Der Tourismus- Bahnhof des Jahres 2017, der Bahnhof Bayerisch Eisenstein, ist eine bundesweite Besonderheit. Er liegt genau auf der Grenze zwischen Deutschland und Tschechien, hat also sowohl einen bayerischen, als auch einen tschechischen Gebäudeteil. Der Bahnhof Bayerisch Eisenstein hat dadurch eine lange und teilweise beschwerliche Geschichte hinter sich: während des Kalten Krieges war das Bahngelände und sogar das Bahnhofsgebäude von einem Grenzzaun und einer Mauer getrennt. Heute sind beide Bahnhofsteile vereint, frisch renoviert und Symbol für das Ideal eines zusammenwachsenden Europas. Menschen aus aller Welt stehen nun wieder alle Wege offen, z.B. für einen Ausflug in den Böhmer- oder Bayerischen Wald. Besondere Ticket-Angebote wie das Bayern-Böhmen-Ticket laden zusätzlich zu grenzüberschreitenden Ausflügen mit dem Zug ein.
Anlässlich der Nominierung eines Grenzbahnhofs zum Bahnhof des Jahres 2017 lohnt sich ein näherer Blick auf Eisenbahn-Verbindungen zwischen Deutschland und Tschechien, die Menschen – und auch Europa – näher zusammenbringen. Welche Grenzübergänge gibt es? Wie sieht die weitere Planung aus?
Insgesamt gibt es derzeit 14 Eisenbahn-Grenzübergänge, die Deutschland mit Tschechien verbinden. Davon liegen vier in Bayern und zehn in Sachsen. Deutschland und Tschechien haben Anfang 2020 eine neue Bahnverbindung vereinbart, die die Fahrzeit Dresden-Prag auf 60 Minuten reduzieren soll.
Alle vier Grenzübergänge zwischen Bayern und Tschechien werden für den Personenverkehr genutzt. Für den Güterverkehr relevant sind die beiden Übergänge „Furth im Wald – Česká Kubice“ und „Schirnding – Cheb“. Darüber hinaus werden alle Strecken im Regionalverkehr befahren. Über Furth im Wald verkehren außerdem täglich vier durchgehende Züge von München nach Prag und umgekehrt.
Bislang ist keiner der vier Grenzübergänge zwischen Bayern und Tschechien elektrifiziert. Das soll sich jedoch bald ändern: im aktuellen Bundesverkehrswegeplan (BVWP 2030) ist etwa die Elektrifizierung der Strecke von Marktredwitz zur Grenze bei Cheb als „vordringlicher Bedarf“ vorgesehen. Bayern ist außerdem an kürzeren Reisezeiten auf der Strecke München – Prag interessiert. Passend dazu wurde kürzlich eine Studie mit dem Titel „Beschleunigung München – Praha“ veröffentlicht, die im Auftrag des Aufgabenträgers BEG erstellt wurde. In der Studie werden verschiedene Möglichkeiten für einen Streckenausbau untersucht und mögliche Szenarien durchgespielt. Voraussetzung für den Streckenausbau und die Beschleunigung ist eine Elektrifizierung der Schieneninfrastruktur.
Den wichtigsten Grenzübergang zwischen Sachsen und Tschechien mit starkem Personen- und Güterverkehr stellt eindeutig Bad Schandau – Dolní Žleb (Niedergrund) im Zuge der Strecke Dresden – Praha (Prag) dar. Dieser Übergang ist als einziger elektrifiziert und zweigleisig ausgebaut.
Die Strecke über Bärenstein – Vejprty wird nur im Sommer und an Wochenenden befahren. Die Strecke Ebersbach – Rumburk wird nur bedarfsweise für den Güterverkehr genutzt. Die Besonderheit des Grenzübergangs Zittau – Hrádek nad Nisou äußert sich dahingehend, dass die Strecke hinter Zittau auf knapp 3 Kilometern über polnisches Staatsgebiet führt, welches ohne Halt durchfahren wird, bevor tschechisches Gebiet erreicht wird.
Bei der Elektrifizierung der Grenzübergänge auf dem Schienenweg zwischen Deutschland und den Nachbarländern gibt es noch Nachholebedarf: Lediglich 28 von 57 sind mit einer Oberleitung ausgestattet.