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Aus Sicht der Reisenden ist das ganz einfach: Ein Bahnhof ist ein Ort, an dem man in Züge ein- und aussteigen kann. Eisenbahnbetrieblich wird aber genauer unterschieden: Hier ist ein Bahnhof eine Bahnanlage mit mindestens einer Weiche, an der Züge beginnen, enden, ausweichen oder wenden dürfen. Der Unterschied zu einem Haltepunkt besteht darin, dass die Züge an einem Bahnhof nicht nur anhalten können, sondern dass an einem Bahnhof auch rangiert werden kann. Bahnhöfe dienen außerdem nicht immer dem Reiseverkehr – es gibt auch reine Güterbahnhöfe.
Beim Aufbau einer Bahnstation für den Reiseverkehr unterscheidet man in Deutschland zwischen Verkehrsstation und Empfangs- oder Bahnhofsgebäude, wobei letzteres nicht an allen Stationen vorhanden ist.
Zur Verkehrsstation zählen, unter anderem, die Bahnsteiganlagen und deren Zugangsmöglichkeiten wie Treppen, Unterführungen und das Wegeleitsystem. Wenn es ein Empfangsgebäude gibt, befinden sich hier in der Regel Service-Einrichtungen wie Fahrkartenschalter und Wartebereiche und häufig auch Einkaufsmöglichkeiten. Hinzu kommen oft auch Eisenbahn-Büros oder Dienstwohnungen. Allerdings werden heute viele Bahnhofsgebäude nicht mehr direkt für den Eisenbahnbetrieb genutzt. Vor dem Empfangsgebäude liegt meist auch ein Bahnhofsvorplatz, der die städtebauliche Verbindung zur Ortschaft herstellt.
Im Zuge der Reformierung des Eisenbahnbetriebs sind in Deutschland die Empfangsgebäude vieler Bahnhöfe heute nicht mehr mit Personal besetzt oder sogar geschlossen. Dadurch sollen Beschädigungen durch Vandalismus vorgebeugt werden. Alternativ stehen den wartenden Reisenden an manchen Stationen überdachte Wartehäuschen zur Verfügung.
Auch hier wird wieder zwischen Verkehrsstation und Empfangsgebäude unterschieden: Verkehrsstationen gehören den Eisenbahninfrastrukturunternehmen (EIU), wie zum Beispiel der DB Station & Service oder verschiedenen NE-, also nicht bundeseigenen, Bahnen.
Die Empfangsgebäude – sofern vorhanden – können andere Eigentümer haben. Neben der Deutschen Bahn bzw. NE-Bahnen gehören die Gebäude auch Kommunen, Investoren, Vereinen. So besitzt die Deutsche Bahn AG heute (Stand 2021) im Vergleich zu 1999 nur noch 683 von damals 3507 Bahnhofs- bzw. Empfangsgebäuden.
Hier können Sie herausfinden, ob die Bahnhofsgebäude in Ihrem Landkreis noch im Besitz der Deutschen Bahn sind.
Auch bei der Finanzierung der Bahnhöfe unterscheidet man zwischen Verkehrsstation und Bahnhofsgebäude.
Für die Finanzierung der Verkehrsstationen gilt: Der laufende Betrieb wird in erster Linie durch das Stationsentgelt finanziert, das von den Eisenbahnverkehrsunternehmen für jeden Halt an einer Station zu entrichten ist. Investitionen in Erhalt, Aus- und Neubau von Verkehrsstationen werden durch den Bund und die Länder öffentlich gefördert. Hinzu kommen Eigenmittel der Eisenbahninfrastrukturunternehmen, denen die Stationen gehören.
Die Finanzierung des Bahnhofgebäudes obliegt im Prinzip vollständig den jeweiligen Eigentümern. Investitionen in die Empfangsgebäude werden nur in geringem Umfang öffentlich gefördert, z.B. im Rahmen von Konjunkturprogrammen oder Projektförderungen. Der laufende Betrieb wird in erster Linie durch Mieteinnahmen abgedeckt. Bahnhofsgebäude müssen sich in Deutschland also eigenwirtschaftlich finanzieren.
Die Geburtsstunde der deutschen Eisenbahn im Jahr 1835 gilt auch als Geburtsstunde des Bahnhofs in Deutschland. Die Fahrzeuge mussten abgestellt, die Züge gebildet und den Reisenden eine Gelegenheit gegeben werden, die Züge zu erreichen. Da diese aber länger und die Zahl der Reisenden höher als in den Postkutschen waren, kamen bald Bahnsteige, Bahnsteigüberdachungen und Bahnsteighallen hinzu.
Die Bahnhofsgebäude aus den allerersten Jahren der Eisenbahn waren vorrangig an technischen Notwendigkeiten orientiert. Ein Beispiel dafür waren die weitestgehend aus Holz errichteten Empfangsanlagen der Ludwigseisenbahn, der ersten deutschen Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth. Empfangsgebäude und Strecke dieser Bahn sind heute nicht mehr erhalten. Wenige Jahre später entstanden dann aber bereits repräsentative Bahnhofsbauten.
Ende des 19. Jahrhunderts stand die Eisenbahn für Fortschritt und wirtschaftlichen Erfolg. Deshalb wurden dort, wo eine größere Öffentlichkeit zu erwarten war, hoch repräsentative Empfangsgebäude geschaffen. Vielerorts entstanden regelrechte Kathedralen des Verkehrs, wie zum Beispiel in Leipzig, Frankfurt oder Bremen, um nur einige zu nennen.
Die Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg bedeuteten für die Bahnhofskultur meist eine nur schleppende Beseitigung der Kriegsschäden, zum Teil auch Rückbau und Verfall. Priorität hatte der Ausbau des Straßennetzes. Hinzu traten an manchen Stellen Neubauten, die aber nur in wenigen Fällen an die repräsentativen Bauten früherer Zeiten heranreichten. Mit vielen historischen Gebäuden wurde dagegen oft lieblos umgegangen.
Zusammen mit der allmählich aufkommenden Erkenntnis, dass die Vernachlässigung der Eisenbahn verkehrspolitisch nicht wünschenswert ist, verstärkte sich im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts auch wieder das Interesse an Bahnhöfen. Neubauten größerer Bahnhöfe gab es aber nur wenige. Sie erfolgten meist an den neuen Strecken des Hochgeschwindigkeitsverkehrs oder an Flughäfen. Echte Neubauten von Grund auf sind die zwei Hauptstadtbahnhöfe Berlin Hauptbahnhof (eröffnet 2006) und Wien Hauptbahnhof (eröffnet 2014).
Aktuell gibt es in Deutschland rund 5.700 Bahnstationen, die dem Reiseverkehr dienen – also Bahnhöfe, Haltestellen und Haltepunkte zusammen. Der größte Teil davon gehört mit rund 5.400 Bahnhöfen der Deutschen Bahn AG. Die Zahl der Bahnhofsgebäude liegt bei rund 2.300. Hiervon gehören nur noch ca. 700 der Deutschen Bahn AG. Das bedeutet, der größte Teil der Empfangsgebäude hat inzwischen andere Eigentümer.
Ja. Zum einen werden an Eisenbahnstrecken, auf denen der Personenverkehr reaktiviert wird auch die Stationen wieder geöffnet. Daneben werden aber zunehmend auch an bestehenden Bahnstrecken geschlossene Stationen wieder reaktiviert oder gänzlich neu eingerichtet. Eine Übersicht der Bahnstrecken, die seit 1994 reaktiviert wurden, finden Sie hier.
Mit 537.000 Besuchern pro Tag (Stand 2019) ist der Hamburger Hauptbahnhof der meistfrequentierte Fernbahnhof in Deutschland. An zweiter Stelle liegt der Hauptbahnhof Frankfurt (Main) mit 493.000 Besuchern pro Tag, gefolgt vom Münchener Hauptbahnhof mit 413.000 Besuchern pro Tag. Der Berliner Hauptbahnhof ist mit einer täglichen Besucherzahl von 329.000 deutschlandweit erst an vierter Stelle vorzufinden.
Der Anteil an Bahnhöfen mit stufenfrei zu erreichenden Gleisen stieg von 77 Prozent in 2017 auf 81 Prozent in 2021. Insgesamt erzielt Deutschland also bei der Barrierefreiheit für Zugreisende Fortschritte. Besonders schwer haben es Menschen mit Gebehinderung allerdings im Saarland, in Hessen und Thüringen sowie in Bayern. In diesen Bundesländern ist noch immer mehr als ein Fünftel der Bahnsteige nicht stufenfrei zu erreichen, womit der bundesweite Durchschnitt deutlich unterschritten wird.
Beim Schlusslicht Saarland lag die Quote Ende 2019 immer noch bei lediglich 60 Prozent. In Thüringen (76 Prozent), Hessen (73 Prozent) sowie Bayern (76 Prozent) fehlt es im innerdeutschen Vergleich besonders oft an ausreichenden Aufzügen, Rolltreppen oder Rampen für den Weg zu den Gleisen. Einen überdurchschnittlich guten Zugang zu den Bahnsteigen bieten Schleswig-Holstein (98 Prozent), Berlin (92 Prozent) und Niedersachsen (89 Prozent) für Menschen mit Behinderungen, aber auch für alte Menschen, Familien mit Kinderwagen oder Radfahrer.
Bahnhöfe sollen für mobilitätseingeschränkte Personen besser erreichbar werden
Mit dem Bundeshaushalt 2021 stellt der Bund noch einmal zusätzliche Mittel für die Barrierefreiheit und Attraktivität von Bahnhöfen zur Verfügung. Hier steigen die Mittel um mehr als das Dreifache auf 238 Millionen Euro. Die zusätzlichen Gelder sollen vor allem kleineren Stationen zugutekommen. Derzeit sind die Gleise noch bei etwa jedem sechsten Bahnhof in Deutschland nicht stufenfrei zu erreichen. Grundsätzlich müssen aber alle Züge auch für Rollstuhlfahrer, Eltern mit Kinderwagen, alte Menschen oder Reisende mit Fahrrad ohne fremde Hilfe erreichbar sein.
Wer auf einen Zug wartet, muss an den meisten Haltepunkten in Deutschland ohne WLAN auskommen. Lediglich Schleswig-Holstein, Hessen und Hamburg können mit einer guten Abdeckung punkten. Diese Vorreiter bieten den Fahrgästen eine kostenfreie Verbindung ins Internet an mindestens drei von vier Haltestationen. Spitzenreiter Hamburg glänzt sogar mit einer WLAN-Abdeckung von 90 Prozent.
In Berlin dagegen sind gerade mal zehn Prozent der Haltepunkte mit WLAN ausgestattet. Damit bleibt die Hauptstadt hinter dem Bundesdurchschnitt von elf Prozent zurück. Beim bundesweiten Schlusslicht Brandenburg sind Zughaltepunkte mit WLAN sogar die absolute Ausnahme: Nur eine von hundert Stationen bietet diesen Service.
Bahnhöfe sind mehr als Drehscheiben für den öffentlichen Verkehr. Sie sind Visitenkarten einer Stadt und Aushängeschild für den umweltfreundlichen und sicheren Verkehrsträger Schiene.
Seit Sommer 2004 prämiert die Allianz pro Schiene einmal jährlich den besten Bahnhof aus Kundensicht, der den Reisenden Komfort in jeder Hinsicht bietet. Dazu gehören umfangreiche Serviceleistungen, ein übersichtliches Kundeninformationssystem, eine gute Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr sowie ein einladendes Ambiente, das zum Verweilen einlädt.
Unter den ausgezeichneten Bahnhöfen finden sich einige der schönsten Bahnhöfe Deutschlands. Ob groß oder klein, modern oder nostalgisch: Stöbern Sie hier durch unsere Bildergalerien und entdecken Sie besondere Bahnhöfe.
Bahnhofslieder aus allen Genres
Die besondere Bedeutung von Bahnhöfen als Ort des Abschieds und Neuanfangs hat auch in der Musik ihren Platz gefunden. Hören Sie sich hier durch unsere Spotify Playlist mit Bahnhofsliedern aus verschiedenen Genres und entdecken Sie die Welt der Eisenbahnmusik.