Die ehemalige Residenzstadt Coburg ist um ein Schmuckstück reicher. Nach umfangreichen Sanierungs- und Renovierungsarbeiten erstrahlt der dortige Bahnhof in neuem Glanz. Coburg bietet den Reisenden auf kleinem Raum ein durchdachtes Serviceangebot, außergewöhnliches Design und verbindet dies mit regionalen Bezügen.
Der Bahnhof Coburg empfängt die Reisenden mit offenen Armen. Vor allem die historische Bahnhofshalle ist ein wahrer Hingucker. Das geschichtsträchtige Gebäude im Stile des Spätbarocks besticht im Innenraum durch eine angenehme Mischung aus historischen Elementen und zeitgemäßen Design. So entsteht in Coburg eine einzigartige Atmosphäre, in der sich Reisende und Besucher des Bahnhofs gleichermaßen wohlfühlen.
Schon beim Betreten des 1923 fertiggestellten Bahnhofs fallen die Lichtbäume im Zentrum der Empfangshalle auf. An ihnen zeigt sich exemplarisch, dass die Macherinnen und Macher des Bahnhofs beim Umbau Design und Kundenorientierung immer gemeinsam gedacht haben. Die Bäume schaffen eine wohltuende Lichtatmosphäre – sorgen durch ihre Gestaltung gleichzeitig aber auch für eine angenehmere Akustik im Raum.
Auf dem renovierten Boden im historischen Schachbrettmuster stehen moderne Sitzinseln, die mit USB-Anschlüssen ausgestattet sind. In ehemaligen Schaufenstern sind Sitznischen entstanden. Die Bahnsteigunterführung wurde renoviert und mit modernen, hellen Grafiken mit regionalen Bezügen ausgestattet. Selbst die Markierungen für den Raucherbereich auf dem Bahnsteig sind grafisch besonders gestaltet. Und die Reisenden können sich im Bahnhof direkt selbst in Szene setzen: Auf dem Bahnsteig 2/3 gibt es einen Selfiepoint mit dem Hinweis, dass hier ein tolles Fotomotiv mit der Veste Coburg im Rücken ist.
Die Jury hat nicht nur die besondere Aufenthaltsqualität beeindruckt, sondern auch eine durchdachte Wegeleitung mit vielen Details, die den Reisenden die Orientierung leicht machen. So finden die Reisenden vom Bahnsteig kommend direkt eine digitale Infostele der Stadt Coburg. Hier gibt es Informationen über die Stadt, einen Stadtplan sowie das regionale Hotelangebot. Es ist sogar möglich, direkt Hotels zu buchen. Ebenfalls direkt im Blick der ankommenden Reisenden ist die Echtzeit-Anzeige der nächsten Busabfahrten; wer in umgekehrter Richtung unterwegs ist, sieht die Abfahrtzeiten der nächsten Züge. Abgerundet wird das Bild durch die notwendigen Serviceangebote wie Fahrkartenschalter, Zeitschriftenhandel und Bahnhofs-Café. Eine öffentliche Toilette findet sich beim Busbahnhof.
Für die Jury fügen sich die Gestaltung mit all diesen Angeboten zu einem beeindruckenden Kundenbahnhof zusammen. Hier wurden auf kleinem Raum kreative Lösungen gefunden, um den Fahrgästen eine Wohlfühlatmosphäre zu bieten. Dieses Kleinod in Coburg ist damit Vorbild für viele weitere Bahnhöfe in Deutschland, die aus dem Dornröschen-Schlaf geweckt werden können.
Für einen aus Fahrgast-Perspektive überzeugenden Bahnhof kommt es auf die Zusammenarbeit vieler Akteure an – vor allem Stadt und Bahn. Dies ist in Coburg auch im Umfeld des Bahnhofs zu erleben. Gut gelungen ist die Verbindung von Bahnhof und Stadt: Die Straße vor dem Bahnhof wirkt durch eine fußgängerfreundliche Mittelinsel nicht als trennende Barriere. Die Gestaltung des Bahnhofsplatzes wirkt entschleunigend auf den Autoverkehr, ankommende Reisende werden in eine Allee nur für Fußgänger und Radverkehr direkt in Richtung Innenstadt geleitet. In der Gegenrichtung erkennen die Reisenden ihr Ziel – den Bahnhof – schon von weitem, da er genau in der Sichtachse liegt. Der angrenzende Busbahnhof ist auf kurzem Wege erreichbar, besticht architektonisch durch ein modernes Design und inszeniert sich dadurch als spannende Ergänzung zum spätbarocken Bahnhofsgebäude.
Einzig Gepäckaufbewahrungsmöglichkeiten im Bahnhofsbereich sowie mehr und überdachte Fahrradstellplätze am Bahnhof hätte sich die Jury noch gewünscht. Aber vielleicht gibt die Auszeichnung Bahnhof des Jahres hier noch einen zusätzlichen Impuls für entsprechende Ergänzungen. Dass die Beteiligten in Coburg grundsätzlich schon an die Verknüpfung mit dem Radverkehr denken, zeigt sich an der Service-Säule mit Luftpumpe und Werkzeugen für kleine Reparaturen am Fahrrad.
Durchschnittliche Reisende pro Tag: 5.000
Durchschnittliche Züge am Tag: 83
Anzahl der Bahnsteiggleise: 5
Gesamtfläche Empfangsgebäude: 2.133 m²
Barrierefrei: ja
Arbeitsplätze im Bahnhof (DB & Vermietung): ca. 20