Rund 740.000 zugelassene Autos gibt es in Hamburg. Was passierte, wenn niemand mehr mit ihnen fahren würde? Eine Verkehrssimulation der flinc Mitfahrzentrale aus Darmstadt hat es durchgespielt.
Ein Shuttle-System könnte fast den gesamten motorisierten Individualverkehr einer Stadt ersetzen – ohne längere Fahrzeiten und ohne Mehrkosten für den einzelnen Fahrgast. Das ist das Ergebnis einer Studie des Mitfahrnetzwerks flinc, die den Einsatz von Shuttles in Hamburg simuliert hat. 97 Prozent weniger Autos wären demnach in der Hansestadt unterwegs, die täglichen Staus abgeschafft.
In der Simulation fahren auf Hamburgs Straßen zukünftig fast ausschließlich Minibusse. Neun Fahrgäste sitzen darin, inklusive einem Fahrer. Sie alle haben denselben Weg vor sich, eine App hat die Fahrgemeinschaft zusammen gebracht. Pooling heißt das bei flinc. Das Shuttle fährt ein System von Haltestellen an, der Pooling-Algorithmus toleriert dabei eine Wartezeit von maximal fünf Minuten.
Wann die Shuttles fahren müssen und wohin, das hat flinc anhand von anonymisierten Handydaten errechnet. Ausgewertet wurden die täglichen Wechsel der Nutzer von einem Postleitzahlengebiet ins nächste. Nach dem Abgleich mit dem Fahrplan des Hamburger ÖPNV konnten so die Fahrten herausdestilliert werden, für die das eigene Auto benutzt wurde. Pro Tag legen Hamburgs Autofahrer rund 9,7 Millionen Kilometer in der Stadt zurück. Um alle diese Fahrten abzudecken bräuchte man lediglich 22.000 Shuttles, heißt es in der Simulation – nur drei Prozent der heute in Hamburg gemeldeten Autos.
Welche Auswirkungen hätte ein Shuttle-System auf die Lebensqualität in der Hansestadt? Es gäbe keine Staus mehr, so die Studie. Weniger Autos bedeuteten zugleich auch weniger Abgase und weniger Lärm. Ein entscheidender Faktor für eine lebenswerte Stadt. Dass der Verkehr ein Sorgenkind in Hamburg ist, zeigt der Bundesländerindex Mobilität der Allianz pro Schiene, bei dem die Stadt im vergangenen Jahr auf dem letzten Platz landete.
Doch würden tatsächlich alle Hamburger auf ihr Auto verzichten? Das ist recht unwahrscheinlich. Aber auch eine wesentlich geringere Anzahl an Shuttles hätte schon einen positiven Effekt auf den Verkehr in der Hansestadt, resümiert die Studie. Ein Nutzen, den die Simulation schon heute hat: Sie öffnet den Mobilitäts-Horizont und bricht mit dem gängigen Bild, der von Autos dominierten Innenstädte.