Verkehrsverlagerung - Mehr Güter auf die Schiene

Wie gelingt die Verkehrsverlagerung im Güterverkehr? Wir zeigen 10 Beispiele.

Der Verkehrssektor ist in Deutschland einer der Hauptverantwortlichen für den Ausstoß von Treibhausgasen. Um die Umwelt zu schonen, ist daher eine vermehrte Verkehrsverlagerung von der Straße auf die klimafreundliche Schiene notwendig.

Die fortschreitende europäische Integration aber auch die Globalisierung führen dazu, dass Waren über immer längere Strecken transportiert werden. Genau hier liegt eine besondere Stärke der Güterbahnen. Die Hälfte des Schienengüterverkehrs in Deutschland ist heute grenzüberschreitend, Tendenz steigend. Auch andere Trends eröffnen dem Schienengüterverkehr neue Chancen, darunter die zunehmende Containerisierung oder die stark wachsende Bedeutung der Energieeffizienz (systembedingter Vorteil für die Schiene). Zugleich ist der Schienenverkehr durch die Marktöffnung und die entstandene neue Anbietervielfalt wettbewerbsfähiger und kundenorientierter geworden.

 

1. Wieso ist eine Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene sinnvoll?

Der Verkehrssektor ist für rund 20 Prozent der Treibhausgase in Deutschland verantwortlich. Während andere Wirtschaftssektoren ihre CO2-Emissionen in den vergangenen Jahren reduzieren konnten, verursacht der Verkehr heute fast genauso viel Kohlendioxid wie im Jahr 1990. 95 Prozent der Treibhausgasemissionen im Verkehr gehen dabei auf das Konto des Straßenverkehrs.

Treibhausgasemissionen in verschiedenen Wirtschaftssektoren

Um unser Klima zu retten ist deshalb eine Verkehrsverlagerung notwendig, runter von der Straße und rauf auf die Schiene. Denn: Die Bahnen fahren mit Strom, der schon jetzt zu über 60 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Damit sind die Bahnen das umweltfreundlichste Verkehrsmittel für unsere Mobilität.

Im Kontext der Verkehrsverlagerung spricht man auch von der Dekarbonisierung des Verkehrs, also der Senkung der CO2-Emissionen. Fahren Sie mit der Bahn, anstatt mit dem Auto, produzieren Sie im Vergleich nur ein Drittel an CO2. Ein Güterzug verursacht pro Tonne je Kilometer nur ein Viertel so viel Kohlendioxid (CO2) wie ein LKW.

 

2. Was sind die Vorteile des Güterzugs?

Immer mehr Verlader und Spediteure entdecken die Potentiale des umweltfreundlichen Schienengüterverkehrs und streben von sich aus eine Verkehrsverlagerung an. Denn neben der Senkung der CO2-Emissionen sprechen auch unternehmerische Argumente dafür, mehr Güter auf der Schiene zu transportieren:

  • Verkehrsverlagerung ist effizient: Die Wirtschaftlichkeit der Transportkette bei Einbindung des Schienenverkehrs im Vergleich zum reinen Lkw-Transport ist größer.
  • Der Güterzug steht für Sicherheit: Im Vergleich zur Straße passieren im Schienenverkehr 42 Mal weniger Gefahrgutunfälle. Daher werden auch die meisten Gefahrentransporte mit dem Güterzug gefahren.
  • Mehr Kontrolle im Schienengüterverkehr: Die Transportkette und die Integration in die logistischen Prozesse der Unternehmen sind besser planbar.
  • Einfache Abfertigung: Die Bündelung der Verkehre mit der Schiene vermeidet massiven Lkw-Verkehr auf dem Werksgelände und sorgt so für bessere Abläufe.
  • Transport nach Fahrplan: Weil der Güterzug unabhängig von vielen Verkehrsproblemen auf der Straße ist (Staus, Unfälle etc.), ist die Verlässlichkeit höher.
  • Das Ansehen bei den Kunden steigt: Viele Verbraucher beziehen den Umweltfaktor mit in ihre Kaufentscheidung ein. Eine bessere CO2-Bilanz verbessert das Image eines Produkts.

 

3. Wie kann die Verkehrsverlagerung auf die Schiene gelingen?

Um den Marktanteil der Eisenbahnen am Güterverkehr zu heben, gibt es viele rechtliche und infrastrukturelle Hebel.

3.1 Kombinierter Verkehr

Eine zentrale Rolle bei der Verkehrsverlagerung nimmt dabei der kombinierte Verkehr ein. Beim kombinierten Verkehr (KV) werden standardisierte Transporteinheiten, z.B. Container oder Lkw-Sattelanhänger, bei der Beförderung vom Start- zum Zielort nacheinander von unterschiedlichen Verkehrsträgern transportiert. Dabei legen die Güter den größten Teil der Strecke auf der Schiene oder dem Binnenschiff zurück. Der Vor- und Nachlauf erfolgt dann auf der Straße. Durch den gezielten Ausbau der KV-Infrastruktur, etwa durch den Bau neuer Umschlagterminals und den Anschluss von Verladern und Speditionen an das Schienennetz, können mehr Güter auf der Schiene transportiert werden.

3.2 Ausbau des Schienennetzes

Je besser das Schienennetz, desto schneller kommt die Verkehrsverlagerung voran. Der Ausbau des Schienennetzes und insbesondere der Hauptverkehrsachsen erhöht die Kapazitäten des Schienengüterverkehrs. Eine wesentliche Effizienzsteigerung kann auch durch den Einsatz längerer Güterzüge erreicht werden. 740 Meter sind das Standardmaß in der EU. Bei uns fahren 60 Prozent aller Güterzüge aber nur mit einer Länge unter 600 Metern. Schon mit wenigen Baumaßnahmen kann das Schienennetz für diesen Standard fit gemacht werden.

3.3 Verursacherprinzip bei Umweltverschmutzung beachten

Der Straßenverkehr ist für 95 Prozent der  CO2-Emissionen im Verkehr verantwortlich. Um die Verkehrsverlagerung zu beschleunigen, gilt es daher finanzielle Fehlanreize aufzulösen. 

Ein wichtiger Grundsatz in diesem Zusammenhang ist das Verursacherprinzip: Die Kosten der Umweltbelastung und Umweltverschmutzung sollen diejenigen tragen, die sie herbeigefphren. Diese sogenannten externen Kosten müsse in das Abgabesystem des Straßenverkehrs eingerechnet werden. Außerdem sollte die Lkw-Maut auf dem gesamten Straßennetz erhoben werden.

Im Gegenzug gilt es die Belastungen des Schienenverkehrs zu senken. Dies sind im Wesentlichen die Trassenpreise und die Erneuerbare-Energien-Umlage (EEG-Umlage), die die Bahnen sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr auf ihren Fahrstrom entrichten müssen. Durch die Anhebung des Abgabesatzes der EEG-Umlage zahlen die Eisenbahnverkehrsunternehmen für den Umstieg auf Ökostrom nun jährlich 70 Millionen Euro mehr, während die Besteuerung von Benzin und Diesel seit Jahren unverändert bleibt. Die Verkehrsverlagerung kann nur dann Fahrt aufnehmen, wenn die Politik umweltfreundliche Verkehrsträger weniger belastet als klimaschädliche.

3.4 Förderprogramm für Unternehmen

Im Güterverkehr ist die Verkehrsverlagerung von Transporten bisweilen mit Investitionen verbunden, z.B. für einen Gleisanschluss oder den Bau einer Verladestation. Im September 2004 hat die Bundesregierung ein Förderprogramm für Unternehmen geschaffen, das einen Teil dieser Kosten trägt. Voraussetzung für eine Förderung ist eine verbindliche Selbstverpflichtung des verladenden Unternehmens, Verkehr in einem bestimmten Mindestumfang auf die Schiene zu verlagern. Die Mittel der Gleisanschlussförderung sollten erhöht werden. Unternehmen, die die Verkehrsverlagerung unterstützen, bekommen so eine konkrete Hilfestellung.

 


10 x Beispiele für eine erfolgreiche Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene

Die Allianz pro Schiene dokumentiert erfolgreiche Beispiele von Verkehrsverlagerung. Für das Projekt „Klima Dialog: Mehr Klimaschutz mit Schienenverkehr“ wurden in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt zehn Unternehmen bei der erfolgreichen Verlagerung ihres Gütertransports vom Lkw auf die Schiene potraitiert.

 

1. Mehr Vitamine, weniger CO2 – Coop setzt auf die Schiene

Mit 2.000 Läden ist Coop der zweitgrößte Einzelhändler in der Schweiz. Täglich werden mehrere tausend Tonnen zwischen Verteilerzentren und Geschäften transportiert. Coop setzt dabei auf schnelle Güterzüge. Trotz Lkw-Nachfahrverbot und Staus können die Läden so pünktlich mit frischer Ware beliefert werden. Nur die letzte Meile wird auf der Straße zurückgelegt. Das Umladen geht schnell, mit einem innovativen System ohne Kran.

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2. 15.000 Lkw weniger jedes Jahr: Henkel setzt auf den Güterzug

Ende der 90er übernahm Henkel das Schwarzkopf-Werk im bayerischen Wassertrüdingen. Die Schiene war dort längst Geschichte – Transporte fanden auf der Straße statt. Doch die neuen Hausherren ließen nicht locker und unternahmen mehrere Anläufe diesen Rückschritt zu beheben. Im Jahr 2010 fuhr dann der erste Zug ins 500 Kilometer entfernte Monheim am Rhein. Seitdem spart der umweltfreundliche Bahntransport 60 Lkw pro Tag.

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3. Gemüse von Deutschland nach Italien: Vitamine auf die Schiene!

Was macht italienische Pastasoßen besonders lecker? Möhren und Zwiebeln aus Twistringen bei Bremen. Von hier aus schickt die Gemüsebearbeitung Meyer GmbH ihre tiefgekühlten Vitamine nach Verona in Italien. Die 1.200 Kilometer über die Alpen legt das Gemüse bei -18 Grad in Tiefkühlaufliegern auf der Schiene zurück. Das spart 100 lange Lkw-Fahrten jedes Jahr.

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4. Einfach effizient: Hausgeräte auf der Schiene

Drei Mal pro Woche fährt ein Zug aus Łódź in Polen ins brandenburgische Nauen. Jeder hat 8.750 Wäschetrockner von BSH Hausgeräte geladen und spart 50 Lkw-Fahrten. Obwohl die Reise auf der Straße etwas schneller ginge, ist der Bahntransport effizienter: Keine Lkw-Schlangen beim Be- und Entladen und vor allem ist die Bahn pünktlich und entlastet den Lagerbetrieb.

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5. Getränke-Abfüllanlagen: Raus aus dem Stau, ab auf die Schiene

Jeden Tag werden Millionen Flaschen, Dosen und Becher mit Krones-Anlagen befüllt. Seit Anfang 2016 hat das Unternehmen aus Neutraubling bei Regensburg seinen eigenen Gleisanschluss. Von dort rollen täglich Waggons mit Maschinen- und Zubehörteilen in den Hamburger Hafen. Pro Jahr spart Krones so 1.750 Lkw-Fahrten.

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6. Windradlogistik – eine tonnenschwere Herausforderung

Der größte deutsche Hersteller von Windenergieanlagen transportiert übergroße Rotorblätter und Turmsegmente mit der Bahn. Nur die letzte Meile legen die Windrad-Teile auf der Straße zurück. Für den umweltverträglichen Transport wurde ein eigenes Eisenbahnunternehmen gegründet. In anderthalb Monaten konnten bereits 40 Schwerlast-Transporte auf die Schiene verlagert werden.

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7. Warsteiner: Das einzig Wahre fährt auf der Schiene

Immer längere Lkw-Kolonnen, Lärm und Abgase wollte die Warsteiner Brauerei ihrer Heimat nicht weiter zumuten. Es war klar: Warsteiner muss auf die Schiene. Nachdem kräftig investiert wurde, sechs Brücken gebaut und sieben Kilometer Gleise verlegt waren, konnte 2005 der erste Zug rollen. Heute fahren jährlich 130.000 Tonnen Bier umweltfreundlich mit der Güterbahn.

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8. Der Ford-Autozug: Eine Fiesta für die Bahn

1.700 Autos laufen täglich im Ford-Werk in Saarlouis vom Band. Doch wie gelangen sie zu den Kunden? Mit dem Autozug! Die Fahrzeuge werden über die Schiene zu den Verteilzentren und Häfen transportiert. Das spart täglich über 100 Lkw-Transporter, denn auf einen Lkw passen acht Autos, auf einen Autozug dagegen 300.

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9. Jacobs: Seit über 20 Jahren rollt der Kaffeezug

Als der Kaffeeröster Jocobs seine Transporte auf die Schiene verlagerte, war der Klimawandel noch kein Thema. Damals sollten die Bohnen vor allem effizient von Bremen nach Berlin gelangen. Bis heute zahlt sich die Zukunftsinvestition in den Gleisanschluss aus. Dazu ist der Kaffeezug jetzt auch noch komplett CO2-frei unterwegs. Allein durch den Bahntransport spart Jacobs jährlich 3.000 Tonnen des Klimagases ein.

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10. Ihre erste Fahrt legen die Trailer von Schmitz Cargobull auf der Schiene zurück

Schmitz Cargobull aus dem Münsterland ist der führende europäische Hersteller von Lkw-Sattelaufliegern und Anhängern. Doch wie kommen neue Sattelauflieger zum Kunden in Italien, ohne dass schon 1.000 Kilometer auf dem Tacho stehen? Die Lösung ist der CargoBeamer. Der kann Sattelauflieger auf der Schiene transportieren, auch wenn sie nicht kranverladbar sind.

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