Seit Anfang Oktober liegt die Dialogfassung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie (DNS) vor. Die interessierte Öffentlichkeit ist bis Ende Oktober aufgerufen, per E-Mail Stellung zum 313-Seiten-schweren Entwurf der Bundesregierung zu nehmen. Die aktualisierte Strategie soll dann im Frühjahr 2021 beschlossen werden.
Die DNS bildet den ressortübergreifenden Rahmen der deutschen Nachhaltigkeitspolitik und wird seit 2004 in Vier-Jahres-Zyklen fortgeschrieben. Seit 2016 orientiert sich die Strategie an den Nachhaltigen Entwicklungszielen (Sustainable Development Goals, kurz: SDGs) und soll anhand überprüfbarer Indikatoren den nationalen Beitrag Deutschlands zur Umsetzung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen aufzeigen.
Die damalige Fassung der Strategie war von der Allianz pro Schiene mit Kopfschütteln aufgenommen worden. Ein auschlaggebender Grund: „Das prognostizierte Wachstum des Güterverkehrs taucht in der Nachhaltigkeitsstrategie des Bundes als politisches Handlungsfeld nur noch auf der Schlagwortebene auf“, so Geschäftsführer Dirk Flege im Januar 2017. Auch fehlte eine Agenda zur Verkehrsverlagerung auf umweltschonende Verkehrsträger.
Wie bereits damals absehbar, wuchs die Transportleistung im Gesamtgüterverkehr zwischen 2005 und 2018 um 22%. Das schlägt sich nun negativ bei einem der wesentlichen Verkehrsindikatoren nieder, wie der aktuellen Dialogfassung der DNS zu entnehmen ist: „Der Endenergieverbrauch in der Güterbeförderung ist im Jahr 2018 gegenüber 2005 – entgegen dem angestrebten Ziel der Bundesregierung – um 6,2% angestiegen.
Er hat damit einen Anteil von knapp 30 % am gesamten Endenergieverbrauch des Verkehrs erreicht.“ Dies steht einem Senkungsziel zwischen 15% und 20% bis zum Jahr 2030 gegenüber. Gewinne und Verluste beim Verbrauch verteilen sich jedoch ungleich auf die unterschiedlichen Verkehrsträger: „Der starke Anstieg ist vor allem dem Gütertransport auf der Straße zuzuschreiben. Der Endenergieverbrauch im Straßengüterverkehr hat in diesem Zeitraum um 7,8% zugenommen, während bei der Bahn und der Binnenschifffahrt der Verbrauch deutlich reduziert wurde (–5,3% bzw. –26,7%).“
Auch der Personenverkehr verzeichnet Zuwächse in der Beförderungsleistung. So stieg zwischen 2005 und 2018 die Anzahl der insgesamt zurückgelegten Personenkilometer um 9,0%. Korrespondierend sank der verkehrsträgerübergreifende Energieverbrauch im gleichen Zeitraum um 9,1%. Somit wurde die Effizienz im Gesamtpersonenverkehr zwar merklich gesteigert.
Eine gesonderte Betrachtung der einzelnen Verkehrsträger verdeutlicht jedoch auch hier die Notwendigkeit einer nachhaltigen Verkehrsverlagerung. So ist im Straßenverkehr der Endenergieverbrauch laut Nachhaltigkeitsstrategie seit 2005 nahezu konstant geblieben (-0,5%). Anders die Schiene: „Ein besonders großer Anteil der Effizienzsteigerung ist den Eisenbahnen zuzurechnen. Hier stieg die Beförderungsleistung um 25,3%, während der Endenergieverbrauch um 8,9% gesenkt werden konnte. Dies entspricht einer Effizienzsteigerung um 27,3%.“
Ungeachtet der Tatsache, dass die Treibhausgasemissionen des Verkehrssektors hartnäckig auf dem Niveau von 1990 stagnieren, weisen auch in der vorliegenden Dialogfassung der DNS nur vier Indikatoren einen Mobilitätsbezug auf. Neben den zwei Indikatoren Endenergieverbrauch im Güterverkehr und im Personenverkehr, sind das noch die Flächeninanspruchnahme und die Erreichbarkeit von Mittel- und Oberzentren mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Einen Überblick zu den insgesamt 66 Indikatoren der DNS in interaktiver und kartenbasierter Form stellt das das Statistische Bundesamt (Destatis) auf einer Sonderseite zeitgleich mit den Online-Konsultationen bereit. Diese laufen noch bis zum 31. Oktober. Bis dahin können Stellungnahmen unter der Nennung des Stichwortes „Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie“ an die E-Mailadresse nachhaltigkeitsdialog@bpa.bund.de übermitteln werden.