Lag es daran, dass die Jury neuerdings Zuwachs vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club ADFC bekommen hat? Nein, die Begeisterung der Experten war einstimmig: Für Fahrradfahrer sorgen einige unter den 5400 Bahnhöfen Deutschlands inzwischen recht vorbildlich, aber ein Fahrradparkhaus mit einer Fahrradwaschanlage? Das hat nur der Bahnhof Göttingen zu bieten. Die niedersächsische Studentenhochburg, die ahnungslose Vorbeifahrer fast nicht als Großstadt einstufen würden, hat ihren Bahnhof allerdings ganz umfassend auf Fußgänger, Fahrradfahrer und Flaneure eingestellt.
Schöner Vorplatz mit Wasserspielen, Palmen und Sitzgelegenheiten
Ihren Bahnhofsvorplatz hat die Stadt resolut aus der Umklammerung einer Unmenge von teils schrottreifen Fahrrädern befreit. Durch Bügel und neue Abstellanlagen erscheint der frühere Wildwuchs heute harmonisch orchestriert, Radreisende finden am Bahnhof Göttingen endlich einen passenden Platz für den geliebten Drahtesel. Nun lädt der Vorplatz mit Wasserspielen, Palmen und Sitzgelegenheiten zum Verweilen ein die Aussicht auf das denkmalgeschützte Sandsteingebäude ist allemal ein Hingucker. Und wen das „Eisfieber“ packt, der schlendert hinüber zum gleichnamigen Lädchen, das es sich unter den alten Bäumen gemütlich gemacht hat.
Zur Expo 2000 wurde die Verkehrsstation generalüberholt. Die Göttinger lieben ihren helle Empfangshalle - und loben in vielen Einsendungen das freundliche Personal.
Resolut hat die niedersächsische Studentenhochburg ihren Bahnhofsvorplatz aus der Umklammerung einer Unmenge von teils schrottfreien Fahrrädern befreit.
Seit 1998 können Reisende das Bahnhofsgebäude auch von der Rückseite standesgemäß betreten. Der weitläufige Platz mit Vordach bietet sommers wie winters einen eleganten Zugang
Das Jury-Votum war eindeutig: Am Göttinger Bahnhof kommen Fahrradfahrer und Flaneure auf ihre Kosten.
Stimmungsvoller Einstieg: Die Band "Green and Silver" heißt die Gäste auf dem Bahnhofsvorplatz willkommen. Auch die Sonne lässt sich blicken.
Sissi Karnehm-Wolf war eine von 109 Einsendern, die ihren Bahnhof Göttingen für den Titel vorgeschlagen hatte. Als kleines Dankeschön überreicht ihr Mathias Gehle vom Verband der Bahnhofsbuchhändler einen Buchgutschein im Wert von 100 Euro.
Hoch die Urkunden: Oberbürgermeister Wolfgang Meyer (2,v.l., SPD) und Bahnhofsmanager Detlef Krusche (rechts) freuen sich sichtlich über die Auszeichnung für den "Bahnhof des Jahres Göttingen".
Im 2. Teil der Talkrunde will Moderator und Jurymitglied Dirk Flege (r., Allianz pro Schiene) vom Oberbürgermeister Wolfgang Meyer (l., SPD) wissen, wie die Zusammenarbeit mit der DB klappt. Die wohlwollende Antwort freut auch André Zeug (mitte). Als Vorstandsvorsitzender von DB Station&Service ist er der Chef aller Bahnhöfe in Deutschland.
Die Staatssekretärin Daniela Behrens vertritt im Polit-Talk den niedersächsischen Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Olaf Lies (SPD), der kurzfristig absagen musste.
Doch bevor das Buffet eröffnet wird, soll die Siegertafel an der Fassade freigelegt werden. Im Bild (v.l.n.r.): OB Wolfgang Meyer (SPD), Bahnhofsmanager Detlef Krusche (DB Station&Service), Dirk Flege (Allianz pro Schiene), André Zeug (DB Station&Service), Monika Ganseforth (VCD), Karl-Peter Naumann (Pro Bahn) und Staatssekretärin Daniela Behrens.
Ein gemeinschaftliches Schnippschnapp und die Sichtblende fliegt auf und davon. Die Akteure freut´s!
Da hängt sie nun und kündet von der großen Ehre: Göttingen ist Bahnhof des Jahres 2013 in der Kategorie Großstadtbahnhof.
Schon alleine dieses Buffet ist Beleg der tollen Gemeinschaft am Göttinger Bahnhof: Jeder Gastronom hat einen Teil zur Feier beigesteuert. Da ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Rund 100 geladene Gäste und viele Passanten verfolgen die Siegerkür auf dem festlich geschmückten Bahnhofsvorplatz. Aus Hannover ist die Staatssekretärin im niedersächsischen Verkehrsministerium, Daniela Behrens, angereist.
Die Bahnhof des Jahres-Jury lobte schon in ihrer Würdigung den imposanten Bau mit seiner harmonisch orchestrierten Fassade. Bei der Feier vor Ort schwärmt Monika Ganseforth (VCD) vom Vorplatz. Der sei so gut gelungen, dass es gar nicht auffalle, dass zwei Besitzer – Deutsche Bahn und die Stadt Göttingen – sich hier die Verantwortung teilen müssten. Die Jurymitglieder Karl-Peter Naumann (links, Pro Bahn) und der Allianz pro Schiene-Geschäftsführer Dirk Flege (rechts) können da nur zustimmen.
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Keine Schmuddelecken mehr
Auch die Rückseite des Bahnhofs ist inzwischen so ansprechend, dass manch eine Stadt für ihren Vorplatz von solchen Verhältnissen träumen könnte. Statt durch die üblichen Schmuddelecken zwischen Unterführungen oder Parkhäusern herumzuirren, können Reisende auch von rückwärts den Bahnhof standesgemäß betreten: dank des Vordachs bietet der weitläufige Platz sommers wie winters einen eleganten Zugang. Die Taxen drehen nur wenige Meter daneben ihre Runden und natürlich warten auch hier unzählige Fahrradständer auf Kundschaft. Sogar die Zubringerstraße auf der Rückseite ist hochgelegt worden, so dass am Bahnhof Göttingen der Pendler nirgendwo in den Keller abtauchen muss. Beim Vororttest war die Jury daher auch am Hinterausgang noch beflügelt. Das Fazit der Bahnhofstester: „In Göttingen scheint auf beiden Seite die Sonne.“
Viele helfende Hände am Bahnhof Göttingen
Wie motiviert das Personal im Bahnhof zupackt, zeigt ein Anruf im Fahrradparkhaus aus dem verspäteten ICE: „Wenn das Parkhaus um 23 Uhr schließt und der Zug erst um Mitternacht einfährt, wie kommt der Kunde dann an sein Gefährt?“ „Kein Problem“, sagte der Betreiber: „Ein Anruf genügt und wir stellen Ihr Fahrrad für Sie raus.“ Dass gleich nebenan auch ein Reparaturservice seine Dienste anbietet, überzeugte die Jury dann vollends: Wer morgens mit kaputtem Licht und ausgeleierten Bremsen vorfährt, kann abends ein rundum überholtes Fahrrad wieder mitnehmen. Und für den späten Hunger gibt es im Bahnhof Göttingen sogar einen Automaten für Grillfleisch. So etwas bietet nicht einmal die Party Metropole Berlin: Göttingen ist ganz klar der Bahnhof des Jahres 2013.
Allgemeine Informationen zum Bahnhof Göttingen
Westlich des mittelalterlichen Stadtkerns von Göttingen liegt der 1854 erbaute Bahnhof. Mit 27.000 Reisenden täglich ist der Göttinger Bahnhof ein bedeutender Schienen- und Verkehrsknotenpunkt für den Nah- und Fernverkehr in Südniedersachsen. Der Bahnhof erstreckt sich über eine Fläche von knapp 23.000 qm. Auf acht Durchgangsgleisen werden täglich 377 Züge im Nah- und Fernverkehr abgefertigt, darunter die ICE-Verbindungen Berlin-München,Berlin-Basel, Hamburg-Stuttgart oder Hamburg-München und die IC-Verbindung Stralsund-Karlsruhe (alle im Zwei-Stunden-Takt). Im Nahverkehr bedienen die Eisenbahnunternehmen DB Regio, Metronom und Cantus Städte wie Hannover, Kassel, Bebra, Nordhausen oder Ottbergen. Ausführliche Informationen haben wir hier für Sie zusammengestellt.
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