Seit 2007 sind Schulklassen und Kindergartengruppen – meist in der letzten Septemberwoche – dazu aufgerufen, eine oder mehrere Mitmachaktionen durchzuführen, die verdeutlichen, dass zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Roller in die Schule zu kommen Spaß macht. Auch Lehrkräfte und Eltern sind aufgefordert mitzumachen und das Auto stehen zu lassen.
Schätzungen zu Folge wurden noch 1990 nur 10 Prozent der Grundschüler in die Schule gefahren. 2017 waren es laut der Studie „Mobilität in Deutschland“ ganze 43 Prozent, während 32 Prozent zu Fuß gingen, 13 Prozent das Fahrrad nutzten und 10 Prozent den Bus. 60 Prozent der Kinder, die gefahren werden, haben einen Schulweg von weniger als 800 Meter. Neben Faktoren wie veränderten Erwerbsbiografien, Zeitdruck im morgendlichen Haushalt, der Möglichkeit zur freien Schulwahl und der gestiegenen Kfz-Verfügbarkeit, sind es insbesondere die Sorgen der Eltern um die verkehrliche und soziale Sicherheit ihrer Kinder, die zunehmende Chauffeurdienste durch „Elterntaxis“ begünstigen.
Durch den morgendliche bzw. nachmittäglich Hol- und Bringverkehr entstehen jedoch ganz eigene Gefährdungslagen: Die starke Verdichtung des Fahrzeugverkehrs im Nahbereich der Schulen schafft Unübersichtlichkeit und überfordert die vorhandene Infrastruktur. Eltern halten aus Mangel an Parkgelegenheiten in zweiter Reihe und entladen ihre Kinder falschseitig in den fließenden Verkehr. Bei Wendemanövern wird über Geh- und Radwege rangiert. Busspuren werden blockiert. Kinder, die sich zwischen immer größeren Autos ihren Weg zur Schule bahnen werden übersehen. Die Passivierung der kindlichen Bedürfnisse nach Eigenbewegung und Eigenverantwortung im „Käfig“ Auto sorgt nicht selten für Stress und Streit – und so für unaufmerksame Fahrer. Gleichzeitig fehlen den gefahrenen Kindern wesentliche entwicklungspsychologische Praxiserfahrungen im alltäglich Verkehrsbetrieb. So entsteht eine selbsterfüllende Prophezeiung. Die elterlichen Bemühungen um Sicherheit erhöhen genau die Gefahren zu deren Milderung sie angedacht waren.
Mit ihrer Aktionswoche „Zu Fuß zur Schule und zum Kindergarten“ wollen VCD und das Deutsche Kinderhilfswerk hier ein Umdenken erreichen, von dem alle profitieren. Weniger Verkehrslärm, Stau und Abgase. Eine höhere Verkehrssicherheit durch ein geringeres Verkehrsaufkommen. Gesündere, ausgeglichener und selbständigere Kinder. Konkrete Projektideen können Lehrkräfte auf der Homepage der Aktionswoche finden. So haben in der Vergangenheit Grundschulen Laufpatenschaften eingeführt, Spendenaktionen für jeden gelaufenen Kilometer organisiert oder einen Parcours aufgebaut, an dessen Stationen Kinder spielerisch an die Themen Verkehrssicherheit, Bewegung und Nachhaltigkeit herangeführt worden. Auch die Partizipation von Eltern ist erwünscht. Hier gilt es Aufklärung über die Konsequenzen des Unmündighaltens und der Verweigerung verkehrstechnischer Lernprozesse zu leisten.
Auch für dieses Jahr haben sich wieder zahlreiche Schulen für die Aktionswoche angemeldet. Für die breite Umsetzung ihrer Projektideen haben sie bereits Rückenwind von hoher Stelle bekommen: In ihrem Rahmenbeschluss für Schulöffnungen nach der Corona-Krise empfiehlt die Kultusministerkonferenz ausdrücklich „nach Möglichkeit verstärkt zu Fuß zu gehen oder mit dem Fahrrad zu fahren.“
Angebot: Deutschlandweite Mitmachaktionen und kreative Projekte an Kindergärten und Schulen, Bereitstellung von Lehrmaterialien
Organisation: Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD)/Deutsches Kinderhilfswerk e.V.
Zeitraum: seit 2007
Ziel: Befähigung zur eigenständigen Mobilität, Erhöhung der Verkehrssicherheit
Zielgruppe: Kindergarten- und Grundschulklassen, Lehrer, Eltern
Geltungsbereich: Bundesweit
Webseite: www.zu-fuss-zur-schule.de
Dieser Steckbrief ist Teil des Projektes „Jung und umweltfreundlich mobil“. Gefördert durch: