühjahr bekannt geben. Am Tag der Preisverleihung sollten die von einer Jury ausgewählten Eisenbahner und Eisenbahnerinnen eigentlich im Bundesverkehrsministerium ihre Preise überreicht bekommen. „Die Eisenbahner und Eisenbahnerinnen mit Herz haben die öffentliche Würdigung verdient – vielleicht mehr denn je“, betont Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene.