Rekord-Leistungen in allen Sparten – dies bescheinigt die Bundesnetzagentur der Eisenbahnbranche in ihrer aktuellen »Marktuntersuchung Eisenbahnen 2018«. Dies reicht allerdings nur, um den Anteil der Schiene an der wachsenden deutschen Verkehrsleistung zu halten.
Die Verkehrsleistungen wuchs im Berichtsjahr 2017 über die ganze Branche hinweg. Der Schienenpersonennahverkehr verzeichnete laut Bundesnetzagentur ein Plus um etwas mehr als ein Prozent auf 57 Milliarden Personenkilometer. Im Schienenpersonenfernverkehr ging es um etwas mehr als zwei Prozent auf 41 Milliarden Personenkilometer nach oben. Und für den Schienengüterverkehr zeigt der Bericht eine Steigerung um mehr als zwei Prozent auf 129 Milliarden Tonnenkilometer.
Der Aufwärtstrend zeigt sich auch bei den Umsätzen. Sie legten im Eisenbahnverkehrsmarkt um zweieinhalb Prozent auf 20,7 Milliarden Euro zu. Zu dem Wachstum trugen alle Sparten – Güterverkehr, Personenfernverkehr, Personennahverkehr – bei. Höhere Erlöse gab es auch im Eisenbahninfrastrukturmarkt: Hier stiegen die Umsätze seit 2013 jährlich um gut drei Prozent auf 6,4 Milliarden Euro.
Bis zum Jahr 2010 schrumpfte die Zahl der Eisenbahn-Beschäftigten kontinuierlich. Seit 2013 aber steigt sie, so auch 2017. Für den Eisenbahnmarkt stellte die Bundesnetzagentur eine Beschäftigung im Umfang von 153 000 Vollzeitstellen fest, gegenüber 151 000 ein Jahr zuvor. Eine besonders starke Zunahme registrierte sie bei den Infrastrukturunternehmen. Bei der Befragung durch die Netzagentur bewerteten weniger als ein Drittel der Firmen die Verfügbarkeit von Fachpersonal als gut. Besonders schwierig ist die Suche nach Triebfahrzeugführern. Hier muss mehr als jedes zweite Unternehmen mit einer schlechten Lage umgehen.
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Durch ihr Wachstum konnte die Eisenbahn ihre Position im Wettbewerb mit anderen Verkehrsmitteln behaupten, aber nicht verbessern. „Die Anteile des Eisenbahnverkehrs an der deutschen Gesamtverkehrsleistung bleiben in einem stetig wachsenden wirtschaftlichen Umfeld weitgehend stabil“, schreibt die Bundesnetzagentur. Jahrelang habe der Schienengüterverkehr seine Stellung im sogenannten “Modal Split“ ausbauen können. Nun aber stagnierte der Anteil bei 19 Prozent. Der Schienenpersonenverkehr erhöhte seinen Anteil leicht auf 8,4 Prozent. Allerdings haben sich die Marktanteile über einen längeren Zeitraum hinweg (seit 2013) kaum geändert.
Der Wettbewerb in Deutschland ist mit 448 zugelassenen Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) so intensiv wie in wenig anderen Nationen. Allerdings stagnierte die Zahl der Marktteilnehmer zuletzt. Als „aktiv“ stuft die Bundesnetzagentur aufgrund ihrer Markterhebung etwas über 300 EVU ein. Davon sind 168 im kommerziellen Güterverkehr und 124 im Nahverkehr tätig. Im Personenfernverkehr konkurrieren lediglich 29 Unternehmen. Die meisten davon sind sehr klein und erbringen lediglich Sonderleistungen im Gelegenheitsverkehr. Die unterschiedliche Ausgangslage zeigt sich auch bei den Marktanteilen. Im Güterverkehr steigerten die Wettbewerber ihren Anteil um einen Prozentpunkt auf 47 Prozent. Im Personennahverkehr hielten sie ihren Anteil von 26 Prozent. Im Personenfernverkehr spielen sie mit einem Anteil von weiterhin unter ein Prozent nach wie vor kaum eine Rolle.
Die insgesamt positive Finanzsituation bestätigte sich 2017, wenn auch nicht für alle Anbieter. In dem Jahr erzielten 82 Prozent der EVUs ein positives Betriebsergebnis. Zwölf Monate zuvor war dies nur 77 Prozent gelungen. Dies heißt umgekehrt allerdings, dass ein Viertel der Firmen im Kerngeschäft ihre Kosten nicht durch laufende Erträge decken konnte. Etwas entspannt hat sich die Lage im Nahverkehr. Hier erzielten 71 Prozent einen Gewinn, nach 58 Prozent im Jahr 2016 und 53 Prozent in 2015. Und alle bundeseigenen Unternehmen schrieben schwarze Zahlen. Dagegen schafften dies einige größere Konkurrenten nicht. Anders stellt sich die Situation im Güterverkehr dar. Zwar weisen 86 Prozent der Unternehmen einen Überschuss auf. Allerdings liegt ihr Anteil nur bei 36 Prozent, wenn man die geleisteten Trassenkilometer heranzieht. Insgesamt fuhren die Unternehmen im Schienengüterverkehr sogar ein Minus ein. Unterm Strich spricht die Bundesnetzagentur von einer „akzeptablen wirtschaftlichen Situation“.
Einen erheblichen Einfluss auf die Profitabilität haben die Trassen- und Stationsnutzungsentgelte. Die Trassenpreise stiegen um zwei Prozent auf durchschnittlich 4,65 Euro je Kilometer. Die relativ starke Teuerung der Jahre zuvor setzte sich damit fort. Insgesamt ermittelte die Bundesnetzagentur für den Zeitraum 2013 bis 2018 eine Steigerung der Trassenpreise im Personenverkehr um 18 Prozent und im Güterverkehr um 13 Prozent. Dies liegt deutlich über der allgemeinen Teuerung und erst recht klar über dem Anstieg der Erzeugerpreise. Auch bei den Stationspreisen ermittelte die Bundesnetzagentur eine Steigerung oberhalb der allgemeinen Teuerungsrate.
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