Überblick: Welchem Verkehrsträger die Mehrwertsteuer schadet – und welchem sie nützt

Mehrwertsteuer Reise-Beispiele

Sommerferienzeit ist Reisezeit. Schnell ist das perfekte Urlaubsziel gefunden, der Koffer ist gepackt und dann fehlt nur noch das Ticket, das einen ans Ziel und wieder nach Hause bringen soll. Doch wie reist es sich am besten: Mit der Bahn, dem Auto oder dem Flugzeug? Nicht selten ist der Preis das ausschlaggebende Argument und schon wenige Euro können den Unterschied machen. Während die umweltfreundliche Reise mit der Bahn meistens so ihren Preis hat, sind umweltschädliche Flugreisen oft spottbillig. Wie bei allen Produkten oder Dienstleistungen wird der Preis dabei auch durch die Mehrwertsteuer beeinflusst, die der Staat erhebt. Während der Flugverkehr bei internationalen Flügen gänzlich von der Mehrwertsteuer befreit ist, müssen Fernreisende im Zug in Deutschland bis zur Grenze den vollen Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent zahlen. So ist es kaum verwunderlich, dass viele Flüge billiger sind als Zugreisen.

 

Mit Bus und Bahn in den Urlaub, das ist gut fürs Gewissen. Aber umweltfreundlich Reisende sind bei der Mehrwertsteuer klar schlechter gestellt als Flugreisende, kritisieren Allianz pro Schiene und bdo.
Flugtickets: Keine Mehrwertsteuer auf internationale Flüge

Auf internationale Flugtickets werden in Deutschland – sowie in allen anderen europäischen Ländern – keine Mehrwertwertsteuern erhoben. Die aus Umweltperspektive ohnehin schon zu billigen Flugreisen werden auf diese Weise vom Staat noch billiger gemacht.

Bahntickets: 19 Prozent Mehrwertsteuer auf grenzüberschreitende Fahrten

Anders als bei Flugtickets fällt auf internationale Bahntickets in Deutschland der volle Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent an. Viele EU-Länder, wie zum Beispiel Dänemark, Italien und Schweden, entlasten grenzüberschreitende Zug- und Bustickets von der Mehrwertsteuer und stellen sie als umweltfreundliche Alternative dem Flugverkehr wenigstens gleich.

€€€ Rechenbeispiel: Mehrwertsteuer schmälert das Urlaubsbudget der Bahnreisenden €€€

 

Ein einfaches Rechenbeispiel zeigt die klare Benachteiligung von Bahnreisenden im Vergleich zu Flugreisenden: Angenommen wird ein Preis von 257,20€ inklusive Mehrwertsteuer für die Strecke Frankfurt – Amsterdam – Frankfurt mit dem Zug. Davon fallen 19 Prozent Mehrwertsteuer an, also 31,62€. Auf der gleichen Strecke würde der Reisende mit dem Flugzeug 0€ Mehrwertsteuer zahlen.

Klimaschädlichstes Verkehrsmittel bevorzugt

Gerade in Zeiten des Klimawandels ist solch eine steuerliche Benachteiligung des Bahnverkehrs schwer nachzuvollziehen. Ein Flugzeug stößt 22 mal mehr Treibhausgas-Emissionen aus und verbraucht 10 mal so viel Energie wie ein Fernzug. Deutschland stellt sich in der EU gern als Vorreiter in Sachen Klimaschutz dar, doch in der Praxis bevorzugt es das klimaschädlichste Verkehrsmittel überhaupt. Mal ganz davon abgesehen, dass dem deutschen Haushalt durch die Steuerbefreiung grenzüberschreitender Flüge jährlich rund 4,8 Milliarden Euro entgehen. Erst kürzlich bezeichnete Bundeskanzlerin Angela Merkel den Verkehr noch als das „große Sorgenkind“ des Klimaschutzes. Die Klimaziele für 2020 hat die Regierung schon lange aufgegeben. Ein „Weiter so“ darf es nicht geben, wenn die Bundesregierung wenigstens ihre Klimaziele bis 2030 erreichen will. Der Schienenverkehr hat als einziger motorisierter Verkehrsträger eine realistische Chance, 2050 komplett CO2-neutral zu sein. Das hat auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer verstanden und will laut dpa die Bahn mehr unterstützen. Wir sagen: Allerhöchste Eisenbahn, die Mehrwertsteuer für die Nutzung umweltschonender Verkehrsmittel abzusenken. Denn ohne faire Wettbewerbsbedingungen haben die Bahnen keine Chance, eine ernsthafte Alternative für reiselustige Deutsche zu werden.

Übrigens: Während der Fernverkehr auf der Schiene 2017 mit 28 Millionen Euro Stromsteuer belastet wurde, zahlte der Flugverkehr im selben Zeitraum keinen Cent Kerosinsteuer. Hinzu kommt, dass Fluggesellschaften 85 Prozent der CO2-Zertikate kostenlos erhalten, während die Schiene für Treibhausgaszertifikate vollständig kostenpflichtig aufkommen muss. Zwei weitere Gründe für den oftmals hohen Preisunterschied zwischen Bahn- und Flugtickets.

Ungleiche Belastung der Verkehrsträger - Steuern und Abgaben auf den Energieverbrauch in Deutschland

 

Weitere Informationen:

Die Mehrwertsteuersenkung ist eine der wichtigsten Forderungen der Allianz pro Schiene an den Bund 2017-2021. Alle weiteren Forderungen finden Sie in unserem „Fahrplan Zukunft“.