Der Eisenbahnmarkt wächst, wenn auch nur gering. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Marktuntersuchung der Bundesnetzagentur. Für Eisenbahnunternehmen bleibt es dennoch ein schwieriges Geschäft.
19,2 Milliarden Euro wurden 2015 von Eisenbahnverkehrsunternehmen in Deutschland umgesetzt. Der Schienenpersonennahverkehr (SPNV) bleibt mit 10,1 Mrd. Euro weiterhin das stärkste Standbein der Branche, der Schienenpersonenfernverkehr (SPFV) erzielte einen Umsatz von 3,9 Mrd. Euro. Die größten Zuwächse verzeichnete der Schienengüterverkehr (SGV): 5,2 Mrd. Euro setzten die Güterbahnen im Jahr 2015 um.
Die aktuelle Marktuntersuchung Eisenbahn der Bundesnetzagentur bescheinigt dem Eisenbahnmarkt ein moderates Umsatzwachstum. Die Anteile des Eisenbahnverkehrs an der deutschen Gesamtverkehrsleistung bleiben weitestgehend stabil. Jedes Jahr befragt die Regulierungsbehörde Eisenbahnunternehmen mit dem Ziel, den Wettbewerb auf der Schiene zu kontrollieren und sicherzustellen. Für das Berichtsjahr 2015 wurden über 860 Marktteilnehmer befragt. Wir geben Ihnen einen Überblick zu den wichtigsten Ergebnissen der Marktuntersuchung Eisenbahnen 2016.
Mit 452 zugelassenen Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) ist der Wettbewerb in Deutschland so stark wie noch nie. Aus der Markterhebung der Bundesnetzagentur geht hervor, dass insgesamt über 350 EVU aktiv am Eisenbahnverkehr in Deutschland teilgenommen haben. Neben der Deutschen Bahn als bundeseigenes EVU gibt es am Eisenbahnmarkt drei weitere Eigentümergruppen (NE-Bahnen): Länder und Kommunen, privat kontrollierte Unternehmen sowie Tochterunternehmen ausländischer Staatsbahnen.
Schienengüterverehr: 163 Eisenbahnverkehrsunternehmen waren im kommerziellen Schienengüterverkehr aktiv. Die Verkehrsleistung stieg laut Bundesnetzagentur auf 121 Milliarden Tonnenkilometer, 59 Prozent erbrachte die Deutsche Bahn. Immer mehr Güter werden von Wettbewerbern transportiert, ihr Anteil lag 2015 bei 41 Prozent. 2014 waren es noch 36 Prozent.
Schienenpersonennahverkehr: Über 2,5 Milliarden Fahrgäste nutzen 2015 den Schienenpersonennahverkehr, so viele wie nie zuvor. Insgesamt boten 124 Eisenbahnverkehrsunternehmen ihre Leistungen im SPNV an, 78 Prozent der Verkehrsleistung erbrachte die Deutsche Bahn. Mit 22 Prozent ist der Anteil der NE-Bahnen am SPNV 2015 im Vergleich zu den Vorjahren leicht gestiegen.
Schienenpersonenfernverkehr: Der Wettbewerberanteil im Schienenpersonenfernverkehr liegt wie in den Vorjahren signifikant unter einem Prozent. Mit Ausnahme einiger weniger Verbindungen wird der gesamte SPFV von der Deutschen Bahn abgewickelt. Der bislang nur rudimentär ausgeprägte Wettbewerb sei laut Bundesnetzagentur unter anderem auf die die hohen erforderlichen Einstiegsinvestitionen zurückzuführen. Die Anzahl der Fahrgäste stieg um 2,3 Prozent von 129 Mio. auf 132 Mio. Fahrgäste.
Die wirtschaftliche Situation der Eisenbahnverkehrsunternehmen verschlechtert sich. Die Marktuntersuchung der Bundesnetzagentur kommt zu dem Schluss, dass nur 67 Prozent der befragten Unternehmen im Jahr 2015 ein positives Betriebsergebnis erwirtschaften konnten. Rund ein Drittel der EVU machten Minus.
Der Trend zeigt sich vor allem im Schienenpersonennahverkehr. Waren es 2013 noch 66 Prozent, erzielten 2015 nur noch 53 Prozent der Unternehmen am Eisenbahnmarkt ein positives Betriebsergebnis. Allerdings bilden diese 53 Prozent der Unternehmen rund 91 Prozent des Marktes ab, bezogen auf Trassenkilometer. Vor allem kleinere Unternehmen konnten sich mit ihren Geschäftsmodellen nicht durchsetzen.
Auch die Situation der Güterbahnen am Eisenbahnmarkt hat sich 2015 verschlechtert: Ein Drittel der Eisenbahnverkehrsunternehmen konnten im Berichtsjahr nicht kostendeckend wirtschaften. Durchschnittlich lag das Betriebsergebnis je Tonnenkilometer bei -0,17 Cent. Diese Entwicklung resultiert vor allem aus den Verlusten des größten Anbieters, DB Cargo. Werden die NE-Bahnen separat betrachtet, so konnten diese ein positives Ergebnis von 6 Cent je Tonnenkilometer einfahren. Zudem werden sie immer effizienter. Die Frachttonnage je Zug stieg von 459 in 2014 auf 470 Tonnen Fracht je Zug, ein Zuwachs von etwa 2,4 Prozent.
Rund ein Drittel ihrer Umsätze müssen Eisenbahnverkehrsunternehmen für die Nutzung der Infrastruktur aufwenden. Die Trassenpreise – die Nutzungsgebühr, die von den Eisenbahninfrastrukturunternehmen erhoben wird – steigen stetig. Die Bundesnetzagentur verzeichnet eine Verteuerung von 2011 bis 2016 um 15 Prozent im SPNV, 14 Prozent im SPFV und 13 Prozent im SGV. Auch die Stationspreise sind auf einem Höchststand. Je Stationshalt an einem Personenbahnhof verlangten die Betreiber im Jahr 2016 rund 5,19 Euro. Die Eisenbahninfrastrukturunternehmen erzielten im Jahr 2015 insgesamt sechs Mrd. Euro Erlöse aus Nutzungsentgelten. Dies entspricht einer Steigerung von 3,4 Prozent.
Der Anteil der Zahlungen der Aufgabenträger am Umsatz des Schienenpersonennahverkehr ist weiterhin leicht rückläufig. 2015 betrug er 56 Prozent (2011: 58,5 Prozent). Die Markterlöse der EVU aus dem Fahrkartenverkauf decken im Durchschnitt rund 44 Prozent der Kosten. Mit der Änderung des Regionalisierungsgesetzes wurde die Höhe der Regionalisierungsmittel auf 8,2 Milliarden Euro festgelegt, mit einer jährlichen Steigerung um 1,8 Prozent bis zum Jahr 2031.
Hier finden Sie die vollständige „Marktuntersuchung Eisenbahnen 2016“ zum Download.